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Geheilte gründet „Selbsthilfegruppe Schilddrüsenkrebs“

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Von: Marcus Reinsch

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Mühlheim - In Mühlheim hat sich die Selbsthilfegruppe Schilddrüsenkrebs gegründet. Sie will Betroffenen aus ganz Mittelhessen als Anlaufstelle dienen. Denn ausgerechnet in dieser vergleichsweise dicht besiedelten Region ist das Angebot bisher dünn.

Susanne Heydecke hat in den letzten anderthalb Jahren viel bekommen und will jetzt etwas zurückgeben. Als bei ihr Schilddrüsenkrebs diagnostiziert wurde, suchte sie den Kontakt zu anderen Betroffenen. Dass sie ihn über den Bundesverband Schilddrüsenkrebs fand, hat ihr dabei geholfen, nicht in ein tiefes Loch zu fallen. Das soll auch Leidensgenossen möglich sein. Deshalb hat Heydecke gerade eine Selbsthilfegruppe gegründet. Sie ist zwar in Ortenberg in der Wetterau zuhause. Doch als Ort für ihr Engagement hat sie Mühlheim gewählt.

In der Mühlenstadt und in Gießen werden im monatlichen Wechsel die Treffen über die Bühne gehen, „um ein möglichst großes Einzugsgebiet zu erreichen“. Beide Orte gelten als gut mit dem Auto und öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar.

Dass Heydecke für die von ihr geleitete Gruppe ein möglichst großes Einzugsgebiet erreichen will, hat gute Gründe. Zum einen sind Schilddrüsentumore in Deutschland eine relativ seltene Krebsart. Nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts erkranken pro Jahr rund 6100 Menschen daran, meist in ihren Fünfzigern, auch wenn es Kranke in jedem Alter gebe. Beim Einordnen der Häufigkeit hilft der Vergleich etwa mit Brustkrebs (jährlich etwa 69.000 Frauen) und Dickdarmkrebs (rund 33.000 Männer und 28.000 Frauen).

Zum anderen gibt es zwar Selbsthilfegruppen für Betroffene von Schilddrüsenkrebs. In Hessen aber existiere „ein großes Loch in dieser Landkarte“, sagt Heydecke. Die Lücke zwischen den Gruppen in Schwalmstadt an der Eder im Norden und Darmstadt im Süden wolle sie schließen. Mit allem, was auch der Bundesverband auf seiner Internetseite bietet.

In seinem Forum können sich Betroffene austauschen, es gebe „Antworten auf die quälenden Fragen“, Zuspruch bei Ängsten, Lösungsansätze für Sorgen und Probleme, verständliche Informationen bis ins Detail, auch ergänzende Therapien. Ihr selbst habe das alles „sogar auf die Distanz bis zur Operation und danach bei der Rückkehr in den Alltag mit Familie und Beruf“ geholfen.

Mit Krankheiten kommen nicht nur medizinische Fragezeichen. Die Zahl der Neuerkrankungen verlaufe in den letzten Jahren zwar weitgehend konstant; die Heilungschancen seien gut und die Zahl der Todesfälle für beide Geschlechter rückläufig. Doch auch, wenn „zwei von drei Unterarten dieser Krebserkrankung relativ gut behandelbar sind, bleibt die Diagnose ein Schock“. Die Gedanken kreisten immerzu darum, ob man nach der Behandlung wieder voll belastbar sein wird, um die Familie zu versorgen, was passiere, wenn die Therapie nicht anschlägt, wie das Leben nach einer Operation aussieht, wie es sich ohne Schilddrüse lebt. Daraus entstehende Ängste belasten zusätzlich, auch Angehörige und Freunde, die damit oft überfordert seien.

Hinzu komme, wie andere Menschen reagieren. Auch Ärzte, die beruhigen wollen. Sätze wie „Da haben sie sich aber von allen Krebsarten die beste herausgesucht“ und „Das ist ein guter Krebs, seien sie froh“ seien vielen Patienten bekannt.

Die Selbsthilfegruppe Schilddrüsenkrebs trifft sich am Mittwoch, 17. Oktober, von 18 bis 20 Uhr in der Kulturhalle Schanz (Carl-Zeiss-Straße 6). Ansprechpartnerin: Susanne Heydecke, Mail an susanne.heydecke@sd-krebs.de . (leo/mcr)

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