Altehrwürdige Gaststätte hat neue Betreiber

Seit September leiten Wirtin Vera Lackovic und ihre Mutter Mirjana den traditionsreichen Hildesheimer Hof in Mühlheim. Gemütlich und stimmungsvoll geht es auch weiterhin zu.
Mühlheim – Die Theke ist so etwas wie der Fingerabdruck eines Gasthauses. Das Herzstück im Hildesheimer Hof ist der quadratische Treffpunkt, in dessen Mitte ein Bierbrunnen thront – und aus dem sprudelt tatsächlich gold-blonder Gerstensaft. Den Zapfhahn bedienen seit ein paar Wochen zwei Frauen, Wirtin Vera Lackovic und ihre Mama Mirjana, die von Stammgästen Miri gerufen wird.
Bereits seine Mutter führte das Hotel mit Gaststätte, plaudert Vermieter Dieter „Theo“ Höhn aus der fast 125-jährigen Geschichte des Hofs. 1960 haben sie dann die Gaststätte verpachtet, 1970 lag sie erstmals in jugoslawischen Händen, berichtet der ehemalige Sport-Redakteur der Offenbach-Post. „Der Betrieb lief prächtig“, sagt er und erinnert sich an höllisch scharfe Peperoni. „Wirt Branko war eine Institution in der Innenstadt.“
Neue Betreiber im Hildesheimer Hof in Mühlheim: „Man kennt sich in der Branche“
Er blieb 25 Jahre, danach schwang Dragica den Löffel, laut Hausherr „Theo“ eine hervorragende Köchin. Seit September diesen Jahres leiten nun Vera und Miri den Hildesheimer Hof. Die 25-jährige Kauffrau und die gelernte Bankkauffrau und Apothekenhelferin bringen viel Erfahrung aus der Gastronomie mit in die Mühlenstadt. Zuletzt verliehen sie dem „Goldenen Löwen“ in der Bieberer Oberhofstraße ein Gesicht, davor war Miri zehn Jahre im „Birkenwald“ in Dreieich beschäftigt. Sie hielt das Vereinsheim am Hundeplatz dienstags geschlossen, während ihre Mutter Zora Milutinovic mit ihrem Balkan-Grill im Sportverein direkt daneben montags Ruhetag hatte. Da brennen also Generationen für das Gastwesen.
„Man kennt sich in der Branche“, deutet Mama Miri an, dass ihnen auch ihre Vorgänger hinter der quadratischen Theke bekannt sind. Sie selbst hilft tageweise in der Bahnhofstraße mit, ist inzwischen Chefin im Bräustüble in Altenmünster bei Augsburg, verrät sie.
Zwischen dem freigelegten Fachwerk und unter der abgehängten Decke von urigem Stil servieren die Damen ausgesuchte deutsche, internationale und Balkan-Spezialitäten, von Cevapcici, Raznjici, Lustigem Bosnier, Serbischer Bohnensuppe über Schwabenteller, Wiener und Putenschnitzel bis zu Fisch-Variationen. Das Haus glänzt auch mit einer gut sortierten Getränkekarte. Vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verwöhnen die Gäste.
Mühlheim: Hildesheimer Hof erhielt seine Konzession 1919
Für Gesellschaften, Firmenfeiern, Taufe, Erstkommunion, Konfirmation und Hochzeit stehen bis zu 70 Plätze zur Verfügung. Und jeden Samstag singt und spielt ein Alleinunterhalter mit Gitarre internationale Musik, werben die Wirtsleute.
Aber woher hat der Hof seinen Namen? Vater Höhn hat seine Frau in Hildesheim kennengelernt, wo er stationiert war. Sie hat in der Gastronomie gearbeitet. Das Gebäude in Mühlheim haben die Großeltern Höhn bereits 1898 einstöckig erbaut. „Ab den 1950er Jahren kam immer wieder mal eine Etage dazu“, erzählt der Journalist. Nach dem Ersten Weltkrieg, am 4. Juni 1919, erhielt Reinhold Hermann Höhn vom Hessischen Kreisamt eine Konzession als „vorläufige, jederzeit widerrufliche Erlaubnis zum Betrieb einer Gastwirtschaft nach Paragraph 33“. Die Genehmigung wurde bis heute nicht zurückgezogen.
Der Hildesheimer Hof an der Bahnhofstraße 51 hat geöffnet montags bis samstags von 17 bis 22 Uhr, sonn- und feiertags ab 12 Uhr und ab 20 Personen auch nach Vereinbarung, telefonisch unter 06108 71321 und per E-Mail an hildesheimerhof51@gmail.com. (Michael Prochnow)
Im Kreis Offenbach gab es kürzlich auch eine Neueröffnung: Das Ristorante Italiano will beweisen, dass die Speisekarten in Südeuropa mehr zu bieten haben als Pizza und Pasta.