Kitas in Mühlheim: Über 400 Kinder auf Wartelisten

Auch in Mühlheim fehlt es an Kita-Plätzen. Über 400 Kinder stehen auf Wartelisten für U3- und Ü3-Betreuungsplätze. Genügend Raum ist ab nächstem Jahr da, es fehlt an einer anderen Stelle.
Mühlheim – Die nun vorgelegte Neufassung des Kitabedarfsplans gibt einen Überblick über den aktuellen Zustand der Kinderbetreuung in Mühlheim. Und darüber, was in Zukunft getan werden muss. Die Kinderzahlen in der Stadt sind laut dem Papier in den vergangenen Jahren kontinuierlich angestiegen. Für die Stadt stehen zwei wesentliche Faktoren im Mittelpunkt: genügend Raum und Personal.
Kita in Mühlheim: Weitere Kita-Plätze sind dringend nötig
Neuer Raum entsteht derzeit etwa an der Wilhelm-Busch-Straße. In der Kita können ab kommendem Sommer insgesamt 124 Kinder – 100 Ü3-, 24 U3-Plätze – unterkommen. Der Bau sei wichtigster Bestandteil, um die Vollversorgung für drei- bis sechsjährigen Mühlheimer ab dem nächsten Schuljahr gewährleisten zu können, heißt es aus dem Rathaus. Erster Stadtrat Dr. Alexander Krey geht davon aus, dass in Mühlheim ab dem Sommer 2021 allen Kindern im Ü3-Bereich ein Platz angeboten werden kann. Das sei für zahlreiche Familien eine sehr gute Nachricht und gewährleiste die benötigte berufliche Planbarkeit und somit auch wirtschaftliche Sicherheit, meint Krey. Weiterer Raum wird durch Ausbau der Kitas Raabestraße (plus 25 Ü3-Plätze), Bornweg (50 Ü3), Markwald (25 Ü3) und eine neue Dependance der Wilden Zwerge in Lämmerspiel (25 bis 30 Ü3-Plätze) geschaffen.
Platz, der laut Bedarfsplan nötig ist, denn 2021 werden 1071 Kinder einen brauchen. Die Stadt sowie die freien und konfessionellen Träger werden gleichzeitig 1132 Plätze zur Verfügung stellen können. „Somit besteht rechnerisch ein Überhang von 61 Plätzen“, sagt Krey. Durch Zuzug werde sich nach derzeitiger Prognose daran nichts grundsätzlich ändern.
Mühlheim: Über 400 Kinder stehen auf Kita-Wartelisten für Ü3 und U3 Plätze
Derzeit stehen noch 134 Kinder auf der Warteliste für Ü3-Plätze, 292 auf der U3-Warteliste. Wobei 171 unter einem Jahr alt sind und folglich noch keinen Rechtsanspruch haben, erläutert der Erste Stadtrat und verweist in dem Zusammenhang auf die Volatilität wie auch die schwierige Bemessung des Bedarfs nur anhand der Wartelisten.

Laut Bedarfsplan haben zum Jahresende 2019 226 Kinder die städtischen Krippen und insgesamt 804 Kinder die städtischen (477) sowie die konfessionellen beziehungsweise freien Kitas (327) besucht. Weiter heißt es, 88 Plätze konnten wegen Personalmangels nicht belegt werden. Vor allem in den Kitas St. Markus, Raabestraße und Regenbogeninsel habe das dazu geführt, dass einige Kinder nicht aufgenommen werden konnten.
Zur aktuellen Situation teilt Krey mit, dass fünf Stellen in den städtischen Kitas unbesetzt sind. Des Weiteren seien laut aktueller Abfrage der freien und konfessionellen Träger mehr als zehn Voll- und Teilzeitstellen bei den konfessionellen frei. Krey betont aber, dass „trotz freier Stellen in städtischen Einrichtungen alle Plätze belegt werden konnten, ebenso bei den freien Trägern“. In den kirchlichen Einrichtungen herrsche aber nach wie vor massiver Personalmangel, sodass 97 Plätze nicht belegbar seien.
Kita in Mühlheim: Platz schaffen reiche nicht, wenn es an Personal fehlt
Klar ist, dagegen muss etwas unternommen werden. Es reiche nicht aus, die Platzzahlen durch Räume zu erweitern, wenn nicht gleichzeitig dafür Sorge getragen werde, dass qualifiziertes Personal für die Einrichtungen zur Verfügung steht, vor allem, weil durch Renteneintritte ausscheidendes Personal ersetzt werden müsse. Dazu wurde in der Verwaltung ein derzernatsübergreifender Arbeitskreis gebildet.
Der Verwaltung sei die gleichbleibend angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt für Erzieher bekannt. Daher sei die Personalsicherung und -entwicklung eine fortwährende, wesentliche Aufgabe, denn Mangel an Erziehern habe durchaus in der Vergangenheit dazu geführt, dass bestehende Plätze nicht besetzt werden konnten.
Kita-Mangel in Mühlheim: Pädagogische Fachkräfteoffensive stockt
Allerdings stockt die pädagogische Fachkräfteoffensive aktuell. Die in dieser Woche geplanten Termine für Film- und Fotoaufnahmen in städtischen Einrichtungen mussten laut Krey coronabedingt abgesagt werden. „Wir hoffen, dass die Aufnahmen für die Werbekampagne im kommenden Jahr nachgeholt werden können.“ Zugleich arbeite man im Rathaus an weiteren Punkten der Offensive, insbesondere an der Zusammenarbeit mit der Fachagentur Helmeca zur Akquise ausländischer Fachkräfte. Die katholische Kita St. Markus habe ihr Interesse an der Werbung spanischer Fachkräfte bekundet und werde sich am Projekt beteiligen.
Während die Suche nach Personal andauert, geht es mit den Arbeiten an der Kita an der Wilhelm-Busch-Straße voran. Mittlerweile steht der zweigeschossige Bau, Außen- und Innenarbeiten sollen im ersten Quartal 2021 fertig sein. Er freue sich, dass es gelungen sei, diese Kita „in vergleichsweise sehr kurzer Zeit nicht nur zu genehmigen und zu planen, sondern auch zu bauen“, betont Bürgermeister Daniel Tybussek. „Mit dem Neubau und der nahenden Eröffnung der Kita in der Kernstadt werden wir dem ständig steigenden Bedarf an Kita-Plätzen gerecht und unterstützen von städtischer Seite somit die wichtige Vereinbarkeit von Familie und Beruf nach besten Kräften.“ (Von Ronny Paul)
Die Corona-Krise ist auch in den Kitas in Mühlheim spürbar. Vor allem der Abstand beim Spielen sei „nicht durchzusetzen“, so eine Leiterin.