Mühlheimer SPD macht sich für Erforschung von Long-Covid-Folgen stark

Die Langzeitfolgen einer Corona-Erkrankung sind noch immer kaum bekannt. Die Mühlheimer Sozialdemokraten will die SPD-Bundestagsfraktion nun auffordern, einen Fonds zur Erforschung von Long-Covid einzurichten.
Mühlheim – Nicht nur Corona selbst, auch die Folgen einer Erkrankung mit dem Virus stellen die Gesellschaft vor große Herausforderungen. Vor allem die als Long-Covid bezeichneten Langzeitfolgen fordern Medizin und Wissenschaft heraus. Die Mühlheimer SPD, die mit ihrer Stadtverordneten Ulrike Huf selbst eine von Long-Covid Betroffene in ihren Reihen hat (wir berichteten), fordert nun von der sozialdemokratischen Bundestagsfraktion eine Initiative zur Einrichtung eines Fonds zur Erforschung von Long-Covid.
Die Berliner Genossen sollen eine Etablierung eines biomedizinischen Long Covid-, ME/CFS- und Post-Vaccine-Therapieforschungsfonds auf Bundesebene mit einem Volumen von mindestens 300 Millionen Euro vorantreiben. Die geforderten finanziellen Mittel sollen für alle Schritte des Prozesses zur klinischen Erforschung der Pathomechanismen von Long-Covid, MECFS und Post-Vaccine, zur Entwicklung neuer Medikamente zu Heilungs- und Therapiezwecken – etwa BC 007 –, zur Prüfung bereits zugelassener Medikamente auf wirkungsvolle Behandlung bis zur Finanzierung von notwendigen Zulassungsstudien zur Verfügung stehen, teilen die Mühlheimer Genossen mit.
„Aus der eigenen Betroffenheit heraus, aber auch aus Verantwortungsgefühl meinen Leidensgenossen gegenüber“, begründet Ulrike Huf den Antrag, den sie eingebracht und den die Mitgliederversammlung einstimmig beschlossen hat. Ihr sei es wichtig, endlich zu handeln, sagt Huf. Sie leidet seit mehr als einem Jahr unter den Folgen einer Covid-19-Infektion, dem sogenannten Long-Covid-Syndrom, und hat mittlerweile ein großes Netzwerk zu Betroffenen aufgebaut – nicht nur durch die Instagram-Kampagne „#nichtgenesen“, sondern auch zu Mühlheimern, die sie direkt um Hilfe bitten.
Denn anders als in vielen Berichten dargestellt, gebe es für Long-Covid-Erkrankte keine Therapie- und Behandlungsambulanzen und keine ärztliche Versorgung. Es gibt keine zugelassenen Medikamente und viele individuelle Heilungsversuche zahlen die Erkrankten selbst. Covid-19 hat laut der Weltgesundheitsorganisation die Potenz, dass mindestens 16 Prozent der Infizierten in Folge der Erkrankung das Long-Covid-Syndrom ausbilden. „Ein Syndrom, das um die 200 Symptome verursacht und dessen Pathomechanismen noch unbekannt sind“, schreibt die SPD.
Die geforderten 300 Millionen Euro seien eine kleine Summe, wenn man dagegenstelle, wie hoch die volkswirtschaftlichen Schäden jedes Jahr sein werden, wenn die Erkrankungen weiterhin unerforscht und nicht therapierbar bleiben. Betroffenen bleibe nichts anderes, als von den Sozialkassen leben zu müssen und dennoch von Armut bedroht zu sein, schreiben die Genossen. Ausgaben für Menschen, die sich nichts sehnlicher wünschten, als gesund zu werden und wieder ein Leben mit Berufstätigkeit führen zu können.
Die Mühlheimer SPD hofft, dass viele Ortsvereine folgen werden und ebenfalls den Antrag zur Weitergabe an die SPD-Bundestagsfraktion beschließen. „Nur so kann man die Tragik, die sich bei den Erkrankten abspielt, an die Entscheidungsträger in Berlin richten, denn ME/CFS, Long-Covid und Post-Vaccine Syndrom sind die leiseste humanitäre Katastrophe der Welt“, schreibt die SPD. ron