Überblick über bisherige Maßnahmen zum Schutz vor Überflutungen durch die Bauten der Biber an der Rodau

Der, die, das, wieso, weshalb, warum? Ähnlich viele Fragen wie einst in der Sesamstraße im Fernsehen beantwortet wurden, beschäftigen Anne Schleißner. Die Leiterin des Sachgebiets Umwelt und Freiräume bewegt aber nicht das Bieber oder die Bieber, sondern der Biber an der Rodau. Seit einigen Jahren bedrohen seine Bauten Bürger und Brunnen am Zusammenfluss beider Bäche, aber auch in Höhe des Seerosenweihers sowie in Lämmerspiel.
Mühlheim - Im Ausschuss für Klimaschutz und Umwelt stellte die Referentin die bisherigen Maßnahmen vor, mit denen die Überflutung der Auen in Schach gehalten werden soll. Seit 2016 fühlt sich der Biber in Mühlheim wieder zu Hause, zuerst im Bach südlich der Bahnlinie und an der Biebermündung, wo Spaziergänger Nagespuren und umgestürzte Bäume ausmachten, dann auch im Süden Markwalds.
Fachfrau Schleißner erinnerte an das Zugriffsverbot, die Dämme des bislang seltenen Nagers seien geschützt, Eingriffe nur in Abstimmung mit der Naturschutzbehörde des Kreises Offenbach erlaubt. Zwar sei die Stadt Eigentümerin des Gewässers, dennoch müsse vor geplanten Veränderungen auch die Untere Wasserbehörde einbezogen werden.
Den aufgestauten See am Talweg erweiterten im Winter 2018 starke Regenfälle. Der Niederschlag stelle sich als Folge des Klimawandels immer häufiger ein, hieß es. Arbeiter haben „Fenster“ in den Damm geschlagen, um den Wasserspiegel abzusenken. Dann haben sie die Flachstellen an dem Flüsschen aufgebaut und gezielt Einflüsse ins Bachbett geschaffen, alte Dämme geräumt, nachdem die Tiere an anderer Stelle ihre Burgen errichtet hatten.
Das Problem in Höhe der ehemaligen Hildebrandsmühle seien Brunnenanlagen und Rohre, die dicht an der Rodau verlaufen und während der Überflutung nicht zugänglich seien. „Im schlimmsten Fall wird die Trinkwasserversorgung beeinträchtigt“, erläuterte die Rathaus-Mitarbeiterin. Sorgen äußerten auch Bewohner und Kleingärtner östlich des Talwegs. „Der Hauptdamm der Biber ist so angelegt, dass der Eingang immer unter Wasser liegt“, informierte Schleißner. Der Biberberater des Regierungspräsidiums Darmstadt initiierte einen Umgehungsabfluss, der jedoch nicht funktionierte. Als nächstes bauten Fachleute eine Drainage in den Damm, haben die Rohre „durchlöchert“, sodass die Tiere sie nicht verschließen konnten. „Gleichzeitig hatte der Biber noch so viel Wasser, wie er braucht“, schilderte die Leiterin.
Vor einem Jahr haben sie größere Rohre tiefer verlegt. Das war nur mit Maschinen möglich, die Verwaltung verpflichtete dazu Spezialisten aus dem Spessart. Sie konstruierten auch einen Steg, um die Leitungen im Gelände zu reinigen. „Aber das Hochwasser hat den Damm aufgelöst und den Steg weggerissen“, berichtete die Gastrednerin den Stadtverordneten.
Im Mai sei ein neuer Damm entstanden, der im Sommer weiter aufgestockt wurde. Diesmal entschieden sich die Verantwortlichen für eine Drainage mit offenen Rohrenden, „das funktioniert einigermaßen gut“, bewertete die Frau am Pult. Doch der Biber hat ebenfalls weitergebaut, nämlich in Lämmerspiel zwischen den beiden Kitas und am Sportzentrum. Die Anzahl der Tiere sei nicht bekannt, vermutlich leben dort zwei Familien, ließen die Nebenbauten vermuten.
Im Park wurde wieder ein Abfluss erstellt, kritischer sei die Situation am Überflutungsbecken. „Die Rodau steht bis an der Schwelle zum Filter, die Pumpe arbeitet nicht, da gibt es noch viel zu klären“, bereitete Anne Schleißner auf weitere Maßnahmen vor. „Durch das ebene Gelände wirkt das Aufstauen in die Fläche, es sind schon Bäume in Gärten gestürzt“, erfuhren die Ausschussmitglieder.
Die Drainage sei schwer in Gang zu halten, müsse gewartet werden, was auch gefährlich sei. Zudem können die Pächter ihre Flächen nicht bewirtschaften. „Wir erwarten, dass der Fellträger bleibt und sich ausbreitet.“ Bürgermeister Daniel Tybussek reklamierte ein „erhebliches öffentliches Interesse“, könnte sich vorstellen, den Biber in die Bieber zu locken. (Von Michael Prochnow)