Erneut Turbulenzen ums Kreistierheim

Münster - Die ehemalige Leiterin des Kreistierheims ist vor wenigen Tagen am Amtsgericht Dieburg zu einer Bewährungs- sowie einer Geldstrafe verurteilt worden. Von Jens Dörr
Ihr Vergehen stand nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit ihrer Arbeit im Tierheim, wo ihr der Vorstand des Trägervereins um die Bürgermeister Gerald Frank (Münster, seit Frühjahr Vorsitzender) und Carsten Helfmann (Eppertshausen, Stellvertreter) zum 31. Mai die Kündigung ausgesprochen hatte. Wie Prozessbeobachter berichteten, kam in der Verhandlung auch eine Vorstrafe der Leiterin wegen Untreue zur Sprache. Diese stammt aus 2013. Die ehemalige Leiterin führte das Kreistierheim seit November 2011. Sie geriet in den Jahren 2013 und 2014 massiv in die Kritik einiger Tierschützer aus der Region. Die Vorwürfe erhärteten sich zunächst nicht. Gerade mit Blick auf die Kritik am Umgang mit den Tieren und die parallel auf demselben Gelände an der Munastraße laufende Hundezucht bemühte sich die ehemalige Leiterin, Vertrauen in ihre Arbeit zu schaffen. Dazu zählte ein Rundgang mit unserer Zeitung, an dem auch eine Tierärztin und der damalige Vereinsvorsitzende, Münsters Ex-Bürgermeister Walter Blank, teilnahmen. Da unter den Kritikern einige ehemalige haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter des Tierheims waren, die sich mit der Ex-Leiterin überworfen hatten, wurden seitens der Leiterin Rachegelüste als Antrieb der in ihren Augen unberechtigten Vorwürfe angegeben.
Lesen Sie dazu auch:
Der Vorstand des Trägervereins hielt damals an ihr fest. Im Frühjahr dieses Jahres gab der Verein in einer Mitteilung zu seiner Hauptversammlung ohne Angabe von Gründen bekannt, dass man sich Ende Mai von der Leiterin trennen werde. Das Heim wird derzeit kommissarisch geleitet. Auch auf Nachfrage schweigt der Vorstand zu den Gründen, weshalb die wichtigste Personalstelle im von den Mitgliedskommunen und aus Spenden finanzierten Tierheim in Münster-Breitefeld nach dreieinhalb Jahren neu besetzt werden soll. Nach der jüngsten Verhandlung am Amtsgericht wandte sich einerseits eine Gruppe um die ehemals im Kreistierheim mithelfende Roßdörferin Bettina Mertz und um Andrea Fröhlich, die vor zwei Jahren eine Petition gegen die Hundezucht auf dem Tierheim-Gelände ins Leben gerufen hatte, an unsere Zeitung. „Was uns so ungehalten macht, ist, dass die ehemalige Leiterin wegen Unterschlagung und Veruntreuung seit Mai 2013 einschlägig vorbestraft ist“, schreiben sie. „Das muss der Vorstand im Juni 2013, nach Vorlage unseres Beschwerdekataloges, gewusst haben.“ Ob das der Fall war, ob die Entlassung der ehemaligen Leiterin damit in Zusammenhang steht und ob dem Kreistierheim Schäden entstanden sind, wollte unsere Zeitung vom Trägerverein bereits seit vergangener Woche wissen, gab die Schreiben zudem zur Kenntnisnahme weiter und reichte die Fragen schriftlich ein. Bis gestern waren keine Antworten zu erhalten.
Mertz und Co. betonen: „Uns ist es ein Anliegen, klarzustellen, dass wir keine Leute sind, die persönlich und an ihrer Arbeit gescheitert sind.“ Das war ihnen damals vom Mann der Leiterin vorgeworfen worden, der Rache unterstellte. Ihre Vorwürfe sehen sie nun erhärtet. Angebracht sei „eine Entschuldigung der Personen, insbesondere des alten Vorstandes, welche uns in der Öffentlichkeit angegangen sind“.