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Biber verursacht Überschwemmungen: Umsiedlung stößt auf Kritik

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Eine mögliche Umsiedlung des Bibers an der Rodau ruft bei Naturschützern und Mühl-heimer Bürgern zwiespältige Reaktionen hervor.
Eine mögliche Umsiedlung des Bibers an der Rodau ruft bei Naturschützern und Mühl-heimer Bürgern zwiespältige Reaktionen hervor. © Rudi Eitel

In Mühlheim bei Offenbach lebt ein Biber. Seine Bauten führen oft zu Überschwemmungen – also soll er ein neues Zuhause bekommen. Das finden nicht alle gut.

Mühlheim – Der Biber ist weiter Thema in der Mühlenstadt. Die Ankündigung von Bürgermeister Daniel Tybussek, beim Regierungspräsidium Darmstadt eine Ausnahmegenehmigung für die Umsiedlung des Bibers beantragen zu wollen, weil Maßnahmen zur Lösung der Überschwemmungssituation in den Rodauauen zwischen Talweg und Anton-Dey-Straße in den vergangenen zwei Jahren nicht ausgereicht hätten, stößt nicht bei jedem Bürger auf Gegenliebe.

Eine von den Überschwemmungen nicht betroffene Anwohnerin hat Verständnis für die Situation ihrer Nachbarn an der Hildebrandsmühle, „die Menschen tun mir wahnsinnig leid“. Einige Hausbesitzer an der Hildebrandsmühle sind seit November 2019 mit Hochwasser in Gärten und Kellern konfrontiert. „Viele sagen, das war schon immer feucht da“, meint die Anwohnerin und findet eine Umsiedlung des Bibers löse das Problem nicht, da das Tier nicht allein für das viele Wasser verantwortlich sei. „In zwei Jahren haben wir wieder einen neuen Biber, wäre es da nicht besser, den Hausbesitzern richtig zu helfen?“

Mühlheim bei Offenbach: Umsiedlung des Bibers sorgt für Kritik

Sowohl der Vorsitzende der Mühlheimer Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW), Rainer Kraft, als auch der Chef der Ortsgruppe Mühlheim Offenbach im Naturschutzbund Deutschland (NABU), Ernst von Hermanni, zeigen sich in der Causa Biber an der Rodau zwiegespalten.

„Mir würde das Herz bluten, wenn der Biber wegmüsste“, meint Kraft auf Anfrage. „Durch den Biber ist dort ein sehr schönes Feuchtgebiet entstanden, das der Natur gut tut.“ Er könne aber auch die Anwohner verstehen, die mit dem Nager Probleme haben. „Ich fände es gut, wenn man eine Lösung finden könnte, dass der Biber bleiben könnte, wahrscheinlich ist es, wie so oft, auch eine Frage des Geldes“, vermutet Kraft.

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Mühlheim bei Offenbach: Keine einfache Lösung für Biber-Problem

Auch in Ernst von Hermannis Brust schlagen in Sachen Biber an der Rodau zwei Herzen. „Es ist eine schwierige Frage, ich bin hin- und hergerissen“, sagt der NABU-Vorsitzende. „Aus Sicht der Natur wäre es schön, wenn der Biber dort bleiben könnte. Was er dort geschaffen hat, ist hervorragend.“ Für die Anwohner, die er auch im Blick habe, sei es aber eine katastrophale Situation. „Und man muss auch die Menschen berücksichtigen“, sagt von Hermanni. Er halte den Ansatz für gut, zu versuchen, den Biber von seinem jetzigen Domizil zu vergrämen und an einer anderen Stelle weiter rodauaufwärts anzusiedeln. „Wir haben allerdings die Sorge, dass das Vergrämen des Bibers nicht gelingen und, wenn er zurückkäme, dann stillschweigend wegkommen könnte“, so von Hermanni. „Das darf natürlich nicht passieren.“

Für den Stadtältesten Hanspeter Hildenbrand handelt es sich beim Vorhaben Umsiedlung „um einen bösen Scherz“. Der Biber sei die Mühlheimer Messlatte dafür, das die Rodauaue ab Bahnlinie funktional voll renaturiert werden konnte zum Wohle des gesamten Stadtgebietes. „Größeren Unsinn als die Machtprobe gegen die Natur kann es eigentlich heutzutage gar nicht mehr geben, das geht inzwischen gegen alle Vernunft“, meint Hildenbrand. (kho/ron)

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