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Nach schwerem Hausbrand: Familie aus Kreis Offenbach von Hilfsbereitschaft überwältigt

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Von: Michael Prochnow

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Eine Familie in Mühlheim muss nach schwerem Feuer aus ihrem Haus ausziehen, erhält jedoch tatkräftige Unterstützung aus der Nachbarschaft.

Mühlheim – „Die Hühner leben noch da“, amüsiert sich Corinna Spannaus und lässt den Anflug eines Lächelns über ihr Gesicht huschen. „Und sie werden jeden Tag versorgt.“ Im Gegensatz zu ihren Tieren kann die Gesundheitsreferentin ihr Zuhause in der Raabestraße 11, wo sie bis vor einigen Monaten noch mit Sohn Moritz und ihrer Mutter Olivija gelebt hatte, derzeit jedoch nicht bewohnen. Ein Großteil des Hauses wurde wie berichtet vor einem Vierteljahr durch einen schweren Brand zerstört. Seitdem hat die kleine Familie viel Unterstützung aus der Mühlheimer Bevölkerung erfahren.

Freitag, 25. November 2022, 13.05 Uhr. Corinna Spannaus ist allein im ersten Stock, Sohn Moritz wird noch im Kindergarten betreut, Mutter Olivija ist als Verkäuferin in Bieber beschäftigt. Ihr Reich, das Dachgeschoss, wird gerade renoviert, die Bewohnerin war am Einziehen. Da bemerkte die Tochter Brandgeruch, entdeckte Flammen in einem Raum der Mutter und wählte sofort die 112 auf ihrem Mobiltelefon.

Sie lief in Schlappen und ohne Jacke raus, nahm instinktiv ihre Handtasche mit Ausweispapieren und Bankkarten mit und klingelte die Mieter im Erdgeschoss raus. „Ich habe gedacht, das dauert ja nicht lange, wir können gleich wieder rein, aber es hat bald gebrannt wie Zunder“, erzählt die Eigentümerin. „Die Feuerwehr war sofort da, allerdings dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis sie löschen konnte.“ Es fehlte Wasser, zu wenig Druck lag auf den Leitungen. Die Einsatzleitung hatte daher einen Tankwagen angefordert, der Wasser vom Main holte.

Hausbrand in Mühlheim: Allein die Grundmauern stehen noch

„Dadurch verging eine halbe Stunde Zeit, von unserem Haus ist nichts mehr übrig geblieben“, verkürzt Corinna Spannaus ihre Schilderung. 80 Aktive waren im Einsatz, die DLRG hatte Zelte aufgestellt und die Rettungskräfte verpflegt. Ein Container diente der Nachtwache, weil immer wieder Brandherde aufgeflammt waren, berichtet Spannaus. „Bis 11 Uhr am nächsten Morgen sind sie geblieben, am Samstag und Sonntag haben sie noch kontrolliert“, lobt sie das Engagement der Feuerwehrleute.

Mittlerweile ist das Gebäude abgeräumt, allein die Grundmauern stehen noch. Keller und Erdgeschoss sind massiv gemauert, sie können wahrscheinlich stehen bleiben. Das Fertighaus obendrauf ist bereits abgerissen, die Brandursache nicht mehr ermittelbar.

Nicht mehr bewohnbar: Das Haus der Familie Spannaus an der Raabestraße ist nach dem Brand vom November nur noch eine Ruine.
Nicht mehr bewohnbar: Das Haus der Familie Spannaus an der Raabestraße ist nach dem Brand vom November nur noch eine Ruine. © m

Erst vor anderthalb Jahren hatte sich die junge Frau in das Haus verliebt und das „Schlösschen“, Baujahr Ende der 70er, mit seinen schweren, geschwungenen Gittern an Zaun und Fenstern gekauft. Im Mai 2021 ist die Familie eingezogen.

Die Mieter haben ihre persönlichen Sachen retten können, hatten einen Löschwasserschaden, Kleidung in der Reinigung und aufgeweichte Möbel. Familie Spannaus hingegen hatte weniger Glück. „Der Hand- und Fußabdruck von meinem dreijährigen Sohn und seine gemalten Bilder sind weg“, erklärt die Mama. Auch ihre Kindheitserinnerungen sowie die ihrer Mutter sind verbrannt, die Fotos des Sprösslings weitgehend digital gespeichert.

„Ich habe nie mit einer solchen Hilfsbereitschaft der Mühlheimer gerechnet“

„Ich habe nie mit einer solchen Hilfsbereitschaft der Mühlheimer gerechnet“, sagt die Gesundheitsreferentin. Gleich um die Ecke konnte die Familie in ein leer stehendes Haus einziehen. Bekannte hatten Gruppen bei WhatsApp eröffnet, Spenden abgestimmt. „Wir haben sehr viel Spielzeug und Kleidung im Wohnzimmer gestapelt und durchgewaschen, Couch und Betten wurden gebracht.“ Bruno Will, der die Hilfsaktion in unserer Zeitung startete, stand mit Tannenbaum und Weihnachtsschmuck in der Tür, dekorierte mit Moritz die Zweige.

„Ich bin überwältigt davon, was Freunde und Nachbarn auf die Beine gestellt haben“, dankt Corinna Spannaus. Jetzt muss sie für die Hausratversicherung „imaginär in die alte Wohnung gehen, die Augen schließen und überlegen, was in den Schränken lag“. Sie musste eine Liste „mit jedem Söckchen“ erstellen und aktuelle Preise recherchieren, ständig zu Behörden laufen. „Das war Horror, ein enormer Druck und täglich die Erinnerung.“ Nach acht Wochen verspürt sie große Erleichterung, alle geforderten Daten sind beisammen.

Die Spannaus‘ wissen noch nicht, ob sie auf den alten Mauern bauen können. „Aber die Stimmung ist am Wendepunkt, jetzt geht‘s bergauf!“ (Michael Prochnow)

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