„Flugzeug ohne Landebahn“: Verkehrsversuch auf der B43 sorgt für emotionale Diskussion

Die Situation rund um den einspurigen Verkehrsversuch im Mühlheimer Stadtgebiet erhitzt die Gemüter. Die Allianz drängt auf eine baldige Entscheidung.
Mühlheim – Täglich grüßt das Murmeltier. Bei der jüngsten Sitzung der Stadtverordnetenversammlung haben Mühlheims Lokalpolitiker mal wieder über einen ungeliebten Klassiker der jüngeren Stadtgeschichte – den Verkehrsversuch auf der Bundesstraße 43 – diskutiert. Eigentlich ist das 2018 gestartete Experiment der einspurigen Ortsdurchfahrt längst abgeschlossen, viel getan hat sich seitdem nicht. Noch immer zieren die häufig als Legosteine bezeichneten Baken den Abschnitt zwischen Fähren- und Albertstraße im Kreis Offenbach.
In einem gemeinsamen Antrag, der vom Stadtparlament trotz teils emotional geführter Debatte letztlich mit großer Mehrheit beschlossen wurde (Eine Nein-Stimme, eine Enthaltung), hat die Allianz den Magistrat beauftragt, über Ergebnisse des Versuchs, etwaige Kosten sowie die Kommunikation mit der zuständigen Behörde Hessen Mobil zu berichten. Auf dieser Grundlage soll dann möglichst zeitnah eine Entscheidung in der Angelegenheit getroffen werden.
„Aus unserer Sicht gescheitert“: CDU kritisiert Politik rund um Verkehrsversuch in Mühlheim
„Es ist schade, dass wir nach so langer Zeit noch immer über das Thema sprechen müssen und keine umfassenden Informationen haben“, sagt CDU-Fraktionsvorsitzender Marius Schwabe und richtet seine Kritik dabei in erster Linie an den Bürgermeister und seine Verwaltung. Dem Christdemokraten zufolge haben die Stadtverordneten in den letzten Jahren lediglich „häppchenweise“ Updates und Hinweise zum weiteren Verlauf des Projekts aus dem Rathaus erhalten.
„Aus unserer Sicht ist der Versuch gescheitert und auch die Akzeptanz der Bürger ist mittlerweile auf den Nullpunkt gesunken“, meint Schwabe und ergänzt: „Das Ganze ist aus dem Ruder gelaufen, es gibt keinen Rahmen, keine Struktur – wir machen uns nur noch lächerlich.“
Auch aus dem Lager der Bürger für Mühlheim (BfM) wird Kritik laut. Fraktionschef Jürgen Ries wirft der Rathausspitze vor, „Behörden-Pingpong“ zu betreiben und die Verantwortlichkeit alleine Hessen Mobil zuzuschieben. „Man hat damals ein Flugzeug starten lassen, ohne die Landebahn zu bauen. Das ist nicht zu Ende gedacht und als Leidtragender steht am Ende der Bürger“, moniert er.
SPD in Mühlheim verteidigt Verkehrsversuch auf B43
Harald Winter von der SPD hält dagegen, bezeichnet den Versuch mitnichten als Fehlschlag. „Wir alle haben uns doch längst an die Verkehrsführung und die zusätzlichen Parkplätze gewöhnt“, meint der Sozialdemokrat und lässt es sich nicht nehmen, in Richtung Allianz zu sticheln: „Ich weiß, es fällt schwer, einen Konsens zu finden. Die Grünen hätten gerne weniger Verkehr und noch mehr Radwege, während die BfM am liebsten eine dritte Spur bauen würden.“
Darüber hinaus weist Winter darauf hin, dass ein Großteil der von der Allianz geforderten Informationen längst vorliege. So stünden etwa alleine auf der städtischen Homepage zahlreiche Daten und Einträge zum Thema zur Verfügung, die zudem fortlaufend aktualisiert würden. „Der einzige Punkt, zu dem es noch keine finalen Informationen gibt, sind die Kosten“, so der Fraktionsvorsitzende.
Verkehrsversuch in Mühlheim: Bürgermeister weist Vorwürfe als „schlichtweg falsch“ zurück
Bürgermeister Daniel Tybussek stimmt seinem Parteikollegen zu, weist die Vorwürfe an sich und seine Verwaltung zurück. „Was hier behauptet wird, ist schlichtweg falsch. Jeder von Ihnen kann sein Handy zur Hand nehmen und sich mit wenigen Klicks in das Thema einlesen“, meint der Rathauschef und zählt zahlreiche Mitteilungen und Hinweise auf, die im Laufe der Jahre herausgegeben wurden.
Für den schleppenden Verlauf sieht Tybussek derweil vor allem die schwierige Zusammenarbeit mit Hessen Mobil verantwortlich. So habe die Stadt beispielsweise erst 2021 – rund zwei Jahre nach Abschluss des Versuchs – das „Go“ zur Umsetzung etwaiger Maßnahmen von der Behörde bekommen. „Daran wird sich auch mein Nachfolger noch die Zähne ausbeißen“, prophezeit der scheidende Rathauschef. Eine entsprechende Anfrage blieb von Hessen Mobil bis Redaktionsschluss leider unbeantwortet. (Jan Lucas Frenger)