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„Mein Gott, was Männer alles tun“: Die Vätergruppe des TSV Lämmerspiel turnt seit 35 Jahren zusammen

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Die Männer folgen konzentriert den Bewegungen von Lea Penzel.
Die Männer folgen konzentriert den Bewegungen von Lea Penzel. © prochnow

„Hände nach hinten. Der Bauch macht die Arbeit.“ Es kommt nicht so oft vor, dass ein Dutzend gestandener Mannsbilder vor einer jungen Dame in die Knie geht. Lea Penzel ist stolz auf „ihre“ Männer, sie machen jede Übung mit und zeigen dabei fast keine Ermüdungserscheinungen. Seit einem Jahr ist Penzel die Trainerin der Freitagssportler, die jetzt Montagssportler sind.

Mühlheim –Wie gerne hätten sie ihren 35. Geburtstag gefeiert. Doch die Feier musste, wie so vieles in den vergangen Monaten ausfallen. So sind die Väter bereits glücklich, dass sie wieder mit „ihrer Lea“ üben können. Auf dem hellen Boden der Halle der Turn- und Sportvereinigung (TSV) Lämmerspiel haben sie ihre Isomatten und Handtücher im geforderten Abstand zueinander ausgelegt. Dabei versuchen sie konzentriert, die Bewegungen der Leiterin zu kopieren.

Die gelehrigen Schüler kannten sich bereits, bevor sie sich für Männergymnastik zur Gruppe zusammenfanden. 1986 traten ihre Töchter beim Gaukinderturnfest an, das die TSV ausrichtete. Die Papas führten den Getränkeausschank und fragten sich irgendwann zwischen Theke und Lager, ober es nicht möglich wäre, „mal selbst etwas Gesundes für den Körper zu tun“, erinnert sich Sprecher Herbert Rupp.

Und so gewann die Männerrunde mithilfe der Vereinsführung zunächst die 15-jährige Turnerin Simone Zilg als Trainerin. Die Tochter von Mitglied Dieter Zilg brachte die Gruppe fortan freitags in Schwung. Über mehrere Jahre sollte sie in der neu formierten Abteilung „Lockerheit, Kondition und Kraft“ vermitteln, berichtet der Sprecher. „Anfangs stand eine Mischung aus Turnen, Gymnastik und Leichtathletik auf dem Programm.“ Um das Deutsche Sportabzeichen zu erwerben, kamen noch Radfahren und Schwimmen dazu. „Mit zunehmendem Alter wollten wir uns aber nicht mehr so sehr dem Leistungsdruck aussetzen“, skizziert Rupp die Entwicklung.

Als sich Simone Zilg von den Männern verabschiedet, übernahm Jürgen Diekmann die Sportstunde. Der harte Kern bestand damals aus zehn Aktiven, sechs bis acht von ihnen beteiligten sich an den Trainingseinheiten.

„Wenn’s das Wetter zulässt, traben wir durch den Wald“, fährt Rupp fort. Am Seerosenweiher praktizieren sie Gymnastik „bis die Schnaken stechen“. Zurück in der Halle arbeiten sie mit Bällen, Dynaband oder Hanteln. „Im Vordergrund steht immer die gute Stimmung, der Gedanke, etwas für Körper und Geist zu tun“, fasst der Sprecher zusammen.

Ihr Silberjubiläum feierten die Männer 2011 mit einer 80-Kilometer-Radtour zu einer Straußenwirtschaft in Wenigumstadt im Odenwald. Im Almenhof bei Fulda verbrachten sie ein Fitness-Wochenende, zum 30-Jährigen erklommen sie die 533 Stufen des Kölner Doms. Eigentlich turnt die Gemeinschaft zu Fastnacht in Kostümen, radelt am 1. Mai, dreht im Sommer Runden im Freibadbecken und frönt vor Weihnachten der Geselligkeit – alles unter dem Hanne-Haller-Schlager, den sie sich zum 25. Geburtstag bei Radio hr4 wünschten: „Mein Gott, was Männer alles tun“. (Von Michael Prochnow)

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