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Reha-Sportgemeinschaft bietet Training bei Atemwegserkrankungen an

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Verklebte und verkürzte Muskulatur lockern, das sollen die Übungen in der Gruppe bewirken.
Verklebte und verkürzte Muskulatur lockern, das sollen die Übungen in der Gruppe bewirken. © m

Mühlheim – Einen weichen Ball zwischen ausgestreckten Handflächen zusammendrücken wie eine Orange, dabei langsam ein- und wieder ausatmen. An der Speckfalte auf der Hüfte ziehen oder mit einem Strohhalm Watte und Papier wegblasen – sieht witzig aus, ist aber wichtig. Menschen mit Atemwegserkrankungen lernen so, wie sie korrekt Luft holen und wieder abgeben. Seit einem Jahr bietet die Herz- und Reha-Sportgemeinschaft Mühlheim auch für Betroffene auf diesem Gebiet einen Kurs an.

„Der Bedarf steigt“, begründet Michael Jäger das Angebot. Es eignet sich auch für Menschen, die unter Langzeitfolgen einer Corona-Erkrankung leiden, dem sogenannten Long Covid. Allerdings befindet sich in der Gruppe erst eine Patientin mit einer entsprechenden Diagnose. Da erwarten sie in der Sporthalle an der Dieselstraße künftig mehr Betroffene, wenn die Diagnosen sicherer sind.

Die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf den hölzernen Hockern leiden unter Asthma oder unter COPD, einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung, die die dauerhafte Verengung der Atemwege beschreibt. „Das beeinträchtigt auch immer mehr junge Leute“, beobachtet Anna Noll. Ob es angeboren oder durch die Umweltverschmutzung verursacht ist, könne in vielen Fällen nicht eindeutig geklärt werden, lehrt die Physiotherapeutin.

Fest stehe, dass Giftstoffe in der Luft die Lage nicht verbessern und Rauchen das Risiko eher vergrößert, bringt die Expertin das Problem auf den Punkt. Schleim in den Bronchien erschwere es den Erkrankten, Sauerstoff aufzunehmen und leistungsfähig zu arbeiten oder Sport zu treiben. Die Übungen in der Halle sollen auch helfen, das Sekret zu lösen.

Dazu diene auch das Klopfen auf verschiedene Körperstellen wie der Hüfte, wo die Faszien angesprochen werden, erläutert Trainerin Noll. Mit dem taktilen Reiz sollen die verklebten und verkürzten Hüllen der Muskeln aktiviert werden, erläutert sie. „Mobilisieren, lockern, lösen – im Körper hängt alles zusammen“, argumentiert die Fachfrau für den umfassenden Übungsansatz.

Die Beteiligten sollen mit Dehnungen und Atemformen an ihrem verspannten Brustkorb arbeiten, Ausdauer und Kräftigung der Lunge vorantreiben. „Heilen kann ich die Patienten nicht“, stellt die Leiterin klar, „aber man kann die Leute länger in einem früheren Stadium der Erkrankung halten und so ihre Lebensqualität erhalten“. Michael Jäger ergänzt diese Erkenntnis durch die Erfahrungen des Vereins. „Wer mitmacht, der spürt, ich bin nicht allein, das Leben geht weiter, andere leiden unter ähnlichen Beschwerden“, schildert der Sprecher.

Bis zum Ausbruch der Pandemie haben die zehn Gruppen und acht Übungsleiter regelmäßig Ausflüge unternommen, auch über mehrere Tage. Die Atem-Runde trifft sich nach den Lockdowns jedoch erst zum zweiten Mal, die Entwicklung einer Gemeinschaft war also noch nicht möglich.

In der Regel kommen Frauen und Männer nach einer Operation oder einer klinischen Reha-Maßnahme auf Verordnung von den Haus- oder Fachärzten. Dann übernimmt die Krankenkasse die Kosten für den Kurs. Einige Plätze sind noch frei, informiert Jäger, die Gruppe trifft sich mittwochs von 17 bis 18 Uhr in der Dietesheimer Halle. (Michael Prochnow)

Info

herz-und-rehasport-muehlheim.de, Telefon 06108 67 315

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