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Mit verschiedenen Anpassungen kommt Gerdas kleine Weltbühne durch die Pandemie

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Mit jeder Zelle ein Entertainer: Jürgen Peusch unterhält mit der Schlagerette regelmäßig die Zuschauer in der Willy-Brandt-Halle.
Mit jeder Zelle ein Entertainer: Jürgen Peusch unterhält mit der Schlagerette regelmäßig die Zuschauer in der Willy-Brandt-Halle. © m

Jutta trägt ein langes weißes Kleid im Spitzen-Stil. Zwischen den gestickten Rosen erlaubt es einen gewissen Durchblick, vor allem knieabwärts. Die Fransen erweitern die Säume, darüber sind güldene Pailetten-Borden genäht. Je nach Einstellung der Scheinwerfer wirkt es schneeweiß oder schweinchenrosa, stets passend zum Hit, den Jutta gerade ins silbern funkelnde Sendemikro schmettert.

Mühlheim - Damit die „Schlagerette“ in diesen Zeiten noch laufen kann, fährt Jürgen Peusch Gerdas kleine Weltbühne als Ein-Mann-Programm und verkörpert die Schlagerette Jutta. Mit aktueller Bühnentechnik und einem ausgeklügelten Hygienekonzept unterhält Peusch immerhin noch zwischen 35 bis 40 Gäste in der prominentesten Adresse der Mühlenstadt – zur Not mit Masken. „Mein Publikum ist mir mit Abstand am liebsten, im Café gibt’s nur noch Stehtische, die Bänke sind entfernt“, wirbt das Mädchen für alles. Und die Zuschauer werden gruppenweise in den kleinen Hör-Saal geleitet. Jede zweite Reihe ist tabu, „aber so viele Leute kommen sowieso nicht“. Auf eine Pause verzichtet der Star, um Warteschlangen vor den Toiletten oder an der Theke zu vermeiden. Die Haustechnik sorgt für permanente Zu- und Abluft, „wir haben Propeller auf dem Dach“, drückt es das Talent ganz in Weiß aus. Auch Nebel-Effekte, und UV-C-Lampen sind des Virus’ Feind, „mehr kann man nicht machen!“.

Ob Heino, Mary Roos oder Bata Illic, der Maddin, Bodo Bach oder Johannes Scherer –die Jutta hat alle drauf. Bis sie auf den Punkt kommt, umgarnt sie ihr längst glucksendes Auditorium mit allerlei Zoten, köstlich verpackt und charmant vorgetragen. „Das ist alte, klassische Travestiekunst“, sagt Künstler Peusch. Den roten Vorhang mit den goldenen Fransen kann er sich schlecht in einem geräumigeren Bierzelt vorstellen. „Du musst von deinem Platz zentriert auf die Bühne gucken, mit der modernsten Technik wirken dann die geilen Effekte – wenn sie gut eingestellt sind“, lehrt er. „Es muss leicht aussehen, spielerisch, das ist Unterhaltung!“ Seit September schlüpft Jutta nur noch freitags und samstags ins Spitzenkleid und windet die Federboa in die Perücke. „Die Schlagerette kommt gut an, aber die nächste Produktion ist schon in Arbeit“, heißt es. Nach so einem Erfolg sei es schwer, ein neues Solo-Programm auf die Beine zu stellen. Doch spätestens im März soll es soweit sein.

„Rosa Wölkchen“ schweben in diesem Jahr nicht durch die Willy-Brandt-Halle, das Fernsehen zeichne überhaupt keine Fastnachtssendungen auf, seufzt die Moderatorin. Als Geschäftsmann fürchtet er weitere Einschränkungen aus Berlin, „Omikron ist schon da, das drückt auf die Stimmung, und Termine zu verlegen macht mürbe“, klagt Peusch. „Zuerst verzichten wir immer auf Kultur, obwohl die wichtig fürs Immunsystem ist, Lachen ist wichtig!“ (m)

Infos

Gerdas kleine Weltbühne öffnet freitags und samstags um 18 Uhr das Café, um 19 Uhr das Theater mit der Revue „Schlagerette“. Reservierungen sind möglich unter der Nummer 06108/75491, gerdas.de.

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