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Monica Recoleta Schloz lehrt ihren Schülerinnen das Clown-Sein

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Von: Stefan Mangold

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Gudrun Nowotny und Anette Galvis präsentierten ihr clowneskes Können in der Episode „Hand und Fuß“. Die insgesamt 14 Episoden zeigten, wie vielschichtig die Figur des Clowns interpretiert werden kann.
Gudrun Nowotny und Anette Galvis präsentierten ihr clowneskes Können in der Episode „Hand und Fuß“. Die insgesamt 14 Episoden zeigten, wie vielschichtig die Figur des Clowns interpretiert werden kann. © -

Genauer betrachtet, steckt hinter dem Bild des Clowns eine wesentlich komplexere Figur, als das Klischee vom Dummen August, der ständig auf den Hosenboden fällt und eine Torte nach der nächsten schmeißt und ins Gesicht bekommt. Tatsächlich wirkt der Clown wie von irgendwoher in die Welt gefallen, wie ein Mensch ohne Geschichte, der die Dinge staunend und ohne jeden Arg annimmt. Am Sonntag stellte die in Mühlheim aktive Clown-Lehrerin Monika Recoleta Schloz im Offenbacher Theateratelier Bleichstraße 14 H das Ergebnis der Arbeit ihrer Clowninnen-Gruppe vor.

Mühlheim/Offenbach - Was den Clown ausmacht, zeigt besonders eine der 14 Episoden des Nachmittags, die sich „Tanzschule“ nennt. Schloz spricht von den Versuchen, in bestimmten Momenten alles richtig zu machen. Die Tanzschule ist so ein Ort, wo sich jemand leicht blamieren kann. Hochkonzentriert versuchen die Clowninnen, nicht im falschen Moment mit dem ersten Schritt einzusetzen. Lieber wartet man auf die Eins im übernächsten Takt, als es im nächsten zu versemmeln. Das Scheitern des Clowns drückt sich nicht in Wut oder Resignation aus, sondern in kurzen Sequenzen von Melancholie.

Schloz erzählt, wie sich aus den bekannten Corona-Gründen keine Gruppenstunden terminieren ließen. Jede Clownin übte einzeln. Erst kurz vor dem Auftritt setzte sich ein Mosaik zusammen, das sich erstaunlich unterhaltsam präsentiert, was sich im Lachen des Publikums spiegelt. Zwischen einzelnen Szenen spielt Leon Schloz auf der E-Gitarre Lieder von John Lennon oder George Harrison.

Es ist ein bekanntes Bild, wenn Eltern mit ihren Kindern im Sandkasten sitzen und simulieren, der frisch gebackene Kuchen im Förmchen schmecke überragend. Wirklich anstrengend gestaltet sich für viele die Verstellung an eigenen Geburtstagen, wenn man mit erstarrtem Lächeln Geschenkpapier abwickeln muss und eigentlich genau weiß, „ich kann das ganze Zeug nicht brauchen“.

Der Clownin ist so ein Gefühl gänzlich fremd, die eine lange Rolle entdeckt, aus der sie schließlich kein Bild, sondern ein rotes Kleid zieht. Das Staunen ist echt. Ironie kennt der Clown ohnehin nicht.

Fremd sind ihm aber nicht diese Augenblicke der Traurigkeit, wie in der Episode, die sich „Rüdiger“ nennt und von gescheiterter Liebe erzählt. Die Rüdigers, die in Form von Hemden erscheinen, wollen von der Zweisamkeit nichts mehr wissen. Als Musik erklingt „I Will Survive“ von Gloria Gaynor, die Hymne der frisch Verlassenen, die davon tagträumen, wie der Ex wieder reumütig zu Kreuze kriecht, um ihm dann unmissverständlich zu erklären, „ich will aber nicht mehr mir dir“.

Generell passt die Musikauswahl glänzend zu den fein gespielten Miniaturstücken, etwa die Akkordeonklänge, die an die Pariser Atmosphäre in französischen Filmen aus den 50igern erinnern.

Bei manchen der vielen Zuschauer dürfte von dem Nachmittag etwas hängen geblieben sein, was den Nachhauseweg überdauert. Es wäre schön, wenn die Clowinnen-Truppe weiter arbeitet und es bei dem einen Auftritt nicht belässt. (Von Stefan Mangold)

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