Testzentrum im Rathaus kann bald auch den Antikörper-Wert bestimmen

Es ist die Kenngröße, die aktuell immer mehr an Bedeutung gewinnt: die eigenen Antikörper gegen das Coronavirus. Für die geimpften Personen ist sie wichtig, um herauszufinden, ob sie noch genügend Impfschutz haben und für die Ungeimpften kann es bedeutsam sein, ob sie eventuell schon eine Infektion symptomlos überstanden haben. Genau solche Tests können ab Montag, 18.Oktober, für das Testzentrum im Rathaus gebucht werden. Innerhalb von nur 15 Minuten liegt, wie bei den Schnelltests, ein Ergebnis vor.
Eine der ersten Personen, die das Verfahren am Rathaus testen ist der 9-jährige Maxi und sein Vater, ein Mitarbeiter der Stadt. Moritz Breitenbach, der geschäftsführende Gesellschafter der Medizintestzentrum GmbH und Zahnarzt, testet den Jungen. Mit einer kleinen Nadel, die auch beispielsweise bei Diabetes- oder HIV-Tests eingesetzt wird, sticht er zunächst kurz nach dem Desinfizieren in den Ringfinger von Maxi. „Wichtig ist, dass die Hände warm sind, damit genügend Blut kommt“, sagt Breitenbach. Es bildet sich an der Einstichstelle ein kleiner Blutstropfen. Nahezu schmerzfrei ist das Verfahren. Mit einer Pipette sammelt Breitenbach den Tropfen auf und gibt ihn auf einen Teststreifen, der denen der Corona-Schnelltests optisch ähnelt. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt. Eine falsche Handbewegung und die Probe ist dahin und es muss neu gestochen werden. Breitenbach gibt die Pufferlösung dazu.
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Dann gilt es 15 Minuten zu warten, bis sich das Blut verteilt hat. Anschließend gibt er den Teststreifen in ein kleines Gerät, das an ein Kartenzahlgerät erinnert. Es wertet die Probe innerhalb von wenigen Sekunden aus und zeigt den sogenannten Antikörpertiter, einen Wert zur Bestimmung der Anzahl der Antikörper im Blut, an. Gemessen wird in sogenannten Internationalen Einheit (IU) nach WHO-Standard. „18“, sagt Breitenbach, „das heißt, du hattest irgendwann einmal das Virus in dir.“ Der Vater, doppelgeimpft, hat einen Wert von 52. „Jetzt haben wir immerhin Gewissheit“, sagt er. Alle Werte über 40 seien ein ausreichender Schutz, so Breitenbach. Die Ergebnisse sollen den Kunden später mit einer Skala von Plussen angezeigt werden, von einmal Plus für einen gerade ausreichenden Schutz bis maximal viermal Plus. „Der Impfstoff produziert in der Regel auch viel mehr Antikörper als eine Infektion, weil der Impfstoff genau darauf ausgelegt ist“, sagt Breitenbach, deshalb sei es nach wie vor die beste Art sich gegen Corona zu schützen. „Mit den Tests lässt sich schnell bestimmen, ob beispielsweise eine Infektion vorgelegen hat oder ob Monate nach der Impfung eine dritte Impfung notwendig ist.“ Das ist auch der Vorteil gegenüber den sonst angebotenen Antigen-Schnelltests, die lediglich bestimmen können, ob derzeit eine Infektion vorliegt.
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Nach einem halben Jahr nach der Impfung sei ein solcher Test zur ersten Bestimmung sinnvoll. Laut Breitenbach seien die Tests auch in der Lage eine Infektion nachzuweisen, die zu Beginn der Pandemie stattgefunden hat. Beim Hausarzt lässt sich der Antikörpertiter auch bestimmen, hier wird allerdings regulär Blut abgenommen. Dort kosten die Tests um die 20 Euro, im Testzentrum im Rathaus sollen sie 29 Euro kosten. Breitenbach ist überzeugt, dass die Tests bei ihm dennoch attraktiver sind: „Hier habe ich in 15 Minuten ein Ergebnis, dort muss ich mitunter lange im Wartezimmer sitzen.“
Doch die Tests sind aktuell noch nicht dafür zugelassen, sich zu testen, um sich anschließend die Bescheinigung über die Genesung vom Gesundheitsamt ausstellen zu lassen. Breitenbach hofft deshalb auf eine baldige Gesetzesgrundlage aus dem Gesundheitsministerium. Da die Tests viel Gefühl bei den Mitarbeitern voraussetzt, hat Breitenbach und sein Team die Mitarbeiter des Testzentrums zusätzlich geschult.
Neben dem Testzentrum im Rathaus können sich die Menschen auch bei anderen Testzentren der Medizintestzentrum GmbH in Heusenstamm, Bürgel und Obertshausen auf die Antikörper testen lassen. Termine sind auf der unten stehenden Website ab Montag buchbar. (Von Lukas Reus)
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