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Experten sprechen mit Jugendlichen über den Konsum von Cannabis

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Von: Stefan Mangold

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Klären über die Gefahren von Cannabis auf: Moritz Breitenbach (von links), Dr. Jens Warburg, Dr. Alexander Krey und Peter Metz.
Klären über die Gefahren von Cannabis auf: Moritz Breitenbach (von links), Dr. Jens Warburg, Dr. Alexander Krey und Peter Metz. © mangold

Im Jugendzentrum sprechen Experten mit Jugendlichen den Konsum von Cannabis. Der Konsum ist vor allem für Jugendliche nicht ungefährlich.

Mühlheim – Kiffen ist nicht harmlos. Der Konsum von Cannabis führt nicht selten zum Aufenthalt in der Psychiatrie. Nun hatte die Stadt Mühlheim unter der Schirmherrschaft des Ersten Stadtrats und zukünftigen Bürgermeisters Dr. Alexander Krey (CDU) zur „Cannabisprävention für Jugendliche im JUZ“ eingeladen. Fachleute unterhielten sich mit regelmäßigen Gästen des Jugendzentrums an der Rodaustraße.

Krey spricht von den Bestrebungen der Bundesregierung, den lizenzierten Verkauf von Cannabis zu erlauben. „Es geht neben der Aufklärung auch um die Frage, welche Sekundärwirkung ein solcher Schritt haben könnte“. Eine Veranstaltung wie diese biete die Möglichkeit, fernab der großen Diskussionen über Drogenkonsum zu reden.

Warnung vor den Nebenwirkungen von Cannabis

Die Veranstaltung sponsert ein Mann, der mit dem Vertrieb von Medizinal-Cannabis Geld verdient und die bisher bekannten Pläne sehr kritisch sieht: Moritz Breitenbach, der Geschäftsführer von „GM German Medical GmbH“. Das Obertshausener Unternehmen firmiert im Netz als „voll lizenziertes und zertifiziertes Großhandels- und Importunternehmen für medizinisches Cannabis, das bereits schon jetzt den künftigen Markt für Cannabis auch im Freizeitbereich sehr intensiv beobachtet“.

Breitenbach warnt vor den Nebenwirkungen des Produkts. Er rät dringend davon ab, vor dem 25. Lebensjahr ohne Beratung mit dem Kiffen zu beginnen, „bis dahin kann das Gehirnwachstum noch nicht vollständig abgeschlossen sein“. Früher Konsum könne auch das Wachstum einstellen, „es gibt Beispiele, da fangen welche mit 13 Jahren an und werden nicht mehr größer“.

Breitenbach tritt dafür ein, im Falle einer Legalisierung den Kauf nur unter Vorlage eines ärztlichen Attests oder im Rahmen einer groß angelegten Studie, die mit einer Legalisierung im Kern identisch wäre, zu erlauben, aber „wer ohnehin schon an einer Psychose leidet, sollte auf keinen Fall kiffen“.

Eine 16-Jährige erzählt, sie habe früher viel Zeit mit Leuten verbracht, die Marihuana rauchten und geliebäugelt, die Wirkung auszuprobieren. Abgehalten hätten sie letztlich die Erfahrungen ihres Vaters, der mittlerweile clean lebe, „meine Mutter erzählte, wie fürchterlich das war“.

Auch wurden die Jugendlichen gefragt, was sie von einer Legalisierung halten. „Das stellt sicher, dass die Droge nicht gepanscht ist“, argumentiert eine junge Frau. Der Jugendsozialarbeiter Peter Metz vom Verein „Impuls Rhein-Main“ berichtet von der Wirkung einer anderen Droge, unter deren Einfluss er vor Kurzem einen Klienten erlebte:„Beim Fußball spielte er mich noch aus, einen Tag später konnte er sich kaum auf den Beinen halten“. Zwei junge Männer wissen aus eigener Erfahrung, wie die flüssige Droge wirkt, die sich „Django“ nennt, zu deren Inhaltsstoffen in der Regel auch Cannabidiol gehört.

Jugendliche sprechen über die flüssige Droge „Django“

Einer erzählt, Django ein halbes Jahr geraucht zu haben, bis ihn die Eltern im eigenen Zimmer einsperrten und schließlich in die Klinik brachten. Sein Kumpel berichtet, wie er während des Entzuges nachts aufwachte und sich übergeben musste.

Der Soziologe und Publizist Dr. Jens Warburg betont, von Sucht sei zu sprechen, „wenn sich das komplette Leben nach dem Stoff ausrichtet“. Nicht jede Sucht wirke sich jedoch gleich aus, „man kann süchtig danach sein, Marathon zu laufen, dann bekommt man seinen Alltag dennoch gut hin“. Wer insbesondere in jungen Jahren Cannabis konsumiere, riskiere, an den Folgen für den Rest des Lebens zu laborieren. Ein Konsument erzählt von einem Freund, der als 17-Jähriger nach Cannabiskonsum in der Psychiatrie landete.

Ein anderer Jugendlicher hält nichts mehr von Drogen. Er habe früher gekifft und Alkohol getrunken, lasse jetzt aber beides bleiben, „weil es rein gar nichts bringt“. Peter Metz will wissen, wie er seine Zeit nun auffüllt, „ich treibe viel Sport und mache eine Ausbildung“. Der Jugendsozialarbeiter betont, Schulen müssten sich dem Thema öffnen. Auf seine Nachfrage berichten Schülerinnen von Friedrich-Ebert-Schule und -Gymnasium, ein Gespräch über Drogenkonsum habe im Unterricht nie stattgefunden. „Für manche wäre das mal richtig gut“, kommentiert eine Zehntklässlerin. (Stefan Mangold)

Infos: Sollten sich Schulen oder sonstige Institutionen Unterstützung bei der Präventionsarbeit wünschen, können sie sich per E-Mail an praevention@germanmedical.de wenden.

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