Narren träumen von Wiederbelebung des Rathaussturms

Mühlheim - „Wir hatten mit mehr Widerstand gerechnet“, erklärte Sascha I. „Aber wir wurden ja mit offenen Armen empfangen“, wunderte sich Steinheims Karnevalsprinz über den Sturm des Hessischen Städte- und Gemeindebunds. „Aus Hanau sind wir da aber anderes gewohnt. “.
Hanauer in Mühlheim, darf das sein? Es muss sogar. Zum Sturm der Karnevalisten auf das Mühlheimer Domizil des Hessischen Städte- und Gemeindebunds (HSGB) drängten sich gestern um 12.11 Uhr unter Sonnau-Regie auch Prinzenpaare und Regenten aus Frankfurt, Groß-Auheim, Büttelborn, Obertshausen und der Mühlenstadt selbst in die Trutzburg von Ex-Bürgermeister Karl-Christian Schelzke. Wie sein Nach-Nachfolger Daniel Tybussek und Stadtverordnetenvorsteher Harald Winter trug er eine rote Nase zur Schau. Und eine rote Krawatte natürlich, es war ja Weiberfastnacht.
Die Symbole der Mannen waren nur noch halb so lang, nachdem sie von Mühlheims Prinzessin Maren, Eva von den Jacob-Sisters und Hiltrud Hufnagel mit kleinen Scheren bearbeitet worden waren. Hiltrud kam ohne ihren Karl-Heinz – und ergriff die Gelegenheit beim Schopfe, die Zukunft ihrer besseren Hälfte in einem Diamantring zu sehen.
Über die Wandlungen seinen Opas zeigte sich Enkel Elias Schwemmler ziemlich genervt. Musikalisch sorgten ein Duo aus Fulda und Eva Jacob für prächtige Stimmung. Organisator Stephan Mündelein erinnerte, dass die CDU „die Narren platt gemacht“ und den Rathaussturm abgeschafft habe. Darum müsse nun der HSGB herhalten. „Ein Skandal ohne Gleichen“, hieß es und, „nach der Bürgermeisterwahl holen wir den Brauch zurück, wir lassen uns nicht unterkriegen“.
„Hier ist nix zu holen, nur Akten und Staub – der vielleicht mal aufgewirbelt werden sollte“, sinnierte Schelzke, der 404 Rathäuser in Hessen vertritt. „Wir stehen zur Fastnacht“, bekannte der Sonnau-Chef, sie sei ein Stück Tradition in einer Zeit, in der so Vieles ins Wanken gerate. „Das Närrische ist richtig, die Welt ein Irrenhaus“, betonte der abgesetzte Direktor. „Heute ist hier die Zentrale, morgen wieder im Weißen Haus in Washington“, startete der Entmachtete eine Salve feiner Witze.
„Dummfrager“ Boris Meinzer spielte Beispiele von Unwissen über Hessen und Fremdwörter ein. Noch ein Launebringer: Speisen und Getränke gab’s im Rummel an der Roten Warte für einen Euro, der Erlös wird einem guten Zweck zur Verfügung gestellt, versprach Mündelein. (M)