Kita-Ausweichquartier im Münsterer „Seerich“

Die Frage, wo die Gemeinde Münster bei der Beseitigung ihrer aktuellen Unterdeckung an Kinderbetreuungsplätzen im U- und Ü3-Bereich das katholische Familienzentrum St. Michael samt seiner Kita neu bauen soll, beschäftigt die Kommunalpolitik seit fünf Jahren. Zuletzt kristallisierte sich der Verbleib am jetzigen Standort an der Gerhart-Hauptmann-Straße heraus. In der Diskussion war lange auch eine Fläche am Werlacher Weg gewesen. Insbesondere zwischen CDU und SPD hatten sich dabei Gräben aufgetan.
Münster – In dieser Woche beschlossen die Gemeindevertreter letztlich jedoch einstimmig die Änderung des bestehenden Bebauungsplans (mit dem offiziellen Namen M3 („Im Rückert“). Auf dem Areal sollen damit die planungsrechtlichen Voraussetzungen für die Errichtung der neuen Kita mit Familienzentrum geschaffen werden. Während der voraussichtlich dreijährigen Abriss- und Bauphase, auch das entschieden die Gemeindevertreter, wird die Kindertagesstätte in den „Seerich“ ausweichen.
Diesen Beschluss trafen die Fraktionen von CDU, FDP und ALMA-Die Grünen gegen die Stimmen der SPD. Deren parteiloses Fraktionsmitglied Christian Steinmetz stieß sich vor allem an den hohen Kosten, die das temporäre Verlegen der Kita St. Michael ins Münsterer Neubaugebiet mit sich bringen wird. Die vorgesehene Containerlösung – Wunsch insbesondere der CDU, weil sie sich am schnellsten realisieren lässt –soll binnen drei Jahren 1,5 Millionen Euro verschlingen, was 1 370 Euro täglich entspricht. „Ich frage mich, ob das die cleverste Lösung ist“, so Steinmetz. Er ging davon aus, dass die neue Kita an der Hauptmann-Straße „erst 2027“ fertig werde.
Dabei war noch im April dieses Jahres eine andere Interimslösung beschlossen worden. Die Gemeindevertreter hatten damals einstimmig dafür votiert, auf dem Bolzplatz hinter der Altheimer Regenbogenschule in Modulbauweise eine viergruppige Kita zum Preis von drei Millionen Euro zu bauen. Damit wäre es darauf hinausgelaufen, dass die Münsterer Eltern ihre Kinder temporär nach Altheim hätten bringen müssen. Nach Rückkehr der Münsterer Kinder in die neue Kita St. Michael sollte dann die Altheimer Kita „Blumenkinder“, die derzeit beengt in der Altheimer Kultur- und Sporthalle untergebracht ist, den Modulbau in Beschlag nehmen und sich dabei vergrößern.
In diesem Fall hätte die Gemeinde also erst mal doppelt so viel Geld in die Hand genommen wie für die Container, dafür aber auch etwas Bleibendes geschaffen (jedoch den Bolzplatz opfern müssen). Auch Jörg Schroeter, Vorsitzender der für die Containerlösung mitstimmenden FDP-Fraktion, gab zu, dass diese Rochade unter Einbeziehung der Kita Blumenkinder Charme gehabt hätte. Er bedauerte, dass die Münsterer Bauverwaltung die Planungen für dieses Areal in den vergangenen Monaten mangels personeller Ressourcen eingestellt habe. „Uns ist es aber wichtig, dass wir nun endlich in die Pötte kommen“, sagte Schroeter und klang dabei ähnlich wie Julian Dörr von ALMA-Die Grünen. Beide Fraktionen gingen mit Bauchschmerzen mit.
Fraktionschef Thorsten Schrod, dessen CDU die treibende Kraft hinter der Kehrtwende war, befand: „Mit der Containerlösung sind wir endlich da, wo wir schon seit langer Zeit hätten sein können.“ Der Zwischenstandort im Seerich stach dabei andere Flächen in der Föhrer Straße und im Bürgerpark aus. Bei alldem wird es in der zukunftsfähigen Aufstellung der Münsterer Kinderbetreuung in nächster Zeit aber auch darum gehen, der Kita Blumenkinder in Altheim eine neue Perspektive aufzuzeigen. (Jens Dörr)
