Footbag: Große Show mit kleinem Ball

Mühlheim - Spaß, das wird schnell klar, ist es immer noch. Nur dass Andreas Nawrath sich mittlerweile mit Footbag Titel verdient. Die Sportart, in der er Mitte Oktober den zweiten Platz bei der Deutschen Meisterschaft erreicht hat, ist auf den ersten Blick kaum bekannt. Von Corinna Hiss
„Footbag sagt erst mal keinem was“, erläutert der gebürtige Mühlheimer. In der Tat ist der Sport aber gerade unter Jugendlichen populär und dient häufig als Zeitvertreib in Schulhöfen oder Parks. „Viele nennen es Hacky-Sack, aber das ist nur eine der Marken, die Footbags herstellt“, beschreibt Nawrath. Begonnen hat es bei ihm vor rund zehn Jahren auf dem Schulhof des Friedrich-Ebert-Gymnasiums. Den Anstoß gab der Bruder, der ihm einen Footbag geschenkt hat. „Danach stand ich immer mit meinen Freunden auf dem Schulhof und wir haben uns den Ball im Kreis zugekickt“, erzählt der 27-Jährige. Bei den meisten bleibt es dabei, ein Hobby, das leicht in jeder Hosentasche zu verstauen ist.
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Bei Nawrath aber war das Interesse stabil. Im Netz entdeckte er Videos mit Ball und artistischen Darbietungen. Die Vielfältigkeit, mit der der kleine Ball durch Körperbewegungen in der Luft gehalten wird, faszinierte ihn, sodass aus anfänglichem Zeitvertreib echte Leidenschaft wurde. „Mittlerweile trainiere ich fast täglich mehrere Stunden“, sagt Nawrath nicht ohne Stolz. Für ihn ist Footbag ein Sport wie jeder andere auch. Um gut zu sein, erfordere es Disziplin, intensives Training und eine lange Vorbereitung. „Vor jedem Training wärme ich mich auf, außerdem halte ich mich mit Seilspringen und Pilates fit“, erzählt der Mühlheimer.
Footbag: Mühlheimer tanzt mit dem Ball
Die Mühe hat sich offenbar gelohnt, denn seine zweiminütige Darbietung auf der Deutschen Footbag-Meisterschaft wurde von der Jury mit dem zweiten Platz gewürdigt. Vorgaben dafür gab es in dem Sinn keine. Einzige Bedingung: Der Ball darf nicht den Boden oder die Hände berühren. Ansonsten kann er auf jede beliebige Weise in der Luft gehalten und gekickt werden. „Die Jury bewertet sowohl die artistische Interpretation als auch die Technik“, beschreibt Nawrath den Ablauf der Meisterschaft. Das ist es auch, was ihn besonders begeistert: Footbag Freestyle ist so individuell, wie es der Name schon ausdrückt. Pralle Muskeln sind dabei wenig hilfreich, dagegen ist eine ausgefeilte Technik alles.
„Bis man so weit ist, Footbag professionell zu spielen, braucht man aber viel Geduld“, sagt der 27-Jährige schmunzelnd und ergänzt: „Wenn ich Footbag spiele, ist das ein Wahnsinns-Gefühl!“ Obwohl es mittlerweile Footbag-Vereine und Turniere gibt, ist und bleibt es eine Spaß-Sportart. Auch auf den Meisterschaften gehe es locker zu, und der Rahmen sei eher familiär als überlaufen. Für Nawrath bleibt es auch weiterhin ein Hobby, dem er neben seinem Sportstudium viel Zeit widmet. „Das ist aber auch gut so“, findet er. „Footbag ist nicht kommerzialisiert und darin liegt eben der Reiz.“