Ärger über E-Scooter in Mühlheim: „So langsam gehen sie mir auf den Geist“

An den grünen E-Scootern in Mühlheim scheiden sich die Geister: Die einen begrüßen das Angebot, andere ärgern sich – vor allem über eine Sache.
Mühlheim – Über die seit fast zwei Monaten im Stadtgebiet verteilten grünen Flitzer gehen die Meinungen auseinander. Die einen begrüßen das zusätzliche Angebot zur Nahmobilität. Die anderen ärgern sich über unsachgemäße Nutzung der mietbaren Elektro-Roller des bislang in Mühlheim einzigen Anbieters Bolt.
Zudem ist immer wieder zu hören, dass Kinder und Jugendliche mit den Scootern fahren, obwohl diese laut Allgemeinen Geschäftsbedingungen von Bolt und wegen einer benötigten Zahlungsmethode – etwa Kreditkarte oder Paypal – erst ab 18 Jahren mietbar sind. Trotzdem finden einige Schlupflöcher.
E-Scooter in Mühlheim: Scooter seien „dumm geparkt“
In der Bevölkerung wird breit über Nutzen und Schaden der neuen, nicht unumstrittenen Fortbewegungsalternative diskutiert. Auch in der Lokalpolitik scheiden sich die Geister. Stadtverordneter Yannic Bill etwa hat sich in die Diskussion eingeschaltet und rät zur Entspannung. „Ich denke, die E-Scooter müssen sich noch deutlich mehr etablieren, als es momentan der Fall ist“, sagt der 29-Jährige. „Ich bin der Auffassung, solange man die Dinger ordentlich abstellt, hat sich auch kein anderer zu beschweren.“ Im Jahr 2021 sei das öffentliche Bild einer Straße nun mal anders und daran müssten sich auch die „Alt-Eingesessenen von der ,des-war-schon-immä-so-Fraktion’ gewöhnen“. Bill räumt ein, dass es natürlich schwierig werde, wenn die Scooter „dumm geparkt“ oder „gar irgendwo hingeschmissen“ werden. „Aber auch das wird mit der Zeit besser“, glaubt er.
Das estnische Unternehmen gibt auf seiner Homepage Anweisungen, wie mit den Rollern umzugehen ist: Dort heißt es, „trage einen Helm“, „respektiere Verkehrsregeln“ und „parke verantwortungsbewusst“. Eine Möglichkeit, falsch abgestellte Roller zu melden, gibt es ebenfalls auf bolt.eu. Eine weitere Alternative bietet zudem die Stadt über die Mängelmelder-App. Trotzdem landen einige Roller genau da, wo sie nicht geparkt werden sollen.
Debatte über E-Scooter in Mühlheim: Bei der Stadt sind viele Beschwerden eingegangen
„So langsam gehen sie mir auf den Geist“, hat der Stadtverordnete Peter Kilian unlängst auf Facebook verkündet. Er habe an sich nichts gegen die E-Scooter, vielmehr störe ihn die Art und Weise der Nutzung, sagt der Stadtälteste auf Nachfrage. „Die Dinger werden öfters ohne Hirn abgestellt“, moniert er. Zudem komme es oft zu Gefahrensituationen, wenn Kinder zu zweit oder sogar zu dritt ohne Rücksicht auf Verkehrsregeln durch die Stadt fahren. Für die Einhaltung der Regeln seien auch der Vermieter und die Erziehungsberechtigten verantwortlich. Zudem setzt Kilian auf „Dialog und Aufklärung“ und schlägt eine Kampagne zur sachgemäßen Nutzung vor. „Man sollte auf junge Menschen zugehen.“ Das Thema könnte auch in den Schulen oder Schulbetreuungen besprochen werden, „da sitzt die Zielgruppe in einem Raum“, meint Kilian.
Im Rathaus sind die Probleme mit den grünen, bis zu 20 Kilometer pro Stunde fahrenden Flitzern bekannt. Erster Stadtrat und Ordnungsdezernent Dr. Alexander Krey kann die Beobachtungen aus der Bevölkerung bestätigen. Die Stadtpolizei habe mehrfach festgestellt, dass Kinder – auch teils zu zweit – auf den E-Rollern im Stadtgebiet unterwegs sind. Auch auf der Bahnhofstraße haben Stadtpolizisten schon Schulkinder angehalten, die über den Wochenmarkt gedüst sind, berichtet Krey. Just am Wochenende sei an den Steinbrüchen die Feuerwehrzufahrt mit den grünen Zweirädern zugeparkt gewesen. Vonseiten der Bürger erreichten ihn weiterhin Beschwerden über falsch geparkte E-Roller. Das komme stetig vor, von einer riesen Welle könne man aber nicht sprechen, betont Krey.
E-Scooter in Mühlheim: Zeitweise Sperrung von Rollern sei nicht möglich
Die Stadt habe sich an Bolt gewandt und angeregt, die Altersüberprüfung zu verbessern. Zudem habe man angefragt, ob es eine technische Möglichkeit gebe, die Roller für die Zeit des Wochenmarkts auf der Bahnhofstraße zu sperren. Eine Antwort von Bolt habe er bislang nicht erhalten, informiert der Erste Stadtrat.
Auf Nachfrage heißt es vonseiten des Unternehmens, „in Innenstädten sowie in Parks haben wir sogenannte Parkverbotszonen eingerichtet, in denen die Scooter nicht abgestellt werden dürfen“. Diese könnten auch kurzfristig nach Abstimmung mit der Stadt, etwa für die Dauer eines Wochenmarktes, erweitert oder angepasst werden. Allerdings könne man aufgrund der aktuellen Gesetzeslage in Deutschland „leider nicht unsere technischen Möglichkeiten zur Fahrtkontrolle und -steuerung ausschöpfen, um beispielsweise zu verhindern, dass die Scooter durch solche Zonen fahren“. Weiter teilt Bolt mit: „Sollten wir von den Ordnungsbehörden konkrete Hinweise zu einem Verstoß unserer Richtlinien bekommen, behalten wir es uns vor, einzelne minderjährige Nutzer von unserer Plattform zu sperren.“ Zudem arbeite man „eng und kooperativ“ mit der Stadt zusammen, „um ein Angebot zu schaffen, das sowohl sicher ist, als auch den individuellen, lokalen Bedürfnissen gerecht wird“. (Ronny Paul)