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Ehrenstadtrat Dieter Dickmann tritt kürzer

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Von: Ronny Paul

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Leidenschaft Modelleisenbahn: Für sein Hobby hat Dieter Dickmann nach dem Abschied aus der Politik nun mehr Zeit.
Leidenschaft Modelleisenbahn: Für sein Hobby hat Dieter Dickmann nach dem Abschied aus der Politik nun mehr Zeit. © ron

Der Ehrenstadtrat Dieter Dickmann spricht über sein Wirken als Lokalpolitiker und Fußballtrainer. Und über seine Arbeit im Präventionsrat.

Mühlheim – Mit leuchtenden Augen führt Dieter Dickmann in seinen Hobbyraum im Keller, zeigt seine selbst zusammengebastelte Modelleisenbahnlandschaft, verschiedene Loks und das ein oder andere Sammlerstück. „Vor drei Jahren habe ich einen großen Schnitt gemacht“, erzählt Dickmann, da hatte er sich von einem Gros seiner Sammlung getrennt.

Auch vor zwei Wochen hat Dickmann einen großen Schnitt gemacht, hat das Kapitel Politik für sich geschlossen, an dem er seit 1974 geschrieben hat. Zum Abschied wurde der 83-Jährige zum Ehrenstadtrat ernannt (wir berichteten), ein Titel, der bislang in Mühlheim nur Karl Stier (†, SPD) verliehen wurde. Dickmann, der eigentlich nie politisch Karriere machen wollte, hinterlässt große Fußstapfen bei der CDU, die er von 1987 bis 1989 und von 2000 bis 2006 als Mitglied in der Stadtverordnetenversammlung und von 2006 bis zur Kommunalwahl im März als ehrenamtlicher Stadtrat vertreten hat. Er habe gespürt, „dass es Zeit ist, aus gesundheitlichen Gründen kürzer zu treten“, sagt der 1938 im westpreußischen Elbing Geborene. „Ich war politisch gar nicht gut, die haben mich immer gestupst: ,Dieter du musst da hin’.“ Mühlheims Ehrenbürgerin Irmgard Sondergeld (†) hatte Dickmann für die Christdemokraten gewonnen, „die Frau war einmalig“, schwärmt Dickmann, „ein Glücksgriff für die CDU“.

Als dieser entpuppte sich auch Dickmann. 1968 stand er, der von 1958 bis 1966 als Fernmeldespezialist beim Bundesgrenzschutz arbeitete und dann zur Bereitschaftspolizei gewechselt ist, mit seiner Frau Regina vor der Wahl: Kassel oder Mühlheim? „Wir haben uns für Mühlheim entschieden, weil es in Kassel so viel regnet“, sagt der Polizeihauptkommissar im Ruhestand.

In Mühlheim schloss sich Dickmann den Fußballern der Kickers-Viktoria an. „Da war ich der Bevölkerung nahe und habe viele Menschen kennengelernt“, sagt der Schalke-Fan, der selbst in Gelsenkirchen zusammen mit Rolf Rüssmann ein Probetraining absolviert hat. Rüssmann wurde 1972 mit den Knappen DFB-Pokalsieger, der Vorstopper schaffte es nicht zu den Profis, blieb dem Verein aber treu, auch wenn die aktuelle Situation von Schalke 04 ihm „an die Nieren geht“. Leichtathletik und Fußball waren Dickmanns Steckenpferde und als beim Sport „die Knochen müde wurden, bin ich in die Politik gegangen“. Dazu hat er die Fußball-B-Trainer-Lizenz erworben und Erfolge als Trainer mit KV Mühlheim, SSG Langen, VfB Offenbach und Türk. SC Offenbach gefeiert. „Es war schön, Trainer zu sein.“ Dickmann zeigt einen Ehrenbrief des Hessischen Fußballverbands. „Ich wollte immer erster sein, das Maximale ist das Tiefste“, sagt er.

Überhaupt hat der 83-Jährige viele Auszeichnungen gesammelt: Ein Ehrenbrief des Landes für seine Verdienste für die Gemeinschaft und eine Dankesurkunde der Bayerischen Landesregierung für seinen Einsatz als Bodyguard bei den Olympischen Spielen 1972.

Bürgermeister Bernd Müller holte Dickmann 2006 in den Präventionsrat und machte ihn zum Beauftragten für Senioren. Er hielt unzählige Vorträge über Trickdiebstahl und Betrug an der Haustür. Und auch das Thema Prävention in der Grundschule war seins. Mit der Veranstaltungsreihe für Viertklässler, „Linienbus wird zum Klassenzimmer“ sowie Führungen durchs Feuerwehrhaus hat er Kinderherzen gewonnen. In einer Mappe hat Dickmann viele vor Begeisterung strotzende Briefe von Grundschülern gesammelt, beim Durchblättern kommt er ins Schwärmen. „Es ist nichts schöner. als wenn man angerufen und gefragt wird: ,Wann machen Sie wieder einen Vortrag?“ Auch im Ehrenamt möchte er nun kürzertreten, „es war eine wunderschöne Zeit“. Nun hat er wieder mehr Zeit für Frau Regina, Tochter Sibylle und seine Hobbys.

Dickmann zeigt im Wohnzimmer eine Modelleisenbahn, die er jüngst aus vielen Beilagen einer Fachzeitschrift zusammengebastelt hat. Das Hobby hat ihn wieder in seinen Bann gezogen. So ganz scheint er sich davon nicht trennen zu können. (Von Ronny Paul)

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