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Zu Spitzenzeiten 80 Arbeitsstunden

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Von: Lars Herd

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Karotten, Lauch, Salat: In ihrem Hofladen verkaufen Ingeborg und Günter Sauerwein die selbst angebauten Produkte.
Karotten, Lauch, Salat: In ihrem Hofladen verkaufen Ingeborg und Günter Sauerwein die selbst angebauten Produkte. © Herd

Vor 26 Jahren hat Günter Sauerwein den landwirtschaftlichen Betrieb zwischen Münster und Altheim von seinem Vater übernommen. Seitdem hat sich in der Landwirtschaft einiges verändert. Nächstes Jahr soll sein Sohn mit dessen Frau übernehmen.

Münster – Leicht haben es Landwirte in der heutigen Zeit wirklich nicht. Umso wichtiger ist es, dass es Landwirte wie Günter Sauerwein gibt, die ihre Arbeit gerne machen. Vor 26 Jahren hat er den landwirtschaftlichen Betrieb inklusive Hofladen im Feld zwischen Münster und Altheim von seinem Vater – 1962 als Landwirt ausgesiedelt – übernommen und betreibt beides gemeinsam mit seiner Frau Ingeborg. Seinen Vater hat er vorher schon lange bei der Arbeit unterstützt. Im nächsten Jahr soll wiederum sein Sohn mit dessen Frau den Betrieb übernehmen.

Auf knapp 85 Hektar baut Sauerwein jährlich Getreide, Mais, Zuckerrüben, Raps und viele weitere landwirtschaftliche Produkte an. Hinzu kommen auf etwa drei Hektar Gemüsebau beispielsweise mit Spargel. Zur Hauptsaison von März bis November gibt es dabei alle Hände voll zu tun – speziell von Mai bis Juli, wenn in der Woche gute 70 bis 80 Arbeitsstunden zusammenkommen.

Öffnungszeiten des Hofladens

Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag: 9 bis 12.30 Uhr.
Dienstag und Freitag: zusätzlich 15 bis 18 Uhr.
Samstag: 9 bis 13 Uhr.
Montag und Sonntag: geschlossen.

Von der Fleischproduktion hat sich Sauerwein schon vor einigen Jahren verabschiedet. Die Gründe: Verstärkte Kontrollen und der steigende Mindestlohn haben dafür gesorgt, dass sich das Geschäft nicht mehr lohnt. Stattdessen konzentriert er sich nun noch mehr auf Landwirtschaft und Gemüsebau. Derzeit beliefert Sauerwein neben vier Edeka-Märkten sechs weitere Hofläden. Von den Supermärkten möchte er sich allerdings bald zurückziehen.

In den vielen Jahren, die Günter Sauerwein den Betrieb nun leitet, hat sich einiges verändert. Als er startete, konnte man von dem Geld, das er durch den Gemüseanbau auf 35 Hektar verdient hatte, zwei Familien gut ernähren. „Heute klappt das mit 90 Hektar nicht mehr so gut“, sagt er. Grund ist freilich die Globalisierung und damit verbunden, dass Obst und Gemüse häufig günstig aus dem Ausland gekauft werden.

Zehn verschiedene Salatsorten und vieles mehr baut Sauerwein auf fast 90 Hektar Fläche zwischen Münster und Altheim an. Im Hintergrund ist der Altheimer Kirchturm zu sehen.
Zehn verschiedene Salatsorten und vieles mehr baut Sauerwein auf fast 90 Hektar Fläche zwischen Münster und Altheim an. Im Hintergrund ist der Altheimer Kirchturm zu sehen. © Herd

Auf ein Bio-Siegel verzichtet Sauerwein. „Das würden wir schon gerne machen“, sagt er. Allerdings seien die Auflagen und Gebühren teuer. Groß steigen würde der Absatz dadurch ebenfalls nicht „Und Bio-Produkte sind auch nicht besser bezahlt.“ Dafür setzt er lieber auf einen guten und kontrollierten Anbau.

Gut lief es für ihn vor allem im ersten Jahr der Corona-Pandemie. „Da hat bei den Leuten ein Umdenken stattgefunden“, meint Sauerwein. Dadurch, dass die Menschen mehr auf regionale Produkte gesetzt haben, sind die Verkaufszahlen um knapp 25 Prozent gestiegen. „Das war gerade 2020 heftig“, sagt er. 2021 waren es aber schon wieder weniger Kunden als im Jahr zuvor.

Hatten die Sauerweins früher noch keinen eigenen Hofladen – den gibt es nun seit knapp 30 Jahren – sondern haben den Verkauf über ihre Klingel abgewickelt, gibt es nun schon einen festen Kundenstamm, der regelmäßig auf dem Hof vorbeischaut. Dazu erweitert Sauerwein die Palette seiner eigens angebauten Produkte – unter anderem zehn verschiedene Salatsorten, Kräuter, Kohl, Suppengemüse, Rote Beete, Spargel – mit zugekauften Erdbeeren, Milch, Wurst, Nudeln, Wein und Äpfeln. „Es muss sich für die Kunden auch rentieren herzukommen“, erzählt Sauerwein, „heute hat ja kaum jemand die Zeit, in mehrere Läden zu gehen, um alle Lebensmittel, die man braucht, einzeln zu kaufen.“

Direktvermarkter-Serie

In unserer Serie stellen wir in loser Reihenfolge Direktvermarkter aus Münster und Eppertshausen vor. Neben Sauerweins Hofladen sind das die Wiesenmühle in Münster und Rindfleischdirekt in Eppertshausen. Sollten wir Sie nicht berücksichtigt haben, wenden Sie sich bitte per Mail an babenhausen@op-online.de.

Daher bieten Ingeborg und Günter Sauerwein unter anderem auch selbst gemachte Marmelade oder jetzt in der Vorweihnachtszeit Plätzchen an. Auch fertige Salate zum Mittagessen werden gut angenommen. „Das ist gerade in den letzten zwei Jahren mehr geworden“, erzählt Günter Sauerwein. Gleiches gilt natürlich für bereits eingelegtes Sauerkraut und andere Kraut-Sorten.

Geöffnet hat der Hofladen noch bis Ende des Jahres. Gerad in der Weihnachtszeit setzen die Kunden noch auf regionale Produkte. „Vor allem der Feldsalat wird zu Weihnachten gesucht“, sagt Ingeborg Sauerwein. Danach hat der Hofladen im Januar und Februar geschlossen. Was aber nicht heißt, dass die Sauerweins dann frei haben. „Da kümmern wir uns dann ums Büro, Instandhaltungsarbeiten und räumen den Hof auf“, erzählt Günter Sauerwein. „Also alles, was über das Jahr hinweg angefallen ist.“ (Von Lars Herd)

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