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Zum Jubiläum ein Blick in die Historie des Kanu-Klubs Mühlheim

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100 Jahre Kanu-Klub: Der Vereinsvorsitzende Joachim Trach im Bootshaus, durch das seit 1928 manches Mal der Main floss.
100 Jahre Kanu-Klub: Der Vereinsvorsitzende Joachim Trach im Bootshaus, durch das seit 1928 manches Mal der Main floss. © Mangold

Seit dem 10. Mai 1922 steht der Verein im Register. Der Kanu-Klub Mühlheim feierte nun im Bootshaus seinen 100. Geburtstag: ohne Tamtam, ohne Ankündigung, ohne Honoratioren. „Es macht keinen Sinn, wenn Leute, die was Besseres zu tun haben, Grußworte von wieder anderen Leuten überbringen“, nennt Joachim Trach den Grund, warum sich Stadtverordnetenvorsteherin oder Bürgermeister den Termin nicht im Kalender notieren mussten.

Mühlheim – Zu Trach passt, dass er nicht weiß, ob er der dienstälteste Vereinsvorsitzende in Mühlheim ist, „kann sein, vielleicht aber auch nicht“. Der 70-Jährige mit dem jugendlichen Schalk übernahm den Vorsitz vor 35 Jahren. Am 17. November 1987 löste er seinen Vater Walter Trach ab, der den Verein wiederum 32 Jahre geführt hatte. Der Kanu-Klub Mühlheim wandelte sich in den vergangenen Jahrzehnten, wie wohl fast jeder Verein in der Republik: „Wir betreiben keinen Leistungs-, sondern nur noch Breitensport.“ In den 1970er Jahren war das ganz anders. Dieter Loos, Lutz Seipel oder Steffen Trach, der Cousin v des Vorsitzenden, konnten sich für die Teilnahme an Weltmeisterschaften qualifizieren. „Wir machten überall mit, wo es einen Blumentopf zu gewinnen gab“, erinnert sich Joachim Trach, der seine Bundeswehrzeit in einer Sportkompanie ableistete. „Dieter und mein Cousin hatten mehr gewonnen als ich“, sagt Trach, der sich aber gerne erinnert, wie er vor dem Silbermedaillengewinner von München und amtierenden Weltmeister Norbert Sattler in dessen österreichischer Heimat in einem internationalen Wettkampf siegte.

In seiner Rede während der Jubiläumsfeier sprach Trach vom Bau des Bootshauses 1928, von der Einweihung der Erweiterung 1977, „die zielte vor allem auf die Bedürfnisse unserer erfolgreichen Wettkampfsportler im Kanu-Slalom“. Im Laufe der Zeit floss der Main hin und wieder durchs Bootshaus. Trach spricht vom Januar-Hochwasser 2003, vom Wettlauf mit den Schippen gegen die Zeit, „den Schlamm musst du wegschaffen, ehe er trocknet“.

In den 1970er Jahren zeigte das öffentlich rechtliche Fernsehen in den Sportsendungen am Sonntag noch Bilder von Disziplinen abseits der Quotenrenner – wie etwa Cross-Meisterschaften im Laufen oder auch Kanu-Slalom. Jugendliche erfuhren, jenseits des Fußballs gibt es weitere Sportarten.

„Zur 75-Jahr-Feier war die Ära Wettkampfsport im Klub schon beendet“, konstatiert Trach. Er selbst interessierte sich schon früh für eine weitere Sportart, als die hierzulande noch kaum jemand kannte. Trach besuchte in den 1980er Jahren ausgewanderte Verwandte auf Hawaii und hörte von diesem irren Wettbewerb, der sich „Ironman“ nennt. Im selben Jahr lief Trach in Frankfurt seinen ersten Marathon und kam nach rasanten 184 Minuten ins Ziel. In Hawaii nahm er schließlich zweimal am Ironman teil. „Ich hatte es übertrieben“, erinnert sich Trach. Nach dem Rückflug bekam der Mann Kopfschmerzen. Nach Einnahme einer Tablette überlebte er einen allergischen Schock, weil der Notarztwagen rechtzeitig eingetroffen war. Der heftige Asthmaanfall sollte sich später wiederholen. „Seit 30 Jahren kann ich Sport im anaeroben Bereich vergessen“, sagt der nach wie vor schlanke Trach, der heute wesentlich beschaulicher über den Main paddelt als in der Jugend.

Die Sportart eignete sich glänzend, um sich auch während der Pandemie fit zu halten. Im Verein stehen 90 Mitglieder in der Liste, 25 davon sind aktiv, setzen sich regelmäßig ins Boot oder machen zum jährlichen Putztag auf dem Gelände klar Schiff.

Wie sich im Bootshaus zeigt, fand „Stand-up-Paddling“ auch im Klub Anhänger. Mittlerweile sehe er das anders, aber Trach gibt zu, typisch für alte Hasen einer Sportart, habe er sich bei der neuen Disziplin anfangs schon gefragt: „Und was soll das jetzt?“ (Von Stefan Mangold)

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