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DLRG bildet Rettungsschwimmer im Hallenbad aus

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Ausbildung im Hallenbad: Martin Deiß lehrt den Teilnehmern, wie sie Menschen in Not retten können.
Ausbildung im Hallenbad: Martin Deiß lehrt den Teilnehmern, wie sie Menschen in Not retten können. © m

Rettungsschwimmen ist eine trockene Angelegenheit, zumindest am Anfang. Künftige Helden müssen sich durch Berge von Bestimmungen arbeiten, medizinische Kenntnisse erwerben und Gesetzestexte kennen.

Mühlheim – Doch die 20 Frauen und Männer des aktuellen Kurses bei der Ortsgruppe der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) haben eine gute Figur abgegeben, sich gut vorbereitet und den theoretischen Teil der Ausbildung bestanden.

In der schriftlichen Prüfung mussten die Schülerinnen und Schüler von Martin Deiß beschreiben, wann eine verunglückte Person im Wasser gezogen und wann geschoben wird. Sie kennen nun den Anteil von Sauerstoff in der ausgeatmeten Luft und wissen, wie die Wiederbelebung mit dem Handballen gelingt. Den ganzen Tag verbringen sie im Hallenbad, bis zum Mittag hat der Unterricht im Vereinsraum der DLRG stattgefunden.

Lehrer Deiß hat die Fragebögen korrigiert und allen Beteiligten grünes Licht gegeben. Viele hatten mit der App der Lebensretter auf dem Handy geübt, sich den Lernstoff über Internetseiten oder Papierberge angeeignet. Jetzt wird der Kurs im Becken fortgesetzt – mit Poolnudeln. Die bunten Schaumstoffrollen erinnern an feucht-fröhliche Kinderpartys im Freibad, helfen jetzt aber, die wichtigen Züge zur Menschenrettung einzuüben: Mit dem Gerät um den Oberkörper schleppen sie eine Person wie ein liegen gebliebenes Auto ab.

Weil überall qualifizierte Retter fehlen, startete die DLRG einen landesweiten Aufruf. Unterstützt wird die Organisation vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Gemeinsam haben sie 100 Plätze zur Verfügung gestellt, doch mehr als 600 Menschen haben sich beworben, jetzt werden 200 Interessierte ausgebildet, informiert Deiß. Dem kommissarischen Vorsitzenden der Ortsgruppe steht Daniel Ludwig zur Seite, der seinen Lehrschein macht und selbst Ausbilder wird.

Im Bad an der Ringstraße legen die meisten Wasserratten in zehn Unterrichtseinheiten den Rettungsschwimmschein in Bronze ab. Manche erfüllen gar die anspruchsvolleren Bedingungen und tragen nun „Silber“. Ihnen fehlt nur noch ein Erste-Hilfe-Kurs, dann können sie an Strand und Beckenrand als Aufsicht tätig sein. 75 000 Kinder haben in den vergangenen zwei Jahren in Hessen kein Seepferdchen abgelegt, beschreibt Deiß die durch Corona-Einschränkungen ausgelöste Situation. Viele Eltern besuchen mit ihrem Nachwuchs nur „Spaßbäder“, wo die Sprösslinge nicht schwimmen lernen. Ein Viertel der Aufsichtstürme an Nord- und Ostsee sei nicht mehr besetzt.

Die Kandidatinnen und Kandidaten im Hallenbad kommen bis aus Hanau, Frankfurt und Erbach. Leonard wird in Bayern Polizist und möchte im Seligenstädter Freibad jobben, strebt darum das Silber-Abzeichen an. Alice kommt aus Heusenstamm, ihr neunjähriger Sohn ist einer von vier Schülern seiner Klasse, die schwimmen können. „Ich möchte helfen können“, erklärt die Mutter. Daniel ist Gruppenleiter im Zeltlager der Katholischen Jugend Mühlheim und frischt seine Kenntnisse auf, weil die Gruppe auch baden gehen wird. (Michael Prochnow)

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