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16 Megawatt in Spitzenzeiten: Vertreter der Stadtwerke skizzieren Weg des Stroms

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Das „Stromzentrum“ Mühlheims: Michael Kawecki, Technischer Leiter der Stadtwerke, zeigt den Keller der Verteilerstation an der Anton-Dey-Straße.
Das „Stromzentrum“ Mühlheims: Michael Kawecki, Technischer Leiter der Stadtwerke, zeigt den Keller der Verteilerstation an der Anton-Dey-Straße. © m

Er lässt sich nicht sehen, nicht riechen und nicht hören und trotzdem ist er da. Zum Glück, denn in Zukunft wird der Alltag noch viel mehr von ihm abhängen. Anlässlich der Tage der Industriekultur stellten Repräsentanten der Stadtwerke Mühlheim die Wege des Stroms in die Haushalte vor. Dazu führten sie einen kleinen Kreis Interessierter durch die zentrale Verteilstation an der Anton-Dey-Straße.

Mühlheim – Dr. Claus Spahn vom Geschichtsverein erinnerte an die Historie des „Elektron“, dem griechischen Begriff für Bernstein, der Heu oder Federn anzieht, nachdem er an Tierfell gerieben worden ist. 1810 wurde der erste Lichtbogen gezündet, es folgte die erste Straßenbeleuchtung mit Laternen in Paris. Die zweite industrielle Revolution begann um 1850 mit elektrisch betriebenen Fließbändern. 1860 folgte die Erfindung des Telefons, zehn Jahre später floss der erste Starkstrom durch eine Leitung.

Der Ingenieur skizzierte den Weg von der Nipkowschen Scheibe für die Produktion von Fernsehbildern über die erste Waschmaschine 1907 und den ersten Anlasser in einem Ford des Baujahrs 1912 bis zum magnetischen Plattenspeicher ‘56 und dem Ein-Megavolt-Transformator, der vor drei Jahren in China seinen Betrieb aufnahm. Der 2018 fertiggestellte, 2,2 Millionen Euro teure „große Verteilerkasten“ zwischen Schienenstrang und Mainstweg verwandle die 110- bis 400 000 Volt der Überlandleitungen in eine Spannung von 20 000 Volt, erläuterte Wolfgang Kressel. So kommt die elektrische Energie über ein „Spinnennetz“ in den kleinen Transformationshäusern an, die dann Haushalte und Unternehmen mit 400 bis 230 Volt versorgen. 16 Megawatt, informierte der Geschäftsführer der Stadtwerke, verbrauche die Mühlenstadt in Spitzenzeiten. Zum Vergleich: Ein ICE-Zug benötige beim Beschleunigen rund zwölf Megawatt. Michael Kawecki, Technischer Leiter der kommunalen Gesellschaft, zeigte im Keller, wo die 110-Volt-Kabel von Offenbach angeschlossen sind und der Strom in die Stadtteile weitergeführt wird. Zur Sicherheit werde die Energie in zwei grauen Kästen aufgenommen, ein Dutzend orangefarbene verteilen sie. Von Photovoltaik-Anlagen fließen derzeit etwa fünf Megawatt dazu. Der Betrieb wird komplett digital gesteuert, einzelne Funktionen sind in sicheren Stahlkästen separiert. Kawecki demonstrierte, wie diese Schränke im Notfall auch manuell von außen mit einer dünnen Stange gesteuert werden können.

Den Stromverbund in West-Europa zeichnete Kressel mit einem Beispiel: Als an der Meyer-Werft in Papenburg eine Überlandleitung vom Netz genommen wurde, fiel in Portugal der Strom aus. „Die Systeme werden immer empfindlicher, je mehr kleinere Anlagen die großen Kraftwerke ersetzen.“

Die Leistung von privaten Wärmepumpen und Wall Boxen zum Aufladen der E-Fahrzeuge werde darum von der Station zu den Spitzenzeiten mittags und abends für je 90 Minuten heruntergefahren, unterrichtete Kawecki. Und wenn der Anteil der E-Autos steigt? „Die notwendige Strommenge ist da, aber wir erwarten Probleme bei der Lade-Leistung“, erfuhren die Besucher der Station. (Von Michael Prochnow)

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