Lämmerspieler feiern Sperrfest als Kerb-Ersatz

Jetzt wurde ihnen nach Hausen auch noch die Kerb genommen. Und alles wegen eines spektakulären Brückenbauwerks. Doch echte Lämmerspieler sind hart im Nehmen. Und von ihrer Art tummeln sich am Samstagnachmittag etliche auf der Obergass’. Denn klappt’s auf der einen Seite nicht, wird eben auf der anderen gefeiert. Diesmal also das erste „Sperrfest“ auf der Hausener Straße.
Mühlheim - Die Hauptschlagader ins Herz des Südens der Mühlenstadt ist als Sackgasse abgeklemmt. Seit Ende März ist die Landesstraße 3064 gesperrt und fragt man Bewohnerinnen und Bewohner auf dem neuen Festgelände an der Hausnummer 50, glaubt keiner daran, dass die wichtige Verbindung in diesem Jahr noch einmal geöffnet wird.
Vielmehr fürchten sie, dass sich die Bauarbeiten wie üblich verzögern werden, womöglich auch über den Brühlbach eine neue Konstruktion geschlagen wird. Oder dass sich die Maßnahme angesichts von Lieferengpässen und Personalmangel in die Länge zieht. Unter Lämmerspielern wie Hausenern kursieren dazu Spott und Lästereien, die auch beim Sperrfest die Runde machen.
So behaupten böse Zungen, an dem Flüsschen arbeiten jetzt die Trupps vom Flughafen Berlin-Brandenburg, dessen Eröffnung sich bekanntlich um mehrere Jahre verschoben hat.
Tatsächlich müssen Pendler, Einkäufer und Besucher seit genau einem halben Jahr aufgrund er Brückenarbeiten einen stattlichen Umweg in Kauf nehmen, um an ihr Ziel zu gelangen. Die Geschäftsführung der Tankstelle, Waschanlage und Werkstatt am Ortseingang der Nachbarstadt spricht von Umsatzeinbußen um 30 Prozent. Neben all dem Ärger, den die Behörde „Hessen mobil“ verursacht, gelingt es Vereinsmitgliedern in dem abgeschnittenen Stadtteil, aus der Not eine Tugend zu machen.
Die Baufirma auf dem Gelände neben dem ehemaligen Kino ließ ihre Laster umparken und hat so Platz für Tische und Bänke geschaffen. Und für ein Zelt, unter dem die Musiker der Lämmerspieler „Heimatsterne“ mit Hits vergangener Jahrzehnte an bessere Zeiten erinnern. Auf der „Hausener“ selbst dürfen die Feierlustigen jedenfalls nicht ihre riesige Kuchentheke aufstellen oder Würstchen grillen, erläutert Peter Heil von der Turn- und Sportvereinigung (TSV).
Claudia Fiala von der Turnkooperative (Tuko) und Georg Fischer von den Lämmerspieler Ortsvereinen (LOV) haben ein kleines Programm zusammengestellt. Zum Auftakt haben die Löschteufel eine Brandangriffsübung demonstriert. Dann sind die Dance Kids aufgetreten, Kinder im Alter zwischen dreieinhalb und sieben Jahren, die von Michelle Laumann und Celina Schwarzkopf trainiert werden.
Zum „Danza Kuduro“ haben „Cool Kids“ und „Royal Teens“ mit den beiden Trainerinnen eine Choreografie einstudiert. Den Nachwuchs haben Gemeindepädagogin Petra Berger und ihr Team von der Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde fürs Kerzenziehen begeistert. Ein paar Jungs verzieren an einem Tisch kunstvoll Steine mit Fantasie-Motiven und Wappen von Bundesligavereinen, das Stück ab 25 Cent. Mit von der Partie ist auch „Die kleine Kneipe“ gegenüber, Thinh Nguyen Van und seine Mannschaft bereiten in Pfannen am Eingang zahlreiche Leckereien von ihrer Speisekarte zu.
Von Michael Prochnow