SPD-Kandidat Harald Winter möchte Platz für jede Generation schaffen

Am 12. März stimmen die Mühlenstädter über den neuen Rathauschef ab, zur Wahl stehen drei Kandidaten. Bei einem Spaziergang sprechen sie über ihre Pläne für Mühlheim, die Bindung zur Stadt und verraten, was sie an ihr schätzen. Los geht es mit Kandidat Harald Winter von der SPD.
Mühlheim – Autos rauschen vorbei, die Ampel springt auf Grün, eine Gruppe älterer Damen wagt sich über die Straße. Auf der B43 herrscht an diesem Nachmittag reger Betrieb. Eingepackt in eine blaue Jacke, einen Schal um den Hals gewickelt, steht Harald Winter (SPD) an der Ecke vor dem DRK-Seniorenzentrum – den Blick auf den Verkehr gerichtet.
„Ei, Servus!“ Immer wieder hebt er die Hand, grüßt Autofahrer und Passanten. „Ich war zehn Jahre Stadtverordnetenvorsteher, dadurch habe ich viele Kontakte geknüpft“, sagt Winter. Der 51-Jährige ist in Dietesheim aufgewachsen, wohnt dort mit Frau und Sohn. In der Mühlenstadt kennt ihn so gut wie jeder – auch dank seines jahrelangen Engagements bei den Lämmerspieler Schellennarren.
„Ich lege großen Wert auf die persönliche Kommunikation, gehe auf Menschen zu und tausche mich mit ihnen aus“, erläutert der Sozialdemokrat. Daher habe er auch kein Problem damit, auf offener Straße angesprochen zu werden. „Das passiert relativ oft, bisher habe ich keine negativen Erfahrungen gemacht“, sagt er und wird prompt von einer Dame erkannt, die ihren Kopf aus einem der Fenster des Seniorenzentrums streckt.
Die Einrichtung hat der Lokalpolitiker aus einem Grund als Startpunkt gewählt: Er setzt sich aktiv für den Bau eines weiteren Altenwohnheims in Mühlheim ein. „Für eine Stadt dieser Größe ist eine Einrichtung alleine zu wenig“, gibt Winter zu bedenken. „Viele Menschen bekommen keinen Platz und müssen wegziehen, obwohl sie hier verwurzelt sind – das möchte ich ändern.“ Zwar wisse er, dass ein solches Vorhaben durchaus mit Kosten verbunden ist und eine Umsetzung angesichts der derzeitigen Haushaltslage eine Herausforderung wird. Doch der Bürgermeisterkandidat ist überzeugt, Mittel und Wege finden zu können. „Andere Städte machen es vor, holen sich Partner ins Boot. Wir können das auch, wenn wir uns dahinter klemmen“, sagt er und huscht über die Kreuzung zur Bahnhofsstraße.
In der Mühlheimer Innenstadt ist Winter regelmäßig unterwegs, insbesondere den Wochenmarkt ließen er und seine Frau sich nur selten entgehen. „Wir versuchen, einen Großteil unserer Besorgungen vor Ort zu erledigen“, beteuert der 51-Jährige. Bereits nach wenigen Metern in der Fußgängerzone biegt Winter Richtung Brückenmühle ab, wo er stehen bleibt und die Aussicht auf das Wahrzeichen der Stadt genießt.
„An Mühlheim gefällt mir, dass es mitten im Rhein-Main-Gebiet liegt, aber dennoch Kleinstadt-Charme versprüht – hier herrscht große Hilfsbereitschaft“, schwärmt der Sozialdemokrat. Aus diesem Grund engagiere er sich seit über 20 Jahren lokalpolitisch für seine Heimatstadt. „Am Anfang konnte ich mir gar nicht vorstellen, da so hineinzuwachsen, aber es bringt nichts, immer nur zu meckern“, meint Winter. „Ich gehe die Dinge lieber an und gestalte aktiv mit.“
Sollte er am 12. März als neuer Rathauschef gewählt werden, wolle er dafür sorgen, den jahrelangen Stillstand zu beenden. Und obwohl der Familienvater als Bürgermeister der SPD keine Mehrheit im Stadtparlament hinter sich hätte, ist er zuversichtlich, in wichtigen Angelegenheiten einen Konsens erzeugen zu können. „Es wird nicht einfach, aber ich habe immer versucht, möglichst neutral zu vermitteln und werde das auch weiterhin so handhaben.“
Aus diesem Grund lege er großen Wert auf einen fairen Wahlkampf. Bei einigen seiner Kontrahenten sieht der Sozialdemokrat in dieser Hinsicht jedoch Nachholbedarf. „Kurz vor Weihnachten wurden beispielsweise Flyer verteilt, in denen es hieß, die Grundsteuer wird erhöht und die SPD ist schuld – das hat mit Fairness nichts zu tun“, kritisiert Winter und setzt sich wieder in Bewegung – es geht Richtung Bürgerpark.
Dort kennt sich der 51-Jährige bestens aus. In seiner Freizeit gehe er oft mit seinem Sohn auf den neu gestalteten Spielplatz oder zum Schwimmen ins Hallenbad. „Da gibt es übrigens die beste Currywurst“, hat Winter einen Insidertipp parat. Ihm sei es wichtig, Zeit mit der Familie zu verbringen – auch wenn ihm der Wahlkampf derzeit einiges abverlange. „Ich gehe zusätzlich jeden Tag arbeiten, wodurch es gar nicht so einfach ist, alles unter einen Hut zu bekommen“, sagt er.
Winter weiß, wie schwer es ist, private mit beruflichen Verpflichtungen in Einklang zu bringen. Aus diesem Grund möchte er in Zukunft das Vergabemanagement der Kita-Plätze anpassen. „Ich habe von vielen Eltern gehört, dass sie entweder gar keinen oder nur in zwei verschiedenen Tagesstätten einen Platz für ihre Kinder bekommen haben – da braucht es mehr Verlässlichkeit“, kommt der Familienvater nicht umhin, gegen Ende noch mal kurz politisch zu werden. (Jan-Lucas Frenger)