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Die Mühlheimerin Saskia Berwein veröffentlicht den Thriller „Zornesbrand“

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Die Mühlheimerin Saskia Berwein veröffentlicht den Thriller „Zornesbrand“
Die Mühlheimerin Saskia Berwein veröffentlicht den Thriller „Zornesbrand“ (Symbolbild) © dpa

In manchen Beziehungen beginnt irgendwann die Gewalt. Anfangs zitiert der Kerl im Restaurant vor der roten Rose noch die Textbausteine von den schönen Augen und der ewigen Liebe. Später kippt die Stimmung. Auf das dritte Gebrüll folgt der erste Schlag.

Mühlheim – Ein Außenstehender stellt sich dann die Frage, „warum ging die nicht gleich?“. Kristina haut schließlich ab, die Heldin im Roman „Zornesbrand“ der Mühlheimer Autorin Saskia Berwein. Der Leser kennt deren Lebensgefährten Henning noch nicht, entwickelt vor seinem inneren Auge aber längst das Bild vom Archetypus des sadistischen Tyrannen. „Am schlimmsten ist es immer geworden, wenn er ruhig, gelassen und geduldig war“, deutet die Autorin an, was passierte, wenn die Stille umschlug. Der Roman der in Lämmerspiel lebenden Berwein beginnt mit Kristinas vorbereiteter Flucht vor dem Schläger. Der Thriller ist der fünfte Band ihrer Reihe „Ein Fall für Leitner & Grohmann“.

Die Schriftstellerin absolvierte am Amtsgericht in Frankfurt eine Ausbildung zur Justizfachangestellten. Das sind jene, die in Prozessen als Protokollantinnen die Tasten glühen lassen und die Richter vor Formfehlern bewahren. Es liegt zwar nahe, dass eine Justizfachangestellte viel Stoff für Krimis sammelt, „ich habe in dem Beruf aber nie gearbeitet“. Die Prüfung hatte Berwein zwar mit besten Noten bestanden, dann gab es nur eine Stelle, in der sie lediglich eine Akte nach der anderen scannen sollte, „das kam nicht in Frage“. Stattdessen arbeitete Berwein erst für die Santander Bank in Frankfurt, dann für Areva in Offenbach. Währenddessen schrieb sie an ihrem Thriller-Debüt „Todeszeichen”.

Über eine Agentin fand Berwein den Egmont-Lyx-Verlag. Das Buch verkaufte sich so gut, dass sich Berwein nur noch dem Schreiben widmen konnte. „Ihre Knöchel traten weiß hervor, als sich ihre Hände fest um das Lenkrad krallten“, beginnt Zornesbrand. Berweins Stil lebt nicht von der Verknappung. Die Autorin, die über soziale Netzwerke mit Teilen ihrer überwiegend weiblichen Leserschaft in Kontakt steht, erzählt von Vergleichen mit der amerikanischen Autorin Karin Slaughter oder der deutschen Nele Neuhaus.

Ihr Fokus liege nicht auf blutigen Details, sondern auf Themen wie Angst und Stalking. Kriminalkommissarin Jennifer Leitner und Staatsanwalt Oliver Grohmann bilden stets das Ermittler-Duo.

Ein Interesse der 38-Jährigen liegt in der Psychologie, etwa der Frage, „warum lässt sich eine Frau den Terror des Mannes gefallen?“. In der Regel arbeiten die Täter daran, die Frauen von ihrem sozialen Umfeld fernzuhalten. Das Treffen mit der Freundin wird ebenso zum Problem wie der Besuch bei den Eltern. In der Isolation geht es den Frauen nur noch darum, für die Beziehung zu leben, möglichst alles zu vermeiden, was dem anderen missfallen könnte. Aber keine Normerfüllung schützt vor der Gewalt. Berwein selbst kennt solche Verhältnisse nur aus der Distanz, „persönlich habe ich so etwas nie auch nur ansatzweise erlebt“, sagt sie.

Nach den drei Folgeromanen von „Todeszeichen” kaufte Bastei Lübbe den Egmont-Lyx-Verlag auf. Dessen Programm beschäftigt sich seitdem eher mit Helden, die schöne Frauen mit Gedächtnisverlust aus den Wellen ziehen, nicht mehr mit Fahndern wie Leitner und Grohmann. Die lösen ihre Fälle jetzt zwischen den Buchdeckeln des Kuneli Verlags, den die Autorin selbst gründete.

Die Flucht von Kristina vor ihrem prügelnden Freund nimmt eine Wendung, die sich lange nicht ahnen lässt. Wer wissen will, welche, kann die Mühlheimer Buchhandlung an der Bahnhofstraße besuchen, wo die 344 Seiten „Zornesbrand“ ausliegen.

VON STEFAN MANGOLD

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