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Mühlheimer demonstrieren gegen Corona-Spaziergänger – Telegram-Gruppe im Visier

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Von: Ronny Paul

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Gegendemonstration: Rund 70 Mühlheimer stellen sich nach Aufruf der Initiative „Die Rechten einsacken“ gegen die „Spaziergänger“.
Gegendemonstration: Rund 70 Mühlheimer stellen sich nach Aufruf der Initiative „Die Rechten einsacken“ gegen die „Spaziergänger“. © eickhoff

In Mühlheim bei Offenbach sind Corona-Leugner im Visier der Polizei. Gegendemonstranten macht besonders eine Telegram-Gruppe Sorgen.

Mühlheim – Sie stehen seit Pandemiebeginn jeden Donnerstag auf dem Wochenmarkt an der Bahnhofstraße und wollen Menschen von ihrer Weltanschauung überzeugen. Sie kommunizieren online über die öffentliche Telegram-Gruppe „Mühlheim steht auf“, in der es nur so vor kruden Theorien, Antisemitismus, Faschismus, Homophobie und Hetze trieft. Sie haben auch an diesem Montag einen „Spaziergang“ durch die Mühlenstadt gewagt – wie Gleichgesinnte in vielen anderen deutschen Städten auch (wir berichteten).

Doch nicht ohne Gegenwehr: Den Impfgegnern und Corona-Leugnern stellte sich die Initiative „Die Rechten einsacken“ entgegen. Rund 70 Mühlheimer zählten vor St. Markus zum Gegenpol. Denn während der „Spaziergang“ mit ganzen acht Teilnehmern weitgehend unbeachtet von der Dunkelheit verschluckt wurde, formierten sich Mühlheimer gegen die Corona-Leugner und artikulierten klare Botschaften, die von Plakaten prangten: „Masken auf, Nazis raus“, „Lügen sind keine Alternative“ oder „Lügen können dich töten“ war da zu lesen.

Corona-Gegner in Mühlheim bei Offenbach: Polizei zerstreut Menschenansammlungen

Hatte es zuerst geheißen, der neue Treffpunkt für den „Spaziergang“ sei das Rathaus, liefen die Querdenker über die Bahnhofstraße Richtung Kundgebung vor der St.-Markus-Kirche. Der Spaziergang war jedoch nur von kurzer Dauer. „Die Teilnehmer sind von Polizisten angesprochen worden und haben sich daraufhin in verschiedene Himmelsrichtungen verteilt“, sagte ein Sprecher der Polizei auf Nachfrage, besondere Vorkommnisse habe es nicht gegeben.

Für die Gegendemonstranten jedoch kein Grund, sich ebenfalls zu verstreuen. Sie zeigten klare Kante. Mehrere Redner verbalisierten ihren Unmut über die Querdenker. Stadtverordneter Yannic Bill etwa berichtete, wie er und seine Mitarbeiter im Schanz als Kulturschaffende unter der Pandemie leiden und es einfach nicht besser werde. Bill erzählte von einem Gespräch mit einem älteren Mann, der partout die geltende 2G-Regel für Konzerte nicht akzeptieren wollte. „Wegen solchen Leuten ist das Konzert heute ausgefallen“, schimpfte Bill.

Gruppe „die Rechten einsacken“ in Mühlheim: „Coronaleugner tun nichts für das Ende der Pandemie“

Auch ein in der Pflege Tätiger, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, berichtete über die aktuelle Lage in den Krankenhäusern der Region. Er sei seit mehr als 20 Jahren in der Pflege tätig, inzwischen in leitender Position und kenne die Lage auf den Intensivstationen. „Ich bin viel gewohnt, doch teilweise treibt es mir Tränen in die Augen.“

Tim Hainz als Sprecher der Gruppe „die Rechten einsacken“, berichtete von besagter Telegram-Gruppe „Mühlheim steht auf“, in der teils unter Klarnamen Verschwörungsideologien in einem öffentlichen Chat geteilt werden. Er stelle sich die Frage, warum Corona-Leugner sich über eine Spaltung der Gesellschaft beklagten, doch dabei selbst jene seien, die nichts dafür tun, die Pandemie zu beenden. „Menschen, die mit Vorsatz auf die Gesundheit und das Leben ihrer Mitmenschen scheißen, verwirken das Recht an Teilnahme einer funktionierenden Gesellschaft“, sagte Hainz.

Dass die Inhalte in der 75 Mitglieder zählenden Telegram-Gruppe höchst bedenklich sind, ist auch der Polizei nicht verborgen geblieben. Die Gruppe sei bekannt, heißt es aus dem Polizeipräsidium Südosthessen. Allerdings könne man zu laufenden Ermittlungen keine Angaben machen. Bei Verdacht auf Straftaten, etwa wegen Volksverhetzung, werde von Amtswegen Anzeige erstattet. Nach den Ermittlungen der Kriminalinspektion für Staatsschutzdelikte werden etwaige Fälle an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. (nj/ron)

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