Geringe Beteiligung bei Bürgermeisterwahl in Mühlheim: Woran hat‘s gelegen?

Die Mühlheimer Bevölkerung spekuliert über mögliche Gründe für die schwache Beteiligung bei der zurückliegenden Bürgermeisterwahl.
Mühlheim – „Katastrophal“, „traurig“ und „unverständlich“: Mit diesen Worten beschreiben die Mühlenstädter die dürftige Beteiligung an der zurückliegenden Bürgermeisterwahl. Lediglich rund 40 Prozent haben ihre Stimme abgegeben, noch weniger, als bei der Direktwahl 2017 (42 Prozent). Die Kandidaten selbst zeigten sich ob dieser Entwicklung schockiert, rätselten über die Gründe, versuchten bereits kurz nach der Abstimmung Antworten zu finden – ohne Erfolg (wir berichteten).
Dem Großteil der Bürger, die an diesem Morgen auf dem Wochenmarkt in der Bahnhofsstraße unterwegs sind, scheint es ähnlich zu gehen, die Ratlosigkeit ist groß, wobei einige der Passanten zumindest Theorien darüber haben, woran es letztendlich gelegen haben könnte.
„Vielleicht ist es den Leuten schwergefallen, sich zwischen den Kandidaten zu entscheiden – die ganz großen Diskrepanzen gab es nicht“, so der Erklärungsversuch von Ingrid Busch. Die 67-Jährige habe selbst Probleme gehabt, ihren Favoriten zu finden, sei am vergangenen Sonntag aber dennoch in ein Wahllokal gegangen, um ihre Stimme abzugeben. Dem Trio, bestehend aus dem neuen Bürgermeister Alexander Krey (Allianz für Mühlheim), Harald Winter (SPD) und Helge Kuhlmann (Die PARTEI), könne sie allerdings keine Vorwürfe machen, an Engagement habe es „definitiv nicht gemangelt“, meint Busch.
Andreas und Annabelle Friedrich bestätigen diese Einschätzung. Ihrer Meinung nach hatten die Mühlenstädter im Vorfeld ausreichend Möglichkeiten, sich zur politischen Agenda der Kandidaten zu informieren. „Tatsächlich gab es recht viele Veranstaltungen, um mit den Politikern ins Gespräch zu kommen – mehr geht eigentlich nicht“, ist sich die 33-Jährige mit Blick auf künftige Wahlen sicher. Sie könne sich aber durchaus vorstellen, dass die angespannte Stimmung im Stadtparlament für die schlechte Beteiligung mitverantwortlich ist.
„Wahrscheinlich haben viele Bürger einfach die Nase voll“, stimmt ihr drei Jahre älterer Partner zu und vermutet zudem, dass insbesondere bei jüngeren Menschen das politische Interesse „einfach nicht mehr so hoch ist“. Laut dem Paar, das am 12. März seine Kreuzchen in einem Wahllokal gesetzt hat, könnte es daher sinnvoll sein, in Zukunft stärker auf Social Media zu setzen und digitale Angebote zur Verfolgung des Wahlkampfs weiter auszubauen.
Carmen Schneeweis sieht hingegen andere Gründe für die in ihren Worten „katastrophale“ Wahlbeteiligung verantwortlich. „Viele Menschen haben derzeit ganz andere Sorgen und keine Zeit, sich mit solchen Themen zu beschäftigen“, stellt die 64-Jährige eine mögliche Theorie auf. Sie halte es nicht für unwahrscheinlich, dass mit der Rückkehr zur Normalität auch die Wahlbeteiligung wieder zunehme – sie selbst habe ihre Stimme per Briefwahl abgegeben. Die Kandidaten hätten unter den gegebenen Umständen jedoch bereits das Maximum herausgeholt, hier sieht Schneeweis wenig Verbesserungspotenzial.
Jürgen Alexander teilt diese Auffassung. Auch er stellt dem Trio ein gutes Zeugnis aus. „Meine Frau und ich hatten viel Kontakt mit den Kandidaten, haben sie immer wieder bei Veranstaltungen oder hier in der Fußgängerzone gesehen und sind am Sonntag natürlich wählen gewesen“, so der 61-Jährige.
Er habe schon mit einer geringen Beteiligung gerechnet, könne sich aber dennoch keinen Reim darauf machen, weshalb so wenige Menschen ihr Stimmrecht genutzt haben: „Es wird eigentlich alles gemacht, um die Bürger zu mobilisieren, aber am Ende hilft es nichts, wenn die Flyer und Wahlhefte im Müll landen – das ist traurig.“ (Jan Lucas Frenger)