Gemischtes Votum zum Abriss des Münsterer Hallenbads

Die Sitzung des Münsterer Haupt- und Finanzausschusses wartete am Dienstagabend beim Tagesordnungspunkt Hallenbad mit zwei Überraschungen auf
Münster – Zum einen interessierten sich mit kaum 20 Zuhörern unerwartet wenige für das (scheinbare) derzeitige Megathema der Gersprenzgemeinde; zum anderen gaben die Ausschussmitglieder von CDU, FDP, ALMA-Die Grünen und SPD ein gemischtes Votum ab, als es um den Beschlussvorschlag für die Gemeindevertreter-Sitzung nächsten Montag (7. Februar, 19 Uhr, Kulturhalle) ging. Erst das Nachhaken im Anschluss an die Sitzung klärte dies auf.
Denn die Vertreter aller vier Fraktionen verzichteten am Dienstag auf eine inhaltliche Debatte, wie sie im Ausschuss sonst üblich ist. Dies dürfte allerdings am kommenden Montag – wenn womöglich auch ein größeres Publikum beiwohnen wird – ausgiebig nachgeholt werden. Die CDU etwa kündigte in Person von Ausschussmitglied und Fraktionschef Thorsten Schrod genau das an. Durch den Verzicht auf Stellungnahmen blieben die Gründe für das Votum des Ausschusses zunächst nebulös.
Der Beschlussvorschlag, zur Abstimmung gestellt nach einer Präsentation des parteilosen Bürgermeisters Joachim Schledt zur Arbeit der Hallenbad-Kommission und ihrer Erkenntnisse hinsichtlich der Sanierungsfrage (siehe Kasten), lautete: „Die Gemeindevertretung beschließt, auf eine Sanierung des Hallenbades zu verzichten, da eine Sanierung als nicht wirtschaftlich sinnvoll erachtet wird. Sofern ein Hallenbad gewünscht ist, muss über einen Neubau nachgedacht werden.“
„Wer für Sanierung ist, ist an der Realität vorbei“
Münster – In seiner Präsentation fasste Bürgermeister Joachim Schledt (parteilos) am Dienstagabend im Haupt- und Finanzausschuss die Erkenntnisse der Münsterer Hallenbad-Kommission zusammen, die 2021 dreimal getagt hatte. Dabei beschrieb er das, was die Spatzen schon länger von den Dächern pfeifen.
Schledt sprach von „veralteten technischen Anlagen, veralteter Gebäudesubstanz und gravierenden Sicherheitsmängeln“, die im Sommer und Herbst 2019 (seither ist das Bad geschlossen) festgestellt worden seien. Das 51 Jahre alte Bad habe „erhebliche Mängel in allen Anlageteilen“. Zur damaligen, teils heftig kritisierten Schließung durch seinen Amtsvorgänger Gerald Frank (SPD) sagte Schledt: „Wegen der Risiken und der Gefährdung der Besucher hätte ich an seiner Stelle genauso entschieden.“
Die Kommission habe mit Unterstützung der Experten von BZM-Architekten und Deutscher Gesellschaft für das Badewesen intensiv geprüft, ob sich das alte Bad retten und mit vertretbarem Aufwand sanieren lasse. Ergebnis aus Schledts Sicht: „Es ist nicht möglich. Wir hätten Sanierungskosten von mindestens acht bis zehn Millionen Euro – und dann immer noch ein altes Bad.“ Wolle man in Münster künftig weiter schwimmen können, geht das nach Schledts Meinung einzig in einem Neubau: „Wer für die Sanierung ist, ist an der Realität vorbei.“ (jd)
Diesen Vorschlag hatte die Kommission, der Vertreter aller Fraktionen, der Gemeindevorstand und „sachkundige Bürger“ angehört hatten, einstimmig unterbreitet – also auch mit Stimmen von ALMA-Die Grünen und SPD. Der ALMA-Vertreter im Ausschuss enthielt sich am Dienstagabend jedoch. Die beiden SPD-Vertreter stimmten gar gegen den Vorschlag. Mit den drei Stimmen der CDU und der einen der FDP wurde er letztlich zum Beschluss durch die Gemeindevertreter empfohlen, aber eben nur knapp.
Die ALMA-Position erläuterte nach der Sitzung Julian Dörr: „Wir hatten innerhalb der Fraktion vereinbart, dass wir die Präsentation des Bürgermeisters und eine eventuelle Diskussion noch mal abwarten und uns deshalb enthalten wollten.“ Generell sei man aber „schon eher auf der Seite, dass wir in das alte Bad nicht noch mal acht bis zehn Millionen Euro versenken wollen“. Eine Rolle spielten auch noch die Hallenbad-Anträge von SPD und CDU, die am kommenden Montag ebenfalls auf der Tagesordnung stehen.

Auf den eigenen Antrag verwies nach der Ausschusssitzung für die SPD auch Christian Steinmetz und erläuterte damit die Nein-Stimmen seiner Fraktion. Die Genossen werden nächsten Montag die Veröffentlichung der Dokumente der Hallenbad-Kommission beantragen. „Wir hoffen darauf, dass dadurch engagierte Bürger innovative Ideen entwickeln und es möglicherweise noch eine Alternative bezüglich der Sanierungsmöglichkeiten gibt.“ Diese Chance wolle man „unbedingt nutzen, bevor das Hallenbad in Münster stirbt“. Denn die SPD glaube nicht an einen Ersatz für das aus 1971 stammende Bestandsgebäude: „Aus unserer Sicht ist die Wahrscheinlichkeit eines Neubaus bei nahe null Prozent.“ (Jens Dörr)