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Ungenutztes Angebot: Hausärzte bleiben auf Corona-Impfstoff sitzen

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Von: Ronny Paul

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Weniger Nachfrage: Hausarzt Nico Vondung musste bereits abgelaufene Impfstoffe entsorgen.
Weniger Nachfrage: Hausarzt Nico Vondung musste bereits abgelaufene Impfstoffe entsorgen. © Andre Coelho/Imago

Es wirkt paradox: Zunächst gab es zu viele Impfwillige und kaum Vakzine und nun – so scheint es – ist es genau umgekehrt.

Mühlheim – Auch in Mühlheim bleiben Hausärzte mittlerweile auf den Corona-Impfstoffen sitzen. Dabei sind noch lange nicht so viele Menschen geimpft, dass eine zur Coronavirusbekämpfung notwendige Herdenimmunität erreicht wäre. Dazu bräuchte es eine Impfquote von mehr als 90 Prozent. Aber nicht mal die Hälfte der Bürger im Kreis Offenbach haben vollen Impfschutz. Damit liegt der Landkreis sogar unter dem Bundesdurchschnitt.

Einer der Mühlheimer Mediziner, der aktuell auf seinem Impfstoff sitzen bleibt, ist Dr. Nico Vondung, der seit zehn Jahren eine Hausarztpraxis mit Kollegen in der St.-Priest-Straße 30 führt. Die aktuelle Impfmüdigkeit und die steigenden Infektionszahlen deuteten auf eine weitere Welle mit entsprechenden Maßnahmen spätestens nach Ferienende hin, meint Vondung. Trotzdem erlebe er aktuell, dass Impftermine nicht gebucht oder gebuchte teils nicht wahrgenommen werden. „Wir mussten zuletzt sogar abgelaufene Impfstoffe entsorgen.“ Und zwar von Biontech.

Mühlheim im Kreis Offenbach: Bürgermeister und Erster Stadtrat rufen zur Impfung auf

Noch vor zwei Wochen habe er impfwillige Patienten wegen Vakzinmangels abweisen müssen. „Die Tatsache, dass wir inzwischen mit zwei Wochen Vorlauf bestellen müssen, macht es nicht einfacher.“ Auch die offensiven Aufrufe an Bürger seien bislang verhallt: „Meine Mitarbeiter und ich habe bereits über lokale Facebook-Gruppen, private WhatsApp-Gruppen, Kontakte mit der Politik sowie Anrufe bei den Mühlheimer Betrieben um Impfkandidaten geworben, jedoch mittlerweile vergeblich“, sagt Vondung.

Das Problem haben auch Mühlheims Stadtobere erkannt. Die Nutzung der zahlreichen Impfangebote auch der Mühlheimer Hausärzte lasse zu wünschen übrig. Daher rufen Bürgermeister Daniel Tybussek und Erster Stadtrat Dr. Alexander Krey Bürger, die die Möglichkeit einer Impfung bislang nicht genutzt haben, auf, Angebote der Hausärzte oder der Impfzentren wahrzunehmen. „Nur mit einer Impfung kann jeder das momentan Nötigste dafür tun, weitere Lockdowns oder Schulschließungen zu verhindern und auf diesem einfachen Weg gleichzeitig den wichtigen Infektionsschutz zu erlangen“, betont Rathauschef Tybussek.

Corona im Kreis Offenbach: Auch Impfungen für Jugendliche ab zwölf Jahren möglich

Dabei ist die Schwelle für Impfungen niedrig: In der Praxis von Dr. Vondung im Franzosenviertel etwa muss für die Terminbuchung nur ein einfaches Online-Formular ausgefüllt werden. Umgehend erfolgt dann die Bestätigung des Termins per Mail. Mitzubringen sind lediglich Impfpass, Versichertenkarte beziehungsweise Ausweis. Nach 20 bis 30 Minuten ist die Sache erledigt. Vondung bietet auch Impfungen für ab Zwölfjährige sowie Kreuzimmunisierungen nach Vorimpfung mit AstraZeneca an. Der Mediziner betont, dass sich das Angebot nicht auf Bestandspatienten oder Einwohner von Mühlheim beschränke. In der Praxis von Dr. Beatrice Rosenthal gab es in Mülheim noch vor drei Wochen 1300 Impfdosen ohne Termin.

Ein kleiner Piks, der die Allgemeinheit schützt. Das verdeutlicht Bürgermeister Tybussek: „Wir haben gemeinsam dafür Sorge zu tragen, dass gerade die, die noch nicht geimpft werden dürfen oder für die noch keine Empfehlung zur Impfung vorliegt, nämlich die Kinder und Jugendlichen sowie die Menschen mit Vorerkrankungen in unserer Stadt, sich durch unser gemeinsames Handeln verlässlicher geschützt fühlen dürfen.“

Bürgertests helfen die Infektionsketten zu durchbrechen

Erster Stadtrat Krey teilt die Ansicht des Rathauschefs, rät ebenfalls zur Impfung und appelliert an alle Bürger, auch weiterhin Abstands- und Hygienevorschriften einzuhalten und insbesondere medizinische Masken zu tragen. Ebenso weist Krey auf die Möglichkeit kostenloser Tests im Testzentrum und bei den Apotheken hin. „Die kostenlosen Bürgertests erlauben das frühzeitige Erkennen und somit die Unterbrechung auftretender Infektionsketten.“ Auch das ist nötig, damit die vierte Welle – auch angesichts der sich stark verbreitenden Delta-Variante – nicht bald übers Land schwappt. (Von Ronny Paul)

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