Altheims Häuser und deren Bewohner

Altheim - Knapp zweieinhalb Kilogramm wiegt das neue Heimatbuch des Münsterer Ortsteiles Altheim. Geschaffen hat es die 92-jährige Annemarie Tuchlenski. Sie stellte ihr gewichtiges Werk nun persönlich vor. Von Peter Panknin
Bislang konnten an Heimatkundlichem über Altheim interessierte Bürger sich zusammenhängend nur anhand zweier Bücher informieren. Die nur noch mit viel Glück antiquarisch erhältlichen Werke von Pfarrer Helmut Walter „Heimatbuch Altheim und Harpertshausen“, 1983 herausgegeben von der Gemeinde Münster, und „Kirchen von Altheim und Harpertshausen“, herausgegeben vom Kirchenvorstand der Evangelischen Kirchengemeinde Altheim 1984 haben jetzt eine Ergänzung erfahren. Knapp zweieinhalb Kilogramm wiegt das Werk und ist im DIN A4-Format gehalten. Zwischen den Buchdeckeln befinden sich 512 sorgfältig gebundene Seiten, die detailliert über Häuser in Altheim, deren Hausbewohner und Berufe berichten.
Erfasst und zusammengestellt hat diese Informationen Annemarie Tuchlenski, geboren in Darmstadt vor knapp 93 Jahren. Als Kind der Familie Fendt wuchs sie in Altheim auf, wurde Lehrerin für landwirtschaftliche Haushaltskunde. Nach der Heirat mit Dr. Horst Tuchlenski, dessen Wurzeln in Ostpreußen liegen, zog sie mit ihrem Ehemann aus beruflichen Gründen nach Südafrika. Nach ihrer Rückkehr fand sie in der Rheinpfalz eine Anstellung als Lehrerin und pflegte enge Kontakte zu ihrer Familie in Altheim.
Enttäuscht zeigten sich damals Cousins und Cousinen über Tuchlenskis in Afrika geborene Tochter, denn „die ist ja gar nicht schwarz“, so berichtete die Seniorin schmunzelnd anlässlich der Präsentation ihres Buches im Gemeindehaus der evangelischen Kirche in Altheim. Seit ihrer Rückkehr aus Afrika ist die Ahnenforschung das große Hobby der Anne Tuchlenski. Zunächst mit Schwerpunkt in Ostpreußen und den Masuren, seit den 1970er Jahren auch in Altheim. Mehr als 40 Jahre wertete sie alle Quellen zu den Häusern und Familien von Altheim aus. Begonnen hat sie ihre Datensammlung zusammen mit Pfarrer Helmut Walter, legt aber Wert darauf festzustellen, dessen Werke nicht neu geschrieben zu haben. Wenn Helmut Walter schon über etwas berichtet hat, gibt es in ihrem Buch lediglich einen Hinweis auf die bereits existierenden Beschreibungen.
Autorin Tuchlenski hat Altheimer Häuser von vor 1950 katalogisiert und den alten Hausnummern zugeordnet. Soweit vorhanden, illustrieren auch Fotos aus frühen Tagen der Gebäude das Werk. Zu den Häusern und Hausnummern gibt es auch „Hausnamen“, die nicht unbedingt etwas mit dem jeweiligen Familiennamen zu tun haben, Eingeweihten aber sofort verdeutlichen, „wer woher stammt“. Die Ahnenforscherin stellte im Zuge ihrer Arbeiten fest, dass bestimmte soziale Gruppen immer wieder untereinander heirateten, und sortierte die Häuser in ihrem nunmehr erhältlichen Buch entsprechend.
„Arbeiten Sie mit diesem Buch, schreiben Sie es fort und geben es an Ihre Enkel weiter“, rief die lebhaft wirkende Dame den über 60 Besuchern der Vorstellung zu. Die Bemerkung aus dem Publikum „wenn wir mit dem Buch arbeiten, wird es schmutzig und kann nicht mehr weitergegeben werden“, konterte sie: „Dann kaufen Sie zwei, eins für den Schrank, damit Sie es weitergeben können, das andere, um damit zu arbeiten.“
Bürgermeister Gerald Frank und Pfarrer Ulrich Möbus erhielten jeweils eine Ausgabe als Präsent zur Weitergabe an die Bücherei in Altheim und an den Vorstand der Kirchengemeinde. Neben verschiedenen Privatleuten und Vertretern unterschiedlicher Vereine aus Altheim war auch der Heimat- und Geschichtsverein Münster vertreten, um sich eines der ersten Exemplare zu sichern.
Annemarie Tuchlenski bedankte sich bei allen Menschen, die Interesse an dem Buch zeigten, sowie bei den vielen Helfern, die diese Präsentation in Altheim erst ermöglicht haben. Ihr Dank galt auch dem MGV Altheim, der die Buchpräsentation eröffnet hatte. Insbesondere bedachte sie Andreas Stephan aus Otzberg mit Lob für seine „reichliche Geduld und Unterstützung“, ohne die eine Herausgabe des Buches nicht möglich gewesen wäre. Das Buch ist auch nur über Andreas Stephan, GENDI-Verlag, Gartenstraße 2a, 64853 Otzberg, erhältlich.