Von Altglas bis Zigarettenstummel

Familie Georgens aus Münster sammelt als Umweltpaten rund um die Gersprenz Müll ein.
Münster – Hier liegt eine Dose, da eine Tüte, dort eine Folie: Schon beim groben Blick sieht man, wie viel Müll auf dem kleinen Feldweg neben der Gersprenz liegt. Bei genauerem Hinsehen ist es noch viel mehr. „Da ist noch eine Zigarette“, sagt Susanne (10) und hebt sie mit der Müllgreifzange auf. Ihre Schwester Carolin (12) hält den Müllbeutel auf und Carolin wirft den Abfall hinein.
Dass so junge Menschen den Dreck anderer einsammeln ist ungewöhnlich. Aber gemeinsam mit ihrer Mutter Judith Georgens sind sie seit einigen Wochen als Umweltpaten an den Wegen neben und um die Gersprenz nahe des Gersprenzstadions unterwegs. Ihre Aufgabe: die Gemeinde von Müll zu befreien. Doch dazu braucht es – so engagiert die Georgens auch sind – noch mehr Familien. Darüber würde sich Judith Georgens auch mehr freuen, als im Feld führ ihre ehrenamtliche Arbeit gelobt zu werden. „Wenn Leute uns beim Müll einsammeln sehen, sagen sie ,sehr gut’“, erzählt sie, ergänzt aber auch: „Da würde ich ihnen aber gerne mal sagen, dass sie das selbst auch machen können.“

Doch dann gibt es da auch noch andere Menschen. Wie die Gemeinde Münster mitteilt, häuften sich zuletzt die Klagen von Umweltpaten über Hundekot – insbesondere im Bereich der Heinrich-von-Kleist-Straße direkt am kleinen Weg an der Gersprenz. Der Kot behindert und erschwert die Grünpflegearbeiten der Umweltpaten erheblich und ist für die Ehrenamtlichen zusätzlich noch eklig und natürlich auch unappetitlich. Viele Hundehalter zeigen sich zudem offenbar uneinsichtig, wenn sie von den Umweltpaten darauf angesprochen werden. Daher bittet die Gemeinde Münster noch einmal alle Hundehalter dringend, die Hinterlassenschaften ihrer Tiere zu beseitigen. Kostenlose Kot-Tüten werden an verschiedenen Stellen in der Gemeinde zur Verfügung gestellt – inklusive Mülleimer.
Apropos Mülleimer: Den können einige Unverbesserliche wohl auch nicht benutzen. Denn beim Gang entlang der Gersprenz liegt auch dort Dreck rum. „Das verstehe ich nicht“, ärgert sich Judith Georgens und hebt die Zigarettenstummel rund herum auf. Susanne und Carolin finden in der Zeit noch Taschentücher und Verpackungsmüll von Schokoriegeln und werfen alles in ihren Müllsack, der immer voller und immer schwerer wird. Dann sieht sie auch noch eine kleine Plane im Wasser, die sich an einem Ast verfangen hat. Nach mehreren Versuchen schaffen es die drei dann auch, sie aus dem Wasser zu fischen – und sehen, dass es keine Plane, sondern eine Einkaufstasche aus Kunststoff ist.

Als Umweltpatin engagiert sie sich, weil sie selbst sehr ordentlich ist. Bei Spaziergängen im Feld ist ihr viel Müll aufgefallen, daraufhin hat sie sich schlaugemacht, was man tun kann und ist an die Gemeinde herangetreten. Über den Zweckverband Abfall- und Wertstoffeinsammlung (ZAW) wurde die Familie kostenlos mit Greifzangen und Müllbeutel ausgestattet. Und wenn die Säcke voll sind? „Dann holt der ZAW sie ab.“
Viel Arbeit nehme das Ehrenamt übrigens nicht in Anspruch, eine Vorgabe an Arbeitsstunden schon gar nicht. „Wir können das machen, wann wir wollen“, sagt Judith Georgens. Also volle Flexibilität. Sie selbst sammelt den Abfall meist beim Spazierengehen. Und auch ihre Töchter Susanne und Carolin nehmen immer mal wieder ihre Freundinnen mit auf die Müllrunde im von ihnen selbst ausgewählten Gebiet rund um die Gersprenz. Und fast jedes Mal kommen sie mit einem vollen und schweren Müllbeutel zurück, den sie wegen des Gewichts abwechselnd tragen. „Einmal sind wir auch mit einem Bollerwagen gefahren“, erzählt Susanne. Lobenswert, dass sie sich für die Umwelt einsetzen und den Müll Fremder einsammeln – Nachahmer erwünscht. (Von Lars Herd)