Sportkegelverein (SKV) Mühlheim: Suche nach Nachwuchs

„Alle neune!“ War das nicht einmal ein anderes Wort für Sport bis in die Puppen? Jede zweite Kneipe hatte zwei Bahnen im Keller, und trotzdem gab’s kaum freie Zeiten. Und wenn, dann gaben sich Schuljahrgänge und Pfadfinder nebeneinander die Kugel. Unübersehbare Talente landeten irgendwann im Verein, im Sportkegelverein (SKV) Mühlheim zum Beispiel.
Mühlheim – Er residiert im Souterrain der Willy-Brandt-Halle. Schon früher keine der schummrigen Spelunken, in denen das Neonlicht kaum durch den Zigarettenrauch drang. Fensterlos ist die Bürgerhaus-Anlage auch, aber ausgestattet mit viel Platz und einer langen Theke – geradezu geschaffen für Pandemie-Gesetze. Trotzdem, nur selten verirrt sich ein Kamerad der Kegel in die Unterwelt zwischen Mühlheim und Dietesheim.
1984 haben sie den SKV gegründet, beginnen Vorsitzender Volker Hatzebruch und sein Stellvertreter und Pressewart Manfred Schiela bei den Wurzeln. In den besten Jahren waren sie mal ein halbes Hundert, geblieben sind zwei Dutzend Mitglieder. Sie sind mit ihrem Verein älter geworden. Hatzebruch gehört mit 54 Jahren zu den Jüngsten, alle zählen zur Klasse Senioren A. Das hat aber auch Vorteile: Mancher Kamerad findet durch den Eintritt ins Rentenalter Zeit und Freude am Kegelsport, hoffen die Männer auf „Nachwuchs“.
„Es ist schwierig, Kontakte zu den Schulen zu finden“, resümiert Schiela die Bemühungen des Vorstands um die jüngere Generation. Können sie mal ein paar Kinder begeistern, ändern sich die Interessen mit dem Eintritt in die Pubertät, die Aufnahme einer Ausbildung oder eines zeitintensiven Jobs. „Dann verlassen sie den Verein wieder“, berichtet der Vorsitzende verständnisvoll.
„Wir hatten aber auch schon junge Leute, die Titelehren errungen haben“, holt Schiela aus: Patrick Weiskopf, Sohn eines Aktiven, schaffte es bis zum Deutschen Vize-Meister, wechselte dann nach Hainhausen und spielte in Mainz Bundesliga. Die meisten Aktiven verteilen sich heute auf die beiden Herren-Mannschaften. Die erste spielt in der Gruppenliga, also immerhin auf Landesebene, die zweite in der A-Klasse. Sie steht auf dem vorletzten Platz.
Wegen Corona wurde die Saison 2020 auf Mitte Oktober verschoben. „Nach zwei Spielen musste die Runde vorzeitig beendet werden.“ Jetzt folgen sie einem Dreistufenplan, legten fest, wie viele Sportler sich gerade umziehen oder zur Toilette gehen. „Die Tür in dem großen Raum ermöglicht eine Querlüftung und somit einen starken Luftaustausch. Eine Kontroll-Ampel zeigt fast immer auf grün, der Kegelbetrieb kann aufrecht erhalten werden“, erklärt Hatzebruch. „Außerdem sind wir alle geimpft.“
Somit kann der SKV die Vorgaben des HKBV, des Hessischen Kegel- und Bowlingverbands, erfüllen, die Mühlheimer konnten die Vorrunde bis zum Ende durchspielen. Das sportliche Fazit sei allerdings bescheiden: Ausgerechnet dem Vorsitzenden haben vier Holz gefehlt. Das Ziel für die Rückrunde lautet demnach Klassenerhalt. „Wir sind in dieser Klasse noch nicht angekommen“, erklärt Hatzebruch den drittletzten Platz. In der Gruppenliga führen sie 120 Wurf in Duos aus. Meistens kooperieren Thorsten Rast und Stefan Tischberger, Jürgen Klaus und Michael Rupp, Stephan Röhrig und Volker Hatzebruch, Thomas Reisenbüchler und Frank Weiskopf. Zuletzt verloren sie 0:8, 3190:3395 Punkte gegen den KSC Frammersbach, der mit Spielern antrat, die über Erfahrungen aus der zweiten Bundesliga verfügen. „Wir zielen zuerst 15 Wurf auf die Vollen, nach jeder Kugel werden die Kegel wieder aufgestellt. Mit weiteren 15 versuchen sie, die neun Figuren abzuräumen, vier Paare mit 30 Wurf. Nach jeder Runde werden die Bahnen gewechselt. Die 120 Wurf bringen maximal vier Punkte, beim Unentschieden entscheidet das Gesamtergebnis.
Die Kameraden können nicht nur kegeln. „Wir halten auch die Bahnen in Schuss“, betont der Vorsitzende. Ein besonderes Lob zollte er Martin Deiß, dem Geschäftsführer der Bürgerhaus-GmbH, der „immer ein offenes Ohr für die Vereinsarbeit hat“. Auch die Zusammenarbeit mit der Kommune laufe sehr gut, und auch die mit der Wirtsfamilie Schumann. (Von Michael Prochnow)