Solidarität, Nähe und Hilfsbereitschaft

Mehr als 400 Menschen haben sich am Abend des Rosenmontag im Rathaus-Innenhof versammelt. Fahnen und Scheinwerfer tauchten die Szene in Blau-Gelb, kurze Reden und Gebete bewegten die Anwesenden, von kleinen Kindern bis zum Senior. Alle vereinte die Angst vor dem Angriffskrieg der russischen Führung.
Mühlheim – „Wir sind heute Abend zusammengekommen, um mit dieser Mahnwache ein deutliches Zeichen gegen Gewalt, gegen Krieg und für Frieden zu setzen.“ Bürgermeister Daniel Tybussek eröffnete die Veranstaltung, zu der neben der Stadtführung alle Kirchengemeinden in der Mühlenstadt aufgerufen hatten, das Bündnis „Bunt statt braun“, das Frauenbündnis und der Freundeskreis der Mühlheimer Flüchtlinge.
„Wir zeigen uns solidarisch mit den Menschen in der Ukraine, die unschuldig aus ihrem Alltag gerissen wurden und in deren direktem Umfeld und Heimat Krieg herrscht“, fuhr der Rathauschef fort. Er weitete die Solidarität aus auf Bürgerinnen und Bürger Russlands, die „gegen den unbegründeten Angriffskrieg von Putin demonstrieren und so ebenfalls ein klares Zeichen für Frieden senden“.
Neben den Gruppierungen unterstützen Mitglieder aus dem Magistrat, Stadtverordnete und Ausländerbeiräte die internationalen Forderungen, den Krieg sofort zu beenden und den Frieden in Europa wiederherzustellen. Gudrun Monat, die Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung, stellte klar, dass Mühlheim zu den Städten zähle, die bereit sind, Geflüchtete aufzunehmen. Bernd Klotz vom Freundeskreis Mühlheimer Flüchtlinge wies darauf hin, dass seit dem Überfall auf den Donbas 2014 bereits eine Million Menschen geflüchtet seien. „Wer flieht, verliert Heimat“, betonte er, „wir bauen Brücken“, mit Solidarität, Nächstenliebe, Nähe und Hilfsbereitschaft.
Pfarrer Johannes Schmitt-Helfferich zitierte aus der Bibel, Psalm 63. Diese „Weltliteratur“ sei 2500 Jahre alt und fordere eine „freie Gesellschaft“. „Sie aber trachten mir nach dem Leben, sie werden in die Tiefen der Erde hinunterfahren ... die Lügenmäuler sollen verstopft werden“, heißt es dort. „Jetzt hilft nur noch beten“, griff Pfarrer Ralf Grombacher eine Redewendung auf.

Die Situation in der Ukraine zeige, „wie zerbrechlich unsere Sicherheit ist“. Es mache „wütend und fassungslos, wie der russische Präsident Macht missbraucht und das Völkerrecht bricht, Freiheit und Leben gefährdet“. Der Seelsorger fragte sich, „was geschieht als Nächstes, welchen Informationen können wir trauen, was tun?“ Er betete für jene, die um ihr Leben fürchten, und für alle, die sich beharrlich für den Frieden einsetzen.
Grombacher hofft, dass die Verantwortlichen Wege aus der Eskalation finden, abrüsten mit Worten und Taten. Gott möge vor Willkür bewahren, die Verantwortlichen ihre Grenzen erkennen. Das Gebet übersetzte die Juristin Maryana Slyusarchuk in die Sprache ihrer ukrainischen Heimat. (m)