2G oder 3G: Gastronomen setzen auf unterschiedliche Corona-Regeln

Die Gastronomen haben die Wahl: Sie können selbst entscheiden, ob sie auf die 2G oder 3G-Regel setzen. Doch die Corona-Pandemie stellt sie noch vor ganz andere Herausforderungen.
Mühlheim - „Eins, zwei oder drei“: Showmaster Michael Schanze forderte in seiner Fernsehsendung Kinder auf, eine Antwort auf eine Quizfrage zu wählen und auf das entsprechende Feld zu springen. Vor einer ähnlichen Aufgabe steht in diesen Tagen die Gastronomie wegen den Regeln der Corona-Pandemie: 2G oder 3G? Oder vielleicht auch 1G, wie Thinh Nguyen Van von der Kleinen Kneipe in Lämmerspiel vermutet.
„Irgendwann haben die Genesenen keine Antikörper mehr“, rechnet sich der Wirt an der Hausener Straße aus, „dann werden nur noch neu Geimpfte erlaubt“, sagt er und serviert den ersten Glühwein der Saison, sein Rezept gegen alle möglichen Unwägbarkeiten. Er setzt auf 3G, empfängt also neben geimpften und genesenen Gästen auch negativ getestete. „Leute, die sich noch nicht impfen lassen konnten, sind sonst beleidigt oder fühlen sich ausgeschlossen“, begründet er seine Wahl.
„Viele tragen ganz automatisch Maske“, lautet ein weiteres Argument gegen die 2G-Lösung, bei der auf den Mund-Nase-Schutz verzichtet werden kann. Allerdings glaubt der beliebte Wirt auch, dass sich niemand allein wegen eines Kneipen-Besuchs einen jetzt teuren Test machen lässt, „dann kommt sowieso 2G“. Nguyen Van ist mit Abhol- und Lieferservice ganz gut durch die Lockdowns gekommen. Mit regelmäßigen Aktionen wie Schlachtfest, Karaoke und Sitzhähnchen habe er selbst viele junge Gäste bis aus den Nachbarorten gewonnen. Jetzt bereitet er eine Silvesterparty vor.
Mühlheim: Gastronomen wählen unterschiedliche Corona-Modelle
Nicht ganz so gut läuft´s im Tresor II. Die griechische Küche von Nikolaos Adamopulos und seinem Team hat nach Sanierung und Einzug vor drei Jahren viele Freunde gefunden. Fast die Hälfte seiner Stammgäste forderte die 3G-Variante, berichtet er, und damit fahre er eigentlich ganz gut. Demnächst werde er noch ein Zelt in den Biergarten stellen, damit auch mehr Raucher kommen.
Doch nach fast einem Jahr Zwangsschließung fehlen ihm Einnahmen, um die neue Einrichtung und das Personal zu bezahlen. Staatliche Hilfen hat er noch nicht erhalten, dafür eine Rechnung über die volle Miete, auch für die Monate, in denen er kein Geld verdient habe. Das könnte das Ende des Tresors und der Vereinsgaststätte der Turn- und Sportvereinigung bedeuten.
Fehlendes Personal stellt Gastronomen in Mühlheim vor Probleme
Die vielfach ausgezeichnete Alte Wagnerei plagt ein ganz anderes Problem: Ihr fehlt Personal, sodass sie die gewohnten Öffnungszeiten nicht aufrecht erhalten kann. Jetzt sind in dem Kleinod mit dem schönen Biergarten zu Füßen Montag und Dienstag Ruhetag, von Mittwoch bis Samstag ist von 17 bis 22 Uhr geöffnet, die Küche nur bis 20 Uhr, teilt Wirt Georg Koppenhöfer mit. Und fragt nach Fachleuten für Küche und Service.
„2G, ganz klar“, antwortet Rudi Härtl. Das Stammpublikum der Probierstube an der Jean-Monnet-Straße bewegt sich ums Rentenalter und ist durchgeimpft. „Bei uns läuft wieder alles ganz normal, ohne Maske und Abstand“, deutet der Wirt beim Schlachtfest in seine voll besetzte Gaststube. So handhabt es auch Chris Nakev in der Endstation am Sportzentrum Anton-Dey-Straße, seit ein paar Tagen haben nur noch Geimpfte und Genesene Zutritt, heißt es.
Maurizio Ingala, der das Da Bacco in der Roten Warte und seit Kurzem auch den Abthof führt, hat sich „da noch nicht endgültig festgelegt“. Das bedeutet, im normalen Betrieb gilt 3G: „Wir haben für Abstand und Hygienemaßnahmen gesorgt“, versichert er. Geschlossenen Gesellschaften aber können unter 2G der Geselligkeit frönen. Genügend Platz hat auch das Eiscafé Costa, es erlaubt also weiterhin 3G, „und jetzt ist bei uns sowieso nicht mehr so viel los“, erklärt Antonio Lumuschio, Ehemann der Geschäftsführerin. (Von Michael Prochnow)