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Krieg in der Ukraine: Mühlheimer helfen

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Von: Ronny Paul

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Es geht nichts mehr: Die Helfer müssen irgendwann sogar Spender abweisen, weil der Platz fehlt.
Es geht nichts mehr: Die Helfer müssen irgendwann sogar Spender abweisen, weil der Platz fehlt. © Prochnow, Michael

Ein Aufruf des Schanz in Mühlheim trifft auf große Resonanz: Zahlreiche Menschen spenden für die vom Krieg betroffene Bevölkerung der Ukraine.

Mühlheim – Die Autos stehen bis zur Montessori-Schule, das Ende der Warteschlange befindet sich ebenfalls irgendwo in der Carl-Zeiss-Straße. Ein Trenngitter vor dem Eingang des Kulturzentrums Schanz weist zu Abgabe und Ausgabe. Der Aufruf des Schanz-Teams, Spenden für Menschen in und aus der Ukraine abzugeben, fand einen gewaltigen Widerhall, Hunderte aus Mühlheim und Umgebung stehen am Donnerstagabend mit fertig geschnürten Paketen und prall gefüllten Plastiksäcken vor der Tür. „Wir bilden Ketten, solange es brennt“, zitiert Schanz-Macher Yannic Bill die Band „Feine Sahne Fischfilet“. In einer Reihe reichen Helferinnen und Helfer die Ware weiter. Zum Glück haben sich viele spontan eingefunden, dankt auch Thorsten Bauch, der stellvertretende Vorsitzende des Veranstaltungsvereins Eigen-Art. Beide nehmen pausenlos Telefongespräche entgegen und tippen Nummern auf den Displays, suchen weitere Unterstützung.

Die können sie gebrauchen. Gegen 19 Uhr stapeln sich die Spenden auf den Tischen der Gaststätte und darunter. Nur die Plätze an der Fensterfront bleiben frei, dort haben mehrere Gäste zum Essen Platz genommen. Das Schanz-Wohnzimmer, sämtliche Nebenräume sind mit Kartons zugestellt, nur ein schmaler Pfad zwischen den Stapeln bleibt, auf denen sich die Aktiven hindurchschlängeln.

Schanz in Mühlheim: Ansturm von Spendewilligen

Das ist auch der Moment, in dem die Verantwortlichen die ersten Spendewilligen abweisen: Es geht einfach nichts mehr. Aber es öffnen mit Sicherheit weitere Abgabestellen, vertröstet Bill. Wegen eines ähnlichen Ansturms hat jedoch kurz zuvor eine Gruppe in Bürgel schließen müssen, heißt es, sodass nun auch viele Offenbacher in die Mühlenstadt gekommen sind.

Große Solidarität: Hunderte geben im Schanz Spenden für Menschen in der Ukraine ab.
Große Solidarität: Hunderte geben im Schanz Spenden für Menschen in der Ukraine ab. © m

„Wir verweisen auf Mission Lifeline“, erklärt Bauch, einen Verein, der sich eigentlich der Seenotrettung verschrieben hat. Mit seiner Begleitung wollen die Mühlheimer ihr Gut an die Grenze zur Ukraine bringen. Im Schanz-Hof steht dazu ein Lastwagen bereit, nach weiteren Transportern und Fahrern wird händeringend gesucht. Die Firma Tillmann-Verpackungen hat eine große Menge Kartons gebracht, denn viele Spenden müssen umgepackt werden.

Vor allem Lebensmittel, Hygieneartikel und Medikamente müssen separiert werden. Ebenso Kindersachen wie Kleidung und Spielzeug, Kerzen, Batterien, Taschenlampen Schlafsäcke und Isomatten für die Menschen, die sich in Bunkern verstecken. Am Eingang hat das Team viele Gehhilfen und Rollatoren gesammelt. Diese Geräte und Kinderwagen füllen schließlich zwei Anhänger, alles andere einen 7,5- und zur Hälfte einen 40-Tonner. Dazu sind drei PKW beladen und machen sich auf den Weg, 1125 Euro Spritgeld in der Tasche, die ebenfalls gespendet sind. „Wir sind emotional, körperlich und mental komplett geplättet, aber wir sind glücklich“, regt das Helfer-Team an, das es für sinnvoll hielte, wenn Stadt oder Kreis Offenbach darüber nachdachten, ein kleines Logistikzentrum aufzubauen, wo Spenden gesammelt werden können. (m/ron)

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