Fähre: Umwege und Alternativen

Die Seilanlage abgebaut, der alte blau Kahn schon längst nicht mehr am Ufer und trotzdem beschäftigt die Fährverbindung zwischen Mühlheim und Dörnigheim weiter die Gemüter.
Mühlheim – Diese Woche hatte die SPD kritisiert, die Allianz für Mühlheim hätte sich bislang nicht um eine Wiederaufnahme der Fährverbindung gekümmert. Die Vertreter der Tansania-Allianz hatten das zurückgewiesen.
Nun meldet sich die SPD-Kreistagsabgeordnete Ingeborg Fischer zu Wort und entgegnet den Vorwürfen, die Mühlheimer Abgeordneten hätten sich nicht für den Erhalt der Verbindung eingesetzt. Eine Umfrage auf der Straße zeigt indes: Die Mühlheimer sehen das Thema recht unterschiedlich.
„Vielleicht kommt jetzt eine Brücke“
„Eine kurze, schnelle Verbindung“ war´s, findet Ria Wolfram, „vielleicht kommt jetzt eine Brücke“. Realistischer erscheine ihr aber eine Fährverbindung für Fußgänger und Radfahrer, „wie zu meinen Kindertagen vor 60, 70 Jahren zwischen Bürgel und Fechenheim“. Der Mühlheimerin Ulrike Eitel ist es angesichts der Umweltdiskussionen „völlig unverständlich, weshalb eine langjährige, beliebte und benötigte Verbindung“ nicht erhalten wird. „Oder durch eine neue, klimaschonende Alternative ersetzt wird.“
Eine „Fehlentscheidung“ nennt etwa Ernst von Hermanni den Beschluss, die Fährverbindung einzustellen. „Sicher brauchen wir eine Fähre“, meint er, mit der „alten Lösung“ sei´s aber vorbei, eine moderne müsse her, eine ohne Seil. Die aktuelle Situation stelle eine „enorme Einschränkung“ dar.
Dass Mühlheimer Vertreter im Kreistag die Fähre mitversenkt hätten, will indes Ingeborg Fischer nicht auf sich sitzen lassen. Die stellvertretende Kreistagsvorsitzende schreibt: „Es ist unrichtig, dass ich mich nicht mit Nachdruck für den Erhalt der Fähre eingesetzt hätte.“ In vielen Sitzungen der Kreistagsfraktion, in Koalitionstreffen und Gesprächen habe sie sich immer mit Nachdruck für den Erhalt der Fähre eingesetzt, beteuert Sozialdemokratin Fischer. „Und es war keineswegs einfach, die lokalen und regionalen Gebietskörperschaften unter einen Hut zu bringen.“ Das eifrige Bemühen und Zugeständnisse aller Beteiligten hätten schließlich dazu beigetragen, dass es zu einer Einigung kam und dass 2019 die Fähre wieder in Betrieb genommen werden sollte. Fischer: „Die damaligen Kreistagsabgeordneten Wilfried Bodensohn (†), Alexander Krey, Karl-Heinz Stier und ich hatten das massiv mit ,viel Herzblut’ gefordert und unterstützt. Dass es dann zu der Havarie kam, was leider das endgültige Aus der Fähre bedeutete, war nicht vorauszusehen.“ Sie könne nun nicht nachvollziehen, dass die Kosten, die entstanden waren, um die Fähre wieder in Betrieb nehmen zu können, nun vom Bund der Steuerzahler angeprangert werden. Auch nach der Havarie hätten die Verantwortlichen im Kreis Offenbach versucht, die Fähre zu retten und Personal und Betreiber zu finden, „was leider nicht gelungen ist“.
Fischer erinnert sich: „In einer denkwürdigen Kreistagssitzung hat die CDU-SPD-Koalition dann das Ende der Fährverbindung beschlossen. Ich habe die Verantwortung übernommen, für die SPD unsere Zustimmung zu begründen.“ Nicht weil sie gegen eine Fährverbindung gewesen sei, „sondern weil alle Fakten für eine Einstellung gesprochen haben. Die Rede damals ist mir nicht leicht gefallen“. Die Bürgerinitiative Fähre, die Bürger für Mühlheim (BfM) und die Grünen hätten im anschließenden Wahlkampf den Bürgern versprochen, dass sie Möglichkeiten für eine Wiederbelebung der Fährverbindung durchaus sähen und sie aktiv werden würden, falls sie eine Mehrheit hätten, schreibt Fischer. „Diese Mehrheit haben sie jetzt, und es ist legitim, zu fragen, was die sogenannte Allianz zu tun gedenkt. Wenn Dr. Jürgen Ries (BfM) die Sache ,lächerlich’ findet, sagt das viel aus.“ Die SPD lege stets eine Bilanz vor: „Versprochen – gehalten: Das darf man auch von anderen Gruppierungen erwarten“, findet Fischer.
„Allein aus umweltpolitischen Gründen ist es ein Witz“
Die großen Umwege, um auf die andere Mainseite zu kommen, kennt Christian Spahn zu gut. „In Dörnigheim gibt´s einen schönen Spielplatz, was für mich als Vater cool ist“, zudem ermögliche der Seitenwechsel eine „schöne Laufrunde“. Schließlich kämen auch Schüler aus Maintal einfacher zum Gymnasium. Spahn sieht in einer Fähre für Fußgänger und Fahrräder die beste Variante. Sie sei auch im Unterhalt die günstigste Lösung, meint er.
„Allein aus umweltpolitischen Gründen ist es ein Witz, dass Autofahrer einen Umweg über Hanau nehmen müssen“, kritisiert Jochen Schubert. Ein Fußgänger-Radfahrer Steg wäre aus seiner Sicht „ein Tropfen auf dem heißen Stein“, eine Brücke für alle würde zu viel Planungszeit und Geld verschlingen. Schubert plädiert daher für eine Fähre ohne Gierseilsteuerung wie in Seligenstadt.
Die Diskussion um eine Mainquerung wird weitergehen. (m/ron)