Noch Jahre bis zur Erholung: Wasserqualität in Rodau und Bieber noch nicht optimal

Die Bieber fließt in die Rodau, diese schlängelt sich quer durch Mühlheim und mündet wiederum in den Main. Die Wasserqualität von diesen Gewässern soll in den kommenden Jahren erheblich verbessert werden. So will es die sogenannte Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Union. Bis 2027 sollen auch Bäche und Flüsse in einen guten ökologischen und chemischen Zustand gesetzt werden.
Mühlheim – Die Stadt Mühlheim ist vor allem für Rodau und Bieber zuständig. Zumindest bei der Rodau könnte das aber noch länger dauern. Probleme macht auch der Biber mit seinem Damm. Doch auch einige Fortschritte sind zu verzeichnen.
Einer davon ist der Wasserskorpion. Still lauert das Insekt auf Wasserpflanzen. Jederzeit ist der Räuber bereit, vorbeischwimmende Opfer mit seinen Klauen zu greifen und ihnen einen giftigen Stich zu verpassen. Doch für Menschen gehen von dem 17 bis 25 Millimeter langen Insekt keinerlei Gefahren aus. Seine liebste Speise sind Bachflohkrebse oder Kaulquappen. Der Wasserskorpion ist aber ein Indikator für gute Wasserqualität, er braucht vielfältige Strukturen des Gewässers. Die Ehrenamtlichen beim NABU Mühlheim-Offenbach haben ihn beim zweimal jährlichen stattfindenden Keschern mit unterschiedlichen Kindergruppen in der Bieber nachweisen können. Daneben fanden sie auch Taumelkäfer, Blutegel, Zuckmückenlarven, Großlibellenlarven oder Bachschmerlen. „Daraus kann man schließen, dass die Bieber noch keine sehr gute, aber eine gute Wasserqualität hat“, meint der NABU-Vorsitzende Ernst von Hermanni.
Doch bei Weitem sind die Bäche noch nicht an dem Ziel, an dem sie die Gesetzgeber in Brüssel haben wollen. Denn neben den biologischen Indikatoren, wie etwa das Auftreten von verschiedenen Arten, müssen auch eine ganze Reihe anderer Parameter erreicht werden. Dazu zählen auch die Gewässerstruktur, physikalische Eigenschaften wie Sauerstoffgehalt, Chlorid oder Ammonium-Stickstoff und andere Schadstoffe wie Pflanzenschutzmittel oder Schwermetalle. Laut einer Studie der Umweltorganisation WWF aus dem Jahr 2018, die behördliche Daten ausgewertet hat, hat noch kein einziges Bundesland die gesetzlichen Hürden erreicht. Auch bei Rodau und Bieber gibt es noch viel zu tun, heißt es auf Nachfrage vonseiten der Stadt. Für beide Bäche seien noch einige der biologischen Parameter im unbefriedigenden Zustand. Auch Phosphor- und Schadstoffgehalt seien teilweise noch als zu hoch einzustufen.

Doch bei der Stadt sei man nicht untätig geblieben, heißt es. Demnach seien etwa die angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen anders bewirtschaftet worden, es sei zu einer Renaturierung bestimmter Gewässerabschnitte gekommen. Dabei wurde die in ein Betonkorsett gesperrte Rodau unter anderem auf einem 300 Meter langen Abschnitt zwischen Feuerwehrhaus und St. Lucia-Gelände wieder in ihren natürlichen Verlauf gebracht. Auch wurde die Kläranlage nachgerüstet. „Bis die Natur jedoch auf diese Verbesserung messbar reagiert, das heißt, Tiere und Pflanzen wieder in entsprechende Lebensräume einwandern und sich dort dauerhaft etablieren, oder zum Beispiel Schadstoffgehalte aus dem Gewässersystem verschwinden, dauert es teils viele Jahre“, sagt ein Sprecher der Stadt. Bei der Renaturierung habe man zudem das Problem, dass manche angrenzenden Grundstücke nicht in städtischem Besitz sind. Daher gehe man bei der Stadt davon aus, dass für Rodau und Bieber eine Erreichung der Ziele der Wasserrahmenrichtlinie der EU von 2027 angenommen wird, vermutlich könnte es aber auch länger dauern. Da gesetzlich vorgeschrieben ist, die Ziele bis spätestens 2027 zu erreichen, könnten die Bäche somit das Ziel verfehlen. „Doch dafür sind dann letztendlich die Länder und schließlich der Bund zuständig, die dann in Brüssel eine Rechenschaftspflicht haben, aber nur, wenn man eine strukturelle Vernachlässigung in ganz Deutschland nachweisen kann“, sagt Christopher Stolzenberg vom Bundesumweltministerium zu möglichen Konsequenzen. Es könnte zu einem Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland kommen.
Probleme macht laut Stephan Petri, technischer Leiter der Stadtwerke, auch der Biber. Durch die Bauten in der Rodau unweit des Sportzentrums staue der Nager viel Wasser. Da das Wasser zu großen Teilen aus Kläranlagen stamme, gefährde es die Qualität des Grundwassers. „In der Nähe liegen zwei unserer Brunnen“, sagt Petri. Das Trinkwasser sei aber ausdrücklich nicht gefährdet, da dies noch aufbereitet werde. „Wir wünschen uns, dass das zuständige Regierungspräsidium endlich die Umsiedlung des Bibers veranlasst, wir werden aber schon seit ein paar Jahren hingehalten.“ (Von Lukas Reus)