Betriebe in schwierigen Zeiten krisenresistent

Der Bürgermeisterwahlkampf läuft, die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt ist ein Thema. Wie hat sich die Zahl der Arbeitsplätze entwickelt, wie die der Steuereinnahmen und wie fällt der Blick in die Zukunft aus? Wir haben im Rathaus nachgefragt.
Arbeitsplätze
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten habe sich im zurückliegenden Jahrzehnt regelmäßig positiver als der bundesweite und auch der Trend im Kreis Offenbach entwickelt, heißt es. „Ausgehend vom Index 100 im Jahr 2011 liegt der Wert für Mühlheim für das Jahr 2021 bei 138,4, bundesweit bei 118,0 und im Kreis Offenbach bei 124,7.“ Im Zeitraum von 2011 bis 2021 wuchs die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze absolut um 1 697 Plätze. Für 2021 führt die IHK Mühlheim 6113 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze. Der leichte Rückgang der Beschäftigtenzahlen im Krisenjahr 2020 sei bereits im Folgejahr deutlich ausgeglichen worden. „Dies zeigt, dass die in Mühlheim vorhandene Struktur vor allem kleiner und mittlerer Betriebe sich auch in schwierigen Zeiten als krisenresistent erweist“, teilt die Verwaltung auf Anfrage mit.
Gewerbesteuer
Während sich durch gestiegene Hebesätze die Grundsteuereinnahmen zwischen 2011 und 2021 von rund 3,1 auf 7,1 Millionen Euro mehr als verdoppelt haben, sind die Gewerbesteuereinnahmen im genannten Zeitraum zwar auch gestiegen, doch eher marginal. Im Rathaus verweist man darauf, dass sich die positive Entwicklung der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auch an der Entwicklung der Gewerbesteuereinnahmen ablesen lasse. „Nach einem Einbruch im Jahr 2015 auf vier Millionen Euro haben sich die Einnahmen aus der Gewerbesteuer in den Jahren von 2016 bis 2021 bei positivem Trend und einer leichten Minderung im Jahr 2021 auf rund 6,8 Millionen Euro pro Jahr stabilisiert.“ Für 2022 zeige der Trend wieder deutlich in eine positive Richtung: Verbucht sind 8,97 Millionen Euro Gewerbesteuereinnahmen.
Standortentwicklung
Wichtig sei die Standortsicherung ortsansässiger Unternehmen durch die Bereitstellung von Grundstücken für Betriebserweiterungen unter anderem im Gewerbegebiet Donsenhard. „Hier konnten in den zurückliegenden Jahren für mehrere Unternehmen durch aktive Unterstützung der Stadt Lösungen am Standort Mühlheim gefunden werden.“ Unter anderem für Schreinerei Kramwinkel, Noll Fensterbau, Autohaus Best und Tillmann Verpackungen. Darüber hinaus habe die Fertigstellung des Mühlheimer Tors an der Lämmerspieler Straße zur Ansiedlung neuer Dienstleistungsunternehmen geführt. Zudem habe sich im vergangenen Jahr ein Tochterunternehmen des österreichischen Bauchemie-Produzenten Murexin GmbH angesiedelt. „Der Einzelhandel gewann in einem schwierigen Marktumfeld und der Lage zwischen den beiden Oberzentren Hanau und Offenbach an Umsatz und Zentralität hinzu“, heißt es aus dem Rathaus. Der Einzelhandelsumsatz sei auf 100 Millionen Euro im Jahr 2021 gestiegen. So sei die Angebotslücke im Drogeriebedarf sowie die fußläufige Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfes in allen Stadtteilen sichergestellt worden.
Blick in die Zukunft
Ein wesentlicher Baustein für eine auf die Zukunft ausgerichtete Entwicklung sei der weitere Ausbau der Breitband-Infrastruktur, mit der Telekom ist der Ausbau von 16 000 Glasfaseranschlüssen vereinbart. „Die Transformation eines eher mittelständisch-industriell geprägten Standorts in einen modernen, durch kleine und mittelständische Unternehmen geprägten Bildungs- und Dienstleistungsstandort vollzieht sich kontinuierlich“, lautet die Einschätzung im Rathaus.
So waren laut IHK von 1 742 Unternehmen im Jahr 2021 rund 600 im Dienstleistungssektor tätig, während rund 200 Betriebe dem produzierenden oder Baugewerbe angehören. „Die insgesamt positive Entwicklung des Gewerbestandorts Mühlheim kann durch die Bereitstellung gewerblicher Bauflächen zur Standortsicherung ortsansässiger Betriebe und als Angebot für ansiedlungswillige Unternehmen im Gewerbegebiet Donsenhard fortgeführt werden.“
Der weitere Ausbau des bestehenden Campus Mühlheim zu einem der größten Standorte der Hessischen Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit werden von der Stadt durch planungsrechtliche Voraussetzungen begleitet und dadurch der Wandel zum Bildungsstandort unterstützt, heißt es. Zudem setze man sich gemeinsam mit Offenbach für einen zusätzlichen S-Bahn-Haltepunkt an der Gemarkungsgrenze ein.
„Die gute Erreichbarkeit innerhalb der Region durch die Lage zwischen Hanau, Offenbach und Frankfurt über die Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr sowie die allgemein günstigen Rahmenbedingungen wie ein großes Angebot an Kinderbetreuungsplätzen, ein vergleichsweise moderates Mietniveau und ein breites Wohnraumangebot schaffen günstige Voraussetzungen für ein weiteres Wachstum des Standorts und die Schaffung weiterer Arbeitsplätze“, lautet die Prognose im Rathaus. (von Ronny Paul)