Lämmerspieler Carneval-Verein feiert bei Sitzung alte Bekannte

Der Protokollant des Lämmerspieler Carneval-Vereins (LCV) stellt sein Amt zur Verfügung. Zum Abschied wird er mit Gesängen gefeiert.
Mühlheim – „Isch bin schee, isch bin charmant, isch bin euer Schorsch vom Amt.“ Georg Fischer unterbrach seinen Beamtenschlaf zuletzt 2020 und jetzt zum letzten Mal! Der Protokollant des Lämmerspieler Carneval-Vereins (LCV) stellt sein Amt zur Verfügung, doch wer zieht so köstlich über die Queen, den Kanzler und die Kickers her wie der Schorsch!
Sitzungspräsident Alex Franz suchte fortan in jedem Beitrag einen Protokoller, selbst im 85-jährigen LCV-Gründungsmitglied Erich Kreis. Als „Krawallverein“ verschrien waren die Fastnachter, nachdem sie sich am 11. 11. 1952 gegründet hatten. Franz holte Kreis als „Uiuiuische Zinnloch“ zurück auf die Bühne, mit dem Vortrag hatte er schon vor Jahrzehnten die Lacher auf seiner Seite. In der Sonderschule wurde er nach Kleists „zerbrochenen Krug“ gefragt. „Ich hab’n net kaputt gemacht“, schließlich bezahlte der Direktor 30 Euro dafür.
Der Sprachwitz des Seniors kam an wie vor Jahr und Tag, viele seiner Gags „muss mer sacke’ lasse’“, erklärte er selbst. Sofort aber ist klar, was passiert, wenn der Kaplan in Dietesheim und die Blondine im Pfarrhaus gleichzeitig „Gefühle“ übermannen: „Dann muss der Hund alleine um die Kirche ziehen“. Der Saal bejubelte das Urgestein mit stehende Ovationen, „wir freuen uns unglaublich“, sagte der Präsident und lobte den „fröhlichen Mann mit dem Schalk im Nacken: Du tust uns allen und der Welt gut“.
Fastnacht in Mühlheim: Terminüberschreitungen führen zu leeren Plätzen
Trotz Jubiläum und Entzug von Geselligkeit blieben bei der Sitzung im TSV-Saal Plätze frei. Ein einziger Termin ist geblieben – leider derselbe wie bei der Feuerwehr rodauab- und bei den befreundeten Babbschern rodauaufwärts. Die LCV-Version der Fastnacht ist eine traditionelle, das Prinzenpaar Holger und Mandy thronte über einen männlichen Elferrat hoch über der Bühne.

Protokoller Schorsch blickte mit Wehmut auf verflossene Zeiten, Kanzlerin war „Merkel mit Stolz, jetzt ist’s Scholz“, Corona kannten sie nur als mexikanisches Bier, Lämmerspiels Mitte war noch der Waitz, die Queen hieß noch nicht Charles. Viel Häme produzierte die Behörde Hessen-mobil: Sie schneide mit der Brücken-Baustelle Lämmerspiel von Hausen ab. „Mit dem Bus gibt’s fürs gleiche Geld viel mehr Strecke“, sei ein Plus. Aber, „bauen die da einen ICE-Bahnhof mit Einkaufshalle“ oder haben sie „das Ding einfach vergesse’?“ Auch Frankfurts Ex-OB bekam sein Fett weg: „Herr Feldmann, ganz ohne Häme, sie sollten sich was schäme’“. Doch auch das Parlament in Müllem biete ein „Durcheinander: Ihr lähmt die Stadtentwicklung und Kultur! Bei allem Streit, hört auf mit dem unpolitischen Gezanke, lasst die Fähre endlich in Frieden, das wurde schon vor Jahren entschieden“. Die Narrenschar verabschiedete Schorsch singend, „ooohh, Schorsch, is’ des schee!“
Für gute Laune sorgten Dilämma-Tänzer, Ladykracher und das Männerballet, Muntermacher und Showtime-Sänger. Garden aller Altersklassen brachten einen Augenschmaus ins Rampenlicht, Claudia Fiala und Martin Pohl bewährten sich als Büttenasse, Joe Becker und Ewald Renner als „Blues Brothers“. (Von Michael Prochnow)