Steuerhinterziehung in Millionenhöhe: Mühlheimer Firmenchef droht lange Haftstrafe
Ein 54-jähriger Mühlheimer muss sich vor dem Landgericht Darmstadt verantworten. Er soll Steuerhinterziehung in Millionenhöhe begangen haben.
Mühlheim – Getürkte Umsätze, falsche Buchungsverläufe, Scheinrechnungen: Die Methoden von Kresimir K., als Geschäftsführer mehrerer EDV-Gesellschaften unberechtigte Umsatzsteueransprüche zu generieren, haben sieben Jahre lang gut funktioniert. Um 5,7 Millionen Euro soll der Mühlheimer von 2014 bis 2021 die Staatskasse geprellt haben. Nun muss er sich vor der Sechsten Strafkammer des Landgerichts Darmstadt verantworten.
Den Anstoß zu dem Verfahren gab der Angeklagte selbst. Er machte am 18. November 2018 eine Selbstanzeige wegen Steuerhinterziehung. Allerdings war die damals zur Debatte stehende Summe um ein Vielfaches geringer – so hoffte der 54-Jährige wohl, mit einer Geldstrafe davonzukommen.
Steuerhinzerziehung in Höhe von 5,7 Millionen Euro: Angeklagter verkaufte Luxuswagen
Die Steuerfahnder stießen jedoch auf Ungereimtheiten und forschten nach. Als sie allein bei der Umsatzsteuer auf Fehlbeträge in Millionenhöhe stießen, übergaben sie den Fall der Staatsanwaltschaft. Bei rund zehn Prozent der 5,7 Millionen Euro blieb der Betrug im Versuch stecken.
Eine Millionen Euro konnten inzwischen dem Staatssäckel zurückgeführt werden. Ein Teil davon geht auf den Verkauf von mindestens sieben Luxussportwagen zurück, für die der Angeklagte – Mitglied eines Ferrari-Clubs – eine große Schwäche hatte. Die vielen Garagen, das Wohnhaus und sein Computergeschäft lagen in einem Mühlheimer Gewerbegebiet. K. selbst sitzt seit seiner Festnahme am 6. Dezember 2021 in Weiterstädter Untersuchungshaft.
Mühlheimer in Arrest: Haftzeit wird sich auf mindestens vier Jahre belaufen
In Arrest wird er auch bleiben, denn mit einer Bewährungsstrafe ist nicht zu rechnen. Für den geständigen Ersttäter wird sich die Haftzeit zwischen vier Jahren und vier Jahren und neun Monaten belaufen. Darauf haben sich Kammer, Staatsanwaltschaft und Verteidigung gleich am ersten Verhandlungstag geeinigt.

Bereits als Informatikstudent eröffnete K. seinen ersten Computerladen. Später gründete er fünf weitere Gesellschaften – eine davon im kroatischen Elternhaus, eine weitere in Rumänien. Der Mühlheimer Laden blieb aber wohl der einzige, wo wirklich Handel betrieben wurde. Die anderen Geschäfte waren mehrheitlich Scheinfirmen, die allein der Umsatzsteuergenerierung dienten. Teilweise trat K. hier auch selbst als Geschäftsführer auf.
Gefälschte Rechnungen: Firmenchef begeht Steuerhinterziehung
Zu den anderen Firmenchefs will K. vor Gericht keine Angaben machen. Staatsanwalt Oliver Wilbert gibt sich damit nicht zufrieden, versucht, noch ein bisschen mehr aus ihm herauszuholen: „Eine Aussage zu Herrn K. von Firma S. würde auf jeden Fall mit Pluspunkten belohnt werden. Ebenso Angaben zu den angeblich betrieblichen, aber in Wirklichkeit privaten Rechnungen über die Dachdeckung oder den Billardtisch. Außerdem wüsste ich gerne, was mit dem übrigen Geld passiert ist, erwarte Schadenswiedergutmachung und Unrechtsbewusstsein.“
Ein volles Geständnis beschleunige erheblich das Verfahren. K. sei besonders systematisch und planvoll vorgegangen, habe mit den Fälschungen von Rechnungen und manipulierten Buchungen mit angeblich hohen Umsätzen eine erhebliche kriminelle Energie bewiesen.
Sechs Sitzungstage: Vor Weihnachten soll Urteil fallen
Wahlverteidigerin Stefanie Schott drückt auf die Tränendrüse: „Er ist nach einem Jahr Haft, in der sich auch die Freundin getrennt hat, ein gebrochener Mann. Er hat psychische und physische Probleme, die in der JVA nicht behandelt werden. Es ist hier ein falsches Bild von unserem Mandanten entstanden, er hat irgendwann nicht mehr geschafft, mit den falschen Angaben aufzuhören. Und das Buchhaltungschaos wollte auch kein Steuerberater mehr übernehmen.“
Sechs Sitzungstage sind geplant. Mit dem Urteil wird vor Weihnachten gerechnet. (Silke Gelhausen)
Auch ein 31 Jahre alter Mann musste sich vor Gericht verantworten. Mit seiner ehemaligen Firma aus Dreieich-Sprendlingen hat er mehrere Millionen Euro an Steuern hinterzogen.