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Mühlheimer Naturschutzbund schafft stufigen Eintritt zum Wald am Gailenberg

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Junge Sträucher hat Ernst von Hermanni, Zweiter Nabu-Vorsitzender, gepflanzt.
Junge Sträucher hat Ernst von Hermanni, Zweiter Nabu-Vorsitzender, gepflanzt. © M

Mühlheim – Große, schwarze Kulleraugen, buschig behaarte Schwänze und eine Leidenschaft fürs Schlafen. Diese Beschreibung gilt der Haselmaus, die der Naturschutzbund (Nabu) am Waldrand auf dem Gailenberg wieder ansiedeln möchte. Dazu pflanzten Mitglieder und einige Kinder jetzt Sträucher, die das possierliche Tierchen anlocken sollen.

Das daumengroße Mäuschen ist eigentlich gar keine Maus, lehrt Ernst von Hermanni, Zweiter Vorsitzender der Nabu-Gruppe Mühlheim-Offenbach, sondern eine Verwandte des größeren Siebenschläfers. „Beides sind Bilche oder sogenannte Schlafmäuse und an den Sträuchern zu Hause.“ Den Tag verschlafen Haselmäuse in faustgroßen Nestern aus Laub und Gras, die sie geschickt zwischen dünnen Zweigen, im Brombeerdickicht oder in Baumhöhlen bauen.

„Die Eingänge ähneln dem Nest des Zaunkönigs: In der Mitte befindet sich eine eng gewobene, wärmende Kammer“, heißt es. Gerne bauen die Tiere ihre Kobel auch in Nistkästen für Vögel. Vor allem die, in denen Mütter ihre Jungen aufziehen, sind größer. Um an die fetthaltigen Kerne der Haselnüsse zu gelangen, nagen die Baumkobolde ein rundes Loch in die noch nicht verholzte Schale. Die typischen Fraßspuren weisen auf die Art hin, sie ernährt sich aber auch von Insekten, Baumfrüchten, Nektar und Pollen, Samen und Kernen, Knospen und Blätter.

Das weiß nun auch die kleine Kindergruppe, die im November mit anpackte, um die Büsche am Rande der weiten Lichtung zu setzen. „Damit schaffen wir einen stufigen Eintritt in den Wald“, begründet von Hermanni das Projekt. Diese Form „ermöglicht einen unermesslichen Artenreichtum und schützt gleichzeitig das Waldinnere vor Wetterextremen“. Obwohl von Osten nur selten schwere Stürme kommen, schränkt der Naturschützer ein. Die Initiatoren vom Nabu erwarten, dass sich nach einigen Jahren zahlreiche Säugetier-, Vogel- und Insektenarten ansiedeln, die im Übergang zwischen Offenland und Forst Nahrung und Unterschlupfmöglichkeiten finden. „Es lohnt sich also, auch bei noch so kleiner Fläche etwas für die Verbesserung der Biodiversität zu tun“, appellierte von Hermanni.

Die ehrenamtlichen Helfer setzten auf der Westseite des Areals aus Streuobstwiesen und Kartoffeläckern je fünf Pfaffenhütchen, Weißdorn- und Schneeballsträucher, eine Kornelkirsche und eine Schlehe. Der Leiter selbst brachte nun noch zwei Haselnussbüsche in vorbereitete Erdlöcher. Bereits vor vier Jahren verteilte der Verein Zugpferd auf Anregung des Nabu rund 30 Pflanzen entlang des Weges von der alten Steinkautenbrücke.

„Wir wollen mit der Forschungsaufgabe ein weiteres naturbezogenes Angebot für Kinder und Eltern schaffen, das auch während der staatlich verordneten Einschränkungen laufen kann“, erläutert der Sprecher. Langfristig möchte der Verein eine Naturjugend-Gruppe aufbauen. Obwohl sich die Aktiven intensiv um die Integration von Kindern von Geflüchteten bemühen, beteiligte sich am jüngsten Treffen kein einziger Schüler.

Im kommenden Jahr soll entlang des Weges ein Naturlehrpfad entstehen. „Dann können kleine und große Besucher mit Hilfe von Infotafeln und Erlebnisstationen diesen wertvollen und vielfältigen Lebensraum mit allen Sinnen entdecken.“ (Michael Prochnow)

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