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Von: Stefan Mangold

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Die Führungsspitze der Mato GmbH & Co. KG: Geschäftsführer Hans-Christian Richter (von links), Werksleiter Michael Mentz, Betriebsratsvorsitzender Thomas Rossol und Vertriebsmitarbeiterin Nathalie Schickling.
Die Führungsspitze der Mato GmbH & Co. KG: Geschäftsführer Hans-Christian Richter (von links), Werksleiter Michael Mentz, Betriebsratsvorsitzender Thomas Rossol und Vertriebsmitarbeiterin Nathalie Schickling. © man

Die Mato GmbH & Co. KG hat nun das erste Mal seit 2019 wieder ein Betriebsfest gefeiert. Die in Mühlheim an der Benzstraße ansässige Firma gehört mit ihren 170 Angestellten zu den klassischen mittelständischen Familienunternehmen, die das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bilden.

Mühlheim – Was ein Unternehmen wie Mato von multinationalen Großkonzernen unterscheidet, ist die prinzipielle Ausrichtung. Börsennotierte Unternehmen verwenden einen gehörigen Teil ihrer Energie auf die eigenen Wunschkonzerte. Für jedes Quartal müssen die Manager Umsatzzahlen prognostizieren, die über den vergangenen liegen, ganz gleich, wie die Realwirtschaft gerade läuft. „So könnten wir niemals agieren“, betont Hans-Christian Richter. Der Diplom-Ingenieur fing vor 31 Jahren bei Mato an, vor zwölf Jahren übernahm er die Geschäftsführung des Maschinenbau-Unternehmens.

Erstes Ziel sei es, qualitativ hochwertige Produkte zu günstigen Preisen herzustellen und anzubieten. Gelinge das, kämen Umsatz und Gewinn von allein. „Wir produzieren etwa Förderbandbinder oder pneumatische Ölpumpen“, erklärt Richter.

Das 1906 in Offenbach gründete Familienunternehmen vertreibt seine Produkte in rund 60 Ländern, zählt weltweit sieben Tochtergesellschaften. Aus Südkorea, wo Mato seit 30 Jahren eine Vertretung unterhält, erscheint auf dem Fest hoher Besuch.

Viele Konzerne sehen zu, auch bei hohen Gewinnen mit durchgedrücktem Fuß auf die Kostenbremse zu treten, was in der Regel heißt, möglichst viel Personal abzubauen. „Auch in der globalen Kreditkrise von 2008 haben wir niemanden entlassen“, erinnert sich Richter. „Wir denken in langen Abschnitten.“ Das heißt, es macht in den Augen der Mato-Führung keinen Sinn, Fachleute rauszuwerfen, die man möglicherweise in einem halben Jahr wieder braucht. Während der Corona- und der Ukrainekrise handele man deshalb ganz genauso, „auch wenn wir kämpfen müssen, schwarz sehen wir nicht“.

Mit Corona habe man sich gerade in den vergangenen Monaten arg herumschlagen müssen. „Im August und September hatten wir Krankenstände von 20 Prozent, so viel wie noch nie.“ Wie andere Vertreter von Unternehmen beobachtet auch Richter massive Nachwuchsprobleme. „Ich sehe das als Resultat einer über Jahrzehnte fehlgeleiteten Bildungspolitik.“ So habe sich etwa die Hauptschule immer mehr zum Abstellgleis entwickelt, „anstatt dort alles zu tun, die Talente von Kindern und Jugendlichen zu fördern“. Richter beobachtet bei Hochschulabsolventen ebenfalls ein sinkendes Niveau. „Eine Diplomarbeit mit 30 Rechtschreibfehlern pro Seite war früher undenkbar.“ Für mittelständische Unternehmen sei die politisch verlangte Zunahme an Bürokratie ein weiteres Ärgernis. „Ein Lieferkettengesetz klingt zwar gut gemeint, in der Praxis raubt uns so etwas aber einfach nur die Zeit, die wir dringend woanders benötigen.“

Der Parkplatz des Unternehmens ist voll. Rund 280 Leute hatten sich angemeldet. Das Betriebsfest habe man jetzt unbedingt veranstalten wollen, betont Richter, „denn wer weiß, was für Vorschriften demnächst wieder greifen werden“. In den Sternen stünde, „ob wir die Weihnachtsfeier dann zum dritten Mal ausfallen lassen müssen“. (Stefan Mangold)

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