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Empörung über „Schlammloch“: Bürgermeister tritt mit Mühlheimer Bürgern in Dialog

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Von: Jan Lucas Frenger

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Im Austausch: Rathauschef Daniel Tybussek (rechts) und Marc Stingel von der Grünabteilung (links) suchen gemeinsam mit den Anwohnern nach einer Lösung.
Im Austausch: Rathauschef Daniel Tybussek (rechts) und Marc Stingel von der Grünabteilung der Stadt Mühlheim (links) suchen gemeinsam mit den Anwohnern nach einer Lösung. © frenger

Mühlheims scheidender Bürgermeister Daniel Tybussek sucht das Gespräch mit Anwohnern der Jean-Monnet-Straße - es geht um eine wassergebundene Wegedecke.

Mühlheim – Wer mit offenen Augen durch Mühlheims Straßen läuft, wird schnell fündig: An zahlreichen Stellen im Stadtgebiet verschieben sich Gehwegplatten, Asphalt wird nach oben gedrückt. Verantwortlich dafür sind die Wurzeln alter Bäume, die vor etlichen Jahren am Straßenrand gepflanzt wurden.

Insbesondere für Menschen mit Bewegungseinschränkungen stellen diese potenziellen Stolperfallen eine Gefahrenquelle dar. Um Verletzungen zu verhindern, ohne gleich den Baum entfernen zu müssen, hat die Stadt bereits an mehreren Orten verschobene Platten stellenweise durch eine wassergebundene Wegedecke aus feinem Kies ersetzt – so auch in der Jean-Monnet-Straße.

Mühlheim: Anwohner beschweren sich über „Trampelpfad“

Dort sorgt das Thema nun allerdings für reichlich Unmut. Einige Anwohner fühlen sich von der Maßnahme derart gestört, dass sich Noch-Bürgermeister Daniel Tybussek (SPD) jüngst dazu gezwungen sah, persönlich vorbei zu kommen, um die Gemüter zu besänftigen. „Die 30 Zentimeter an der Seite reichen Ihnen nicht?“, fragt der Rathauschef gleich zu Beginn des Gesprächs und deutet auf einen schmalen Streifen Steinplatten am Rande der Kiesschicht. „Auf keinen Fall, ich habe für die ordentliche Erschließung des Weges bezahlt – und nicht für einen Trampelpfad“, moniert Walter Bauer.

Der 67-Jährige und seine Frau leben nur wenige Meter von der großen Zierkirsche, wegen deren Wurzeln die Platten ersetzt werden mussten, entfernt. Bauer selbst habe die Stadt vor rund einem Monat auf die verschobenen Steine aufmerksam gemacht, bereut diesen Schritt nun jedoch. „Wenn ich gewusst hätte, was dabei herauskommt, wäre ich lieber still geblieben“, so der Mühlheimer.

Gängige Maßnahme: Experte der Stadt Mühlheim gibt Infos zur Wegedecke

Um zu den angrenzenden Stellplätzen zu gelangen, müssten er und die übrigen Betroffenen nun entweder außen herum gehen, oder aber den Gang über die verhasste Wegedecke antreten. Diese verwandele sich nach starken Regenfällen allerdings regelmäßig in eine Art Schlammloch, wie Bauer kritisiert. „Das ist wirklich schlimm, man trägt den ganzen Dreck in die Wohnung.“ Und mit dieser Ansicht steht er nicht allein, wie Nachbarin Britta Anderla bestätigt. „Unsere Kinder spielen draußen und rennen durch die Gegend – so müssen wir ständig unser Auto reinigen“, äußert sie ihren Unmut.

Marc Stingel, als Experte von der städtischen Grünabteilung dabei, versucht die Situation zu entschärfen, weist darauf hin, dass die Schicht etwas Zeit benötige, um ihre finale Festigkeit zu erreichen. „Es handelt sich um eine gängige, bewährte Bauart, die schon seit Jahren eingesetzt wird“, sagt der Experte. Demnach seien in der Bieberer Straße etwa ganze Gehwege auf diese Weise angelegt. Beschwerden habe es dort noch keine gegeben. „Die Schicht ist auch mit Blick auf Barrierefreiheit vollkommen unbedenklich“, ergänzt der Fachmann.

Bauer und Anderla überzeugt das nicht, ihr Vorschlag: Wurzel ab, neuer Gehweg drüber – auch auf die Gefahr hin, dass sich die Platten nach kurzer Zeit erneut heben. Ersteres kommt aus Sicht der Stadt jedoch keinesfalls in Frage. „Der Erhalt und Schutz von Bäumen hat oberste Priorität“, stellt Daniel Tybussek klar. Einen Vitalitätsverlust oder gar das Absterben der Zierkirsche wolle man um jeden Preis verhindern.

Streit um entfernten Gehweg in Mühlheim: Kompromiss gefunden

Am Ende können sich beide Parteien auf einen Kompromiss einigen: Durch weitere Platten soll die Fläche der Wegedecke so verringert werden, dass die Anwohner über den Kies hinübersteigen können. „Wir können das probieren, aber es ist durchaus wahrscheinlich, dass wir in absehbarer Zeit wieder eingreifen müssen“, so die Einschätzung Stingels. „Wenn es nicht klappt, will ich aber keine Vorwürfe hören“, mahnt auch Bürgermeister Tybussek und sichert eine Fertigstellung noch für den laufenden Monat zu. (Jan Lucas Frenger)

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