1. Startseite
  2. Region
  3. Mühlheim

Dank Social Media: Handwerksunternehmen aus Mühlheim trotzt Fachkräftemangel

Erstellt:

Von: Jan Lucas Frenger

Kommentare

Stets transparent: Geschäftsführer Oliver Petri (vorne links) und sein Team setzen auch bei Themen wie der Lieferkettenproblematik auf den offenen, ehrlichen Austausch mit den Kunden.
Stets transparent: Geschäftsführer Oliver Petri (vorne links) und sein Team setzen auch bei Themen wie der Lieferkettenproblematik auf den offenen, ehrlichen Austausch mit den Kunden. © petri heizung und sanitär

Das Mühlheimer Unternehmen Petri Heizung und Sanitär feiert 10-jähriges Bestehen. Mithilfe sozialer Medien verschafft sich der Betrieb Zugang zu wertvollen Nachwuchskräften.

Mühlheim – „Die letzten zwei Jahre haben wir extrem mit Lieferproblemen zu kämpfen gehabt und es ist noch kein Ende in Sicht“, sagt Oliver Petri, Geschäftsführer des gleichnamigen Mühlheimer Handwerksbetriebs. Während der Firmenchef versucht, dieser Problematik mit einer möglichst transparenten Kundenkommunikation zu begegnen, gelingt es dem Unternehmen dank Social Media derweil auch, dem weit verbreiteten Fachkräftemangel im handwerklichen Bereich die Stirn zu bieten.

Als der gelernte Anlagenmechaniker sein Unternehmen mit Fokus auf Heizungs- und Sanitärtechnik im Februar 2013 gründet, denkt noch niemand an gestörte Lieferketten, lange Wartezeiten und Inflation. Seitdem habe sich die Lage in der Branche jedoch drastisch verändert – nicht zuletzt auch aufgrund von Corona und dem Krieg in der Ukraine. „Wir müssen teilweise wirklich um Material kämpfen – das haben wir so bisher noch nicht erlebt“, berichtet Petri, der mit der Gründung seines Unternehmens vor zehn Jahren den Schritt in die berufliche Selbstständigkeit gewagt hat.

Aktuell bekommt der 35-Jährige die Verzögerungen in der Lieferkette insbesondere bei elektronischen Bauteilen wie Wärmepumpen zu spüren. Da können mitunter sogar Wartezeiten von bis zu sechs Monaten auf die Kunden zukommen. „Prinzipiell sind wir gut eingedeckt, aber wenn es ein besonders exotisches Teil sein muss, dann kann es durchaus auch mal ein halbes Jahr dauern, bis es letztendlich geliefert wird“, sagt Petri.

Indem er sich frühzeitig mit wichtigen Materialien eindeckt und entsprechend vorausschauend plant, versucht der Unternehmer, die Verzögerungen auf ein Minimum zu reduzieren und die Preise für seine Kunden möglichst zeitnah festzuzurren. „Wir kommunizieren solche Dinge immer transparent, um mögliche Missverständnisse zu vermeiden“, stellt der Anlagenmechaniker klar.

Bislang habe sich noch niemand beschwert – und das obwohl auch Petri aufgrund von Inflation und gestiegenen Einkaufspreisen zumindest einen Teil seiner Kosten auf die Kundschaft umlegen muss. „Wir versuchen da immer eine gesunde Mischung zu finden und spielen stets mit offenen Karten“, versichert der Geschäftsführer.

Im Bereich der Heizungsmontage lässt sich Petri zufolge trotz der angespannten Situation derzeit sogar ein deutliches Auftragsplus in seinem Betrieb beobachten – das sei in erster Linie den hohen Gaspreisen geschuldet. „Viele Leute beschäftigen sich jetzt natürlich mit dem Thema und merken, dass sie mit einer neueren Heizungsanlage bis zu 30 Prozent einsparen können“, erläutert er.

Das Unternehmen selbst ist von den hohen Preisen derweil nur bedingt betroffen. Bereits seit einigen Jahren schon versorgt eine Solaranlage die Büroräume im Zeppelinring mit Energie. Dort ist der Mühlheimer Unternehmer vor rund sechs Jahren eingezogen, nachdem die alte Geschäftsstelle in der Offenbacher Straße für Petri und seine Belegschaft „langsam zu eng“ geworden war.

Zum nunmehr 17-köpfigen Team gehören derzeit auch insgesamt fünf Auszubildende – für Nachschub ist ebenfalls schon gesorgt. So seien für den Sommer bereits zahlreiche Bewerbungen eingegangen, ein Kandidat stehe bereits fest in den Startlöchern. „Wir legen großen Wert darauf, junge Menschen bei uns auszubilden und so auch unsere eigene Zukunft zu sichern“, erläutert der Anlagenmechaniker. Die Übernahmequote liege demnach bei fast 100 Prozent, sofern sich der Lehrling als geeignet herausstellt. „Derjenige muss natürlich in unser Team passen, da bei uns eine sehr familiäre Atmosphäre herrscht.“

Während andere Unternehmen im handwerklichen Bereich von solchen Zahlen nur träumen können, ist beim Mühlheimer Betrieb also bestens für Nachwuchs gesorgt – doch das war nicht immer so. „Früher hatten wir auch deutlich weniger Bewerber, die sich bei uns gemeldet haben“, sagt Petri.

Das ändert sich jedoch schlagartig, als der Betrieb vor etwa sechs Monaten damit beginnt, regelmäßig Inhalte auf Instagram und Facebook zu platzieren. „Wir geben dort in Form von Bildern oder kurzen Videos Einblicke in unseren Arbeitsalltag“, erläutert der Geschäftsführer. „So erreichen wir junge Menschen und können sie für eine Ausbildung begeistern.“

Der 35-Jährige sieht sein Unternehmen daher auch in Zukunft gut gerüstet, geht jedoch nicht von einem baldigen Ende der Materialknappheit aus. „Es gilt, sich weiter an die neuen Herausforderungen anzupassen – dafür sehe ich uns gut aufgestellt“, prognostiziert Oliver Petri. (Jan Lucas Frenger)

Auch interessant

Kommentare