Bürgermeisterwahl 2023 in Mühlheim: Helge Kuhlmann (Die PARTEI) will kandidieren

Helge Kuhlmann von Die PARTEI will Bürgermeister in Mühlheim werden und wirft als erster Kandidat seinen Hut in den Ring. Dabei geht er ungewöhnliche Wege.
Mühlheim – Der erste wirft seinen Hut in den Ring: Helge Kuhlmann von „Die PARTEI“ möchte Mühlheims Bürgermeister werden und „den Dreck aus dem Rathaus kehren“. „Schlimmer kann ich es nicht machen“, zeigt sich der 30-Jährige in Bezug auf den Istzustand sicher. „Und wenn Dreck kommt, schmeiße ich ihn eben zurück.“ Ein neuer Bürgermeister würde der Stadt gut tun, meint er. Sein Wahlslogan klingt so naheliegend wie bekannt: „It’s Kuhl man“.
Im zweiten Anlauf soll es klappen. Diesmal benötigt er als Stadtverordneter, um zur Bürgermeisterwahl am 12. März antreten zu können, keine 90 Unterstützerunterschriften. An den fehlenden Autogrammen war ein Dreikampf mit Daniel Tybussek (SPD) und Gudrun Monat (Bündnis 90/Die Grünen) 2016 noch gescheitert. „Ich habe damals viele Erfahrungen gesammelt, die ich jetzt einbringen will.“ Seither hat der im ostfriesischen Norden Geborene sein politisches Profil gestärkt, berät seit 2015 den Europaabgeordneten von Die PARTEI, Martin Sonneborn, arbeitet seit 2016 als Fraktionsreferent der Satirepartei in Frankfurt mit.
Bürgermeisterwahl 2023 in Mühlheim: Kuhlmann mit einigen Erfolgen
Kuhlmann hat der „Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative“ im vergangenen Jahr zum erstmaligen Einzug in die Stadtverordnetenversammlung verholfen – in Fraktionsstärke. Und sogar ein Sitz im Magistrat war drin. „Mein politisches Handeln war immer von Erfolg gekrönt“, sagt der Vorsitzende von „Die Fraktion“. Die Erfolgssträhne wolle er auch der Stadt als künftiger Rathauschef zugute kommen lassen.
Doch wenn es um die Arbeit im Parlament geht, verdüstert sich die Miene des sonst so froh gestimmten Ostfriesen, der sagt: Er wisse, wie er mit grummeligen Menschen umzugehen hat. „Der Umgang miteinander ist mega schrecklich, da nehme ich die Allianz für Mühlheim nicht aus.“ Er habe das Gefühl, die Stadtverordneten befänden sich immer noch im Wahlkampf. Das Alkoholverbot während der Sitzungen aufzuheben, würde einiges erträglicher machen, plädiert Kuhlmann und will den Wechsel: „Ich habe mir das Elend lange genug angeschaut, jetzt ist Zeit, zu handeln.“
Bürgermeisterwahl 2023 in Mühlheim: Kuhlmann möchte Gräben überwinden und B43 unter die Erde bringen
Bei allem Grabenkämpfen falle die Stadt „hinten runter“. In der Hauptsatzung sei das Tragen der Amtskette genau geregelt, dafür aber vieles andere nicht. Das „Problem“ E-Scooter gehe keiner an, dabei habe Frankfurt vorgemacht, „wie es geht“. Eine Entscheidung über die B43 werde ebenfalls von allen auf die lange Bank geschoben. Da sei keiner in der Lage, eine Position zu finden. Kuhlmanns Standpunkt dazu ist seit dem Kommunalwahlkampf klar, Stichwort „Mühlheim 21“: Einfach die B43 von der Fähren- bis zur Albertstraße unter die Erde verlegen. Und wenn das nicht geht, dann eben die einspurige Variante mit einem Fahrradweg.
„Man wirft uns immer vor, wir seien eine Spaßpartei – dabei haben wir konkrete Ideen, die die Stadt weiterbringen“, versichert Kuhlmann und wünscht sich etwa ein Expresslaufband, wie es an Flughäfen zu finden ist, von Lämmerspiel zum Mühlheimer S-Bahnhof. „Aber nur in eine Richtung – raus aus Lämmerspiel.“ Auch wolle er zur Diskussion stellen, dass Ortsbeiräte eingeführt werden und Mühlheim zur „Sonderbewirtungszone“ wird. „Lämmerspiel hat ein Kneipp-Bad, Mühlheim braucht definitiv mehr Kneipen.“ Aus der ehemaligen Biogasanlage ein Endlager für Autoreifen zu machen, hält er für eine gute Idee. Einen stetigen Zeppelinverkehr als Ersatz für die Fähre zwischen Mühlheim und Maintal ebenfalls. „Ich wehre mich aber auch nicht gegen eine Brücke für Fußgänger und E-Roller.“
Bürgermeisterwahl 2023 in Mühlheim: Im städtischen Haushalt darf die Oma ran
Mit Blick auf den weiter brodelnden Haushaltsstreit verspricht Kuhlmann für seine Zeit als Bürgermeister, eine „Expertin“ ranzulassen: „Das bisschen Haushalt macht dann meine Oma, die führt ihren Haushalt seit den 1960er Jahren schuldenfrei.“ Auch sei die Stadt zu kinderfreundlich: „Ich plädiere dafür, die Kitas abzuschaffen und in Luxusresidenzen für Senioren umzuwandeln.“ Mühlheim brauche „finanzkräftige Alte und keine klammen Familien, die am Ende noch einen Heizkostenzuschuss beantragen“.
„Die Alten wählen Die PARTEI schon seit Generationen, das ist uns lieb“, versichert Kuhlmann, der auch eine „Aufwertung der Mühlheimer Elendsviertel“ ins Spiel bringt. Das werde auch der „lokalen Getränkewirtschaft helfen“. Sein großer Pluspunkt, sagt Kuhlmann, „ich habe kein in jahrzehntelangen in Fehden aufgeriebenes Parteibuch.“
Für den Fall seiner Wahl zum Bürgermeister versichert Kuhlmann, Unterlegene nicht im Regen stehen zu lassen. „Ich werde ein Dezernat für Vereinsmeierei und Klüngelei ins Leben rufen.“ (Ronny Paul)