E-Scooter: Anbieter der umstrittenen Roller expandiert jetzt auch nach Mühlheim
Seit Kurzem sind sie auch in Mühlheim Teil des Stadtbildes: Die mintgrünen E-Roller des estnischen Mikromobilitätsstart-ups Bolt. Die Stadt appelliert, sich ordnungsgemäß zu verhalten.
Mühlheim – Der Billiganbieter, der lediglich 5 Cent pro Minute für eine Fahrt nimmt, expandiert in den vergangenen Jahren aggressiv in ganz Europa. Bei dem Unternehmen Bolt handelt es sich um ein Start-up, das unter anderem E-Roller zur Vermietung anbietet. Der Kunde scannt den Code auf dem Roller über die App des Anbieters mit seinem Handy. Danach wird das Zweirad freigeschaltet. Ist der Fahrer mit dem Roller am Ziel, kann er diesen an ausgewiesenen Zonen abstellen, macht über die App ein Foto des Rollers und bezahlt dann die Dauer der Fahrt.
Rund 70 Roller sind aktuell laut App des Anbieters im ganzen Stadtgebiet verteilt. In der Rhein-Main-Metropole Frankfurt ist das estnische Start-up ebenfalls erst seit Kurzem präsent. Dort hat Bolt allerdings viel Konkurrenz. Auch die Anbieter Lime, Vio, Tier und Bird und andere vermieten dort ihre Roller. In Mühlheim ist Bolt der erste Anbieter der E-Scooter. Laut Unternehmen plant man auch weiterhin, in kleinere Städte zu expandieren.

Das Unternehmen begründet seine aggressiven Preise, die weit unter denen anderer Anbieter liegen, mit dem Bau ihrer eigenen Roller: „Sollte einmal eine Komponente defekt sein, können wir sie einfach und effizient austauschen und die daraus resultierenden Einsparungen an die Kunden weitergeben.“
Mühlheim (Kreis Offenbach): E-Scooter-Nutzer werden auf Verkehrsregeln hingewiesen
Allerdings gibt es immer wieder Ärger in anderen Städten. Viele Nutzer stellen die kleinen Fahrzeuge einfach mitten auf dem Bürgersteig ab. Von Bolt heißt es dazu, man stelle mit verschiedenen Vorkehrungen sicher, dass die abgestellten Roller keine Behinderung für Passantinnen und Passanten seien.
Durch die App sei es technisch nicht möglich, beispielsweise einen Roller im Bürgerpark abzustellen, da der Standort des Rollers und die Fahrt nachverfolgt werden kann. Darüber hinaus würden die Nutzer vor jeder Fahrt auf die gegebenen Verkehrsregeln extra hingewiesen, so auch, dass die Roller nicht mitten auf einem Bürgersteig abgestellt werden sollen. Wenn sie umgekippt werden, erklingt ein Signalton. „Inkorrekt abgestellte oder umgekippte E-Scooter werden dann innerhalb des Betriebsablaufs durch das Bolt-Team zeitnah geborgen beziehungsweise umgestellt.“
Wie sich das in der Praxis verhält, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Allerdings haben sich schon einige Bürger per Mängelmelder, Mail und im persönlichen Gespräch über falsch abgestellte Roller beschwert, informiert Erster Stadtrat Dr. Alexander Krey. Er appelliert: „Wenn sich alle Nutzerinnen und Nutzer verantwortungsbewusst verhalten, können die Scooter die Nahmobilität bereichern.“ Daher ruft Krey die Fahrerinnen und Fahrer auf, „Verantwortung zu zeigen“.
E-Scooter: Auch andere Anbieter haben bereits Interesse an Mühlheim im Kreis Offenbach bekundet
Für die Stadt habe Bolt eine eigene Mail-Adresse für die Mühlheimer Anliegen eingerichtet, um Probleme schnell zu beheben. In einem umfangreichen Fragenkatalog der Stadt und der Ordnungspolizei an Bolt, der der Redaktion vorliegt, erklärt sich Bolt bereit, auch Kosten der Stadt zu übernehmen, falls diese Roller akut beseitigen müsse. Auch will Bolt auf die Wünsche der Stadt bezüglich Parkverbotszonen eingehen. Der Magistrat werde in seiner kommenden Sitzung darüber beraten. Bisher, sagt der Erste Stadtrat, habe die Stadt keine rechtliche Handhabe, die Roller zu regulieren. Erst wenn diese rechtlich als sogenannte Sondernutzung gelten, wäre eine Regulierung möglich.
Laut Krey haben neben Bolt auch bereits andere Anbieter ihr Interesse in Mühlheim bekundet, E-Roller anzubieten – nur bei Bolt ist dies bisher konkret geworden. (Lukas Reus)