Aus dem Vereinsleben nicht wegzudenken

Von Albert Einstein stammen einige lehrreiche Zitate. Dass er auch was zum Radfahren sagte, wissen nur wenige. „Das Leben ist wie ein Fahrrad. Man muss sich vorwärts bewegen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.“ Dieses Zitat brachte Karin Mathy am Samstag bei der akademischen Feier des Verein Radsport im Namen der Ortsvereine an und betonte die vielen Vorteile des Radfahrens.
Münster – Eigentlich blickte der Traditionsverein schon 2021 auf seine Gründung vor 100 Jahren, wegen Corona mussten Sekt, Ansprachen oder Ehrungen aber warten. Am Wochenende war es mit einer Feier in der vereinseigenen Halle am Bahnhof endlich soweit und 60 Gäste begingen das Jubiläum.
Erster Kreisbeigeordneter Lutz Köhler gratulierte für den Landkreis und erinnerte daran, dass die Gründungsväter 13 Männer einer Stammtischgesellschaft waren. Als „Pioniere der Landstraße“ kamen sie bei ihren Wanderfahrten bis ins Rheinland und sahen dort, dass sich das Zweirad auch als Saalsport in Verbindung mit Kunststückchen nutzen lässt. Die weitere positive Entwicklung machte Köhler unter anderem an der vereinseigenen Halle fest: „so etwas haben nur wenige Verein geschafft.“ Im Namen des hessischen Ministerpräsidenten übergab er die silberne Ehrenplakette für große Verdienste um den Sport in Hessen. Für die Gemeinde Münster überbrachte erster Beigeordneter Norbert Schewe die Grüße. Für ihn sind die Radsportler aus dem Vereinsleben nicht mehr wegzudenken. Besonders freuten sich die Gastgeber auf das Kommen von Georg Bernius, dem Präsidenten des hessischen Radfahrerverbandes. „Die 100 Jahre müssen sich im Kopf erst mal setzen“, formulierte dieser. 50 Jahre habe er bewusst miterlebt. Noch gut könne er sich an Ligaspiele als Radballer gegen Münster erinnern. Den Verein bezeichnete er als eine der Vorzeigeadressen im Verband, kulturell wie sportlich.
Die Grußworte rundete Karin Mathy als Vertreterin der Ortsvereine ab. Wie die Vorsitzende der lokalen Wanderer sagte, haben es die Radsportler in Anlehnung an Einsteins Zitat geschafft, die Balance zu halten. Mathy betonte, dass die Wanderer und Radsportler jährlich mit dem Volksradfahren und dem Volkswandern große Teile der Bevölkerung aktivieren. „Dass stets mehr Bürger Radfahren als Wandern, sei dem Verein Radsport gegönnt“, meinte sie schmunzelnd.
Die Ehrung langjähriger Mitglieder nahm Tristan Lück, Fachwart Einradhockey, vor. Ausgezeichnet wurden Dietmar Weidauer (25 Jahre), Hans Euler (40 Jahre) und Ralf Stroh (50 Jahre). Nicht kommen konnten Hilde Käppler (25 Jahre), Heiko Stroh, Walter Lang sowie Lilo und Wolfgang Peter (alle 40 Jahre). Derzeit hat der Verein Radsport 130 Mitglieder. Im Vorstand ist eine ganze Reihe junger Mitglieder vertreten. Die Sparten des Vereins sind in der Halle Kunstradfahren, Radball sowie Einradhockey. Im Freien wird das Radwandern ausgeübt. Darüber hinaus gibt es drei Gymnastikgruppen. Radball hat eine besonders lange Tradition. Drei Teams existieren derzeit, zwei davon spielen in der Verbandsliga. Beim Einradhockey verfügt man über zwei Mannschaften. Eine tritt in der deutschen Einradhockeyliga an, die zweite ist eine reine Freizeitgruppe.
Im zweiten Teil der Feier ließ der stellvertretende Vorsitzender Holger Schubert die 100 Jahre Revue passieren. In diesem Zeitraum wurden Höhen und Tiefen erlebt. Zu den Tälern zählte im Dritten Reich die Einstellung aller Aktivitäten. In den 1950/60er wurden mit die größten sportlichen Erfolge erzielt, darunter gleich mehrere Hessenmeistertitel im Gruppenfahren. Eine Herausforderung war vor über 30 Jahren, als das Vereinsheim mit Anbau einer Wirtschaft durch nicht hinnehmbare Veränderungen aufgeben wurde. Als künftiger Standort wurde die alte Güterhalle am Bahnhof ins Auge gefasst und dort eine neue Sporthalle gebaut. Vor allem der immense Einsatz der Mitglieder machte das mit 11 628 Arbeitsstunden möglich. In der Festschrift, die in wenigen Tagen erscheint, wird auf die Einweihung 1995 genauer eingegangen. (Von Michael Just)

