Lupe für kleine Forscher

Mühlheim - Ob Kaulquappe, Egel oder Biber – der Wasserforschertag des Vereins Zugpferd bot jungen Besuchern viele Stationen, um die heimische Fauna kennenzulernen. Es ist der einzige Träger im Kreis, der sich an der Aktionswoche des Vereins „BioFrankfurt“ beteiligt. Von Lisa Schmedemann
Er erreicht eine Körperlänger von mehr als einem Meter und hat rotbraunes Fell. Schwimmhäute und Nagezähne sind weitere Merkmale. „Der Biber ist nach 150 Jahren wieder zurückgekehrt“, sagt der Vorsitzende des Vereins Zugpferd Frank Sobanski. Dies sei ein gutes Zeichen für die Genesung der Natur, erzählt er weiter. Bei der Aktionswoche „Biologische Vielfalt erleben“ des Vereines „BioFrankfurt“ machen die Mühlheimer auf die Rückkehr des Großnagers aufmerksam. Als erster und bislang einziger Träger im Kreis Offenbach laden sie zum Wasserforschertag ein. Unter Anleitung der Umweltpädagoginnen Stephanie Lehrian und Julika Exner dürfen sich kleine Forscher mit Wassereimer, Becherlupe und Kescher ausrüsten, um der Fauna des Seerosenweihers sprichwörtlich auf den Grund zu gehen.
Eine Jungforscherin drückt behutsam einen Stempel in weichen Ton. Das Ergebnis: der Fußabdruck eines Bibers. „Hier kann man gut die Schwimmhäute erkennen“, sagt Lehrian und deutet auf eine ebene Stelle in der hellgrauen Masse. „Und da sind die Krallen“, sagt das Mädchen und betrachtet das Resultat. Ob sie fortan Biberspuren im Schlamm lesen können wird? Am Ufer des Seerosenweihers hört man das Rufen und Quaken der einheimischen Frösche. Helena taucht ihren Kescher ins Wasser und füllt den Inhalt vorsichtig in einen Eimer um. Mit ihrem Großvater Christian Wittmann nimmt sie ihre Beute unter die Lupe. Die flinke Kaulquappe ist besonders interessant und lässt sich auch mit bloßem Auge gut erkennen. Wittmann, selbst derzeit in der Ausbildung zum Waldpädagogen, lenkt die Aufmerksamkeit auf einen winzigen und fast durchsichtigen Wasserbewohner. „Der bewegt sich ja lustig vorwärts, erst ist er eine Kugel und dann streckt er sich aus“, sagt Helena, als sie sich den Egel mit der Becherlupe anschaut. Nach ausgiebigem Betrachten werden die Tiere wieder in die Freiheit entlassen.
Einige Meter weiter auf dem Gelände des Vereins wartet Umweltpädagogin Johanna Kiefer mit vier Experimenten rund um das Thema Wasser. Während die Kleinen bunte Seerosen aus Papier ausschneiden, um sie anschließend auf dem Wasser treiben zu lassen, probieren sich auch die Großen an dem Geheimnis der Oberflächenspannung. So viel Entdeckergeist muss natürlich belohnt werden: Am besten geht das mit einer frischen Pizza aus dem neuen Lehmofen des Vereins. Hungrige Forscher können sich aus einer bunten Palette die Zutaten wählen, die im Handumdrehen auf dünnem Teigboden gebacken werden. „Der Ofen wird mit der heutigen Veranstaltung eingeweiht“, erzählt Sobanski. Der alte Ofen sei in die Jahre gekommen und habe für ein größeres Exemplar weichen müssen. Allzu viele Pizzen werden allerdings nicht gebacken, weil der Ansturm nicht groß ist. „Aber das ist okay“, sagt der Vorsitzende, „es soll langsam groß werden, so wie all unsere Projekte.“
Das Programm der Aktionswoche, für die der Wasserforschertag den Auftakt darstellt, läuft an verschiedenen Stellen noch bis zum 27. Mai. Auf junge und alte Forscher warten Mitmachaktionen, Exkursionen und Vorträge in und um Frankfurt. Abends gemütlich an einem Lagerfeuer im Frankfurter Zoo sitzen oder frühmorgens der Beringung einheimischer Singvögel beiwohnen? Das Angebot der Aktionswoche ist online auf biofrankfurt.de abrufbar.